So schaltet das Tempowerk strategisch auf Zukunft um

Foto: TempowerkOrtstermin in Winsen: Tempowerk-Chef Christoph Birkel und eCap-Geschäftsführerin Leonie Behrens vor dem HyBatt-Testfahrzeug. || Foto: Tempowerk

Hamburgs Wasserstoff-Pläne und die Nähe zum geplanten Elektroliseur
in Moorburg eröffnen neue Perspektiven.

Anfang August wurde die magische Grenze überschritten: eine Million Elektroautos in Deutschland. Die Elektrifizierung des Autoverkehrs erreicht damit ein Maß, das sich die Politik schon früher gewünscht hätte – als Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstoßes und damit zur Bekämpfung des Klimawandels. Fachleute halten die E-Mobilität in der bisherigen Form allerdings für eine Übergangstechnologie, denn die wirklich klimafreundliche Zukunft liegt in der Nutzung von grünem Wasserstoff und der Brennstoffzelle. Ein Unternehmen, das sich mit beiden Technologiefeldern befasst, sitzt in Winsen. Die eCap Mobility GmbH hat beispielsweise den historischen Tempowagen elektrifiziert, der als Werbeträger für das Tempowerk in Harburg eingesetzt werden soll. Aus dem Auftrag ist mittlerweile eine Kooperation geworden, die Tempowerk-Chef Christoph Birkel und eCap-Geschäftsführerin Leonie Behrens besiegelt haben.

Ein strategischer Schulterschluss, der vor allem auf die Zukunft gerichtet ist, denn langfristig wird es nicht um E-Autos, sondern um wasserstoffgetriebene Brennstoffzellen in Fahrzeugen aller Art gehen, vor allem auch im Schwerlastverkehr. Durch die Nähe zu dem geplanten Elektroliseur im ehemaligen Kohlekraftwerk Moorburg rückt das Tempowerk als potenzieller Standort für Unternehmen aus dem Wasserstoff-Kosmos ins Zentrum einer technologischen Entwicklung, auf der viele Hoffnungen ruhen. Wenn Platz für Büros und Labore gebraucht wird, kann das Tempowerk liefern – die Neubaupläne für eine umfangreiche Erweiterung des Technologieparks in Bostelbek liegen fix und fertig in der Schublade und haben bereits das Okay des Oberbaudirektors. Das Flächenangebot kann bei Bedarf um 30 000 Quadratmeter erweitert werden.

Showtime in Bostelbek

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Mark Behr, Innovationsmanager des Tempowerks: „Wir wollen unseren Mietern im Tempowerk nicht nur ein umfassendes internes Netzwerk, sondern auch technologisch interessante Kontakte bieten. Dazu zählt die Kooperation mit eCap. Die Brennstoffzellen-Thematik ist ein ganz aktuelles Zukunftsthema, vielfach aber noch nicht so richtig erfassbar. Das wollen wir ändern und Ende Oktober gemeinsam mit eCap einen Wasserstoff-Tag im Tempowerk veranstalten. Unsere Partner werden dazu verschiedene Fahrzeuge mitbringen und demonstrieren, wie Wasserstoff als Energieträger beispielsweise in Bussen und Lkw eingesetzt wird. Wir machen die Brennstoffzelle im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar.“

Während ein 40-Tonner mit E-Motoren und tonnenschwerer Batterie allgemein nicht als Lösung des Problems angesehen wird, ist die Brennstoffzelle bereits in einem Stadium angelangt, das realistische Perspektiven eröffnet. In Winsen verschaffte sich Christoph Birkel bei einem Besuch bei Clean Logistics und eCap Mobility einen Eindruck davon, wie Zugmaschinen umgerüstet werden können. Dass eCap zum Netzwerkpartner des Tempowerks wurde, war quasi ein Selbstgänger. Mark Behr: „Das Schöne daran ist: Die Leute bei eCap sind Praktiker. Die packen an und realisieren das, was andernorts vielfach nur als Vision existiert. Hier kann man sehen, was es heißt, eine Zugmaschine so auseinanderzunehmen, dass am Ende eine Brennstoffzelle unter der Motorhaube sitzt. Sehr beeindruckend. Das passt zu uns, denn auch im Tempowerk sitzen Macher.“ Die Kooperation mit eCap ist ein erster Schritt in die Wasserstoff-Richtung, wie der Innovationsmanager im B&P-Gespräch bestätigt. Er verweist auf das mit der Hansestadt abgestimmte Erweiterungskonzept und auf eine Planung, die dem Tempowerk-Standort insgesamt in die Karten spielt: Wenn die A26 als Verbindung zwischen der A7 und der A1 (ehemals als Hafenquerspange diskutiert) eines Tages kommt, wird in direkter Nähe zum Technopark und zum Mercedes-Werk ein Autobahnanschluss gebaut. Zurzeit wird der Anschluss der A26 von Stade und Buxtehude kommend an die A7 vorbereitet (siehe Baustellen-Report im Immobilien-Special auf den Seiten 28/29). Wenn die Pläne nicht politisch „abgeschossen“ werden, könnte die Deges als ausführende Gesellschaft bereits bis Ende des Jahrzehnts Fakten schaffen. Eine völlig neue Lage für das Tempowerk. wb

>> Web: www.tempowerk.de