Allein unter Männern

Wolfgang BeckerSie kennt beide Seiten: Im B&P-Business­Talk erzählt Gaby Raddatz, warum sie nach einer Mechaniker-Lehre noch eine weitere Ausbildung im Autohaus Tobaben anhängte und heute ihren Platz zwischen der kaufmännischen und der technischen Welt gefunden hat. Foto: Wolfgang Becker

B&P-BUSINESSTALK Tobaben-Mitarbeiterin Gaby Raddatz: Erst
Pionierin, jetzt Routinier.

Frauen in klassischen Männerberufen – ein Trendthema? Gaby Raddatz,
44 Jahre, zwei Kinder, kann da nur müde lächeln. Sie ist diesen Weg bereits vor gut 25 Jahren gegangen. Nach der Schule zog es sie in die Welt der Autos. Sie lernte Kfz-Mechanikerin. „Das war mein absoluter Traum. Ich hatte damals einen Freundeskreis, der immer an Autos geschraubt hat, das fand ich toll“, erzählt die Altländerin im Gespräch mit Business & People.

Eine echte Pionierin war sie also damals. „Natürlich war das kein Ponyhof, ich musste angesichts vieler blöder Sprüche der männlichen Kollegen auch gut einstecken können. Aber ich wusste ja, worauf ich mich einlasse und hatte irgendwann auch das Mundwerk, um mich zu verteidigen“, denkt Gaby Raddatz schmunzelnd zurück.

Doch nach der erfolgreich bestandenen Ausbildung herrschte zunächst einmal Jobfrust. Denn viele Betriebe waren noch nicht bereit für weibliche Kfz-Mechaniker. „Oft mangelte es nicht nur an der inneren Einstellung, sondern auch an so einfachen Dingen wie einer eigenen Umkleide“, erklärt die 44-Jährige. Da sie sich zudem nicht sicher war, ob ihr die körperlich fordernde Arbeit auf Dauer liegen würde, schaute sie sich noch einmal um.

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Eher so der handfeste Typ . . .

„So kam ich zum Autohaus Tobaben. Denn dort wurde mir angeboten, nach meiner ersten Ausbildung gleich noch eine Lehre zur Automobilkauffrau dranzuhängen.“ Ein Beruf, der ein breites Tätigkeitsspektrum umfasst. So probierte Gaby Raddatz sich im Laufe der Zeit beispielsweise auch im Verkauf aus. Doch das lag ihr nicht besonders. „Die Leute geben eine Menge Geld aus, da dauert die Entscheidung natürlich lange und es kann auch mal viel Redebedarf geben. Aber ich bin eher so der handfeste Typ“, erklärt sie schmunzelnd. Zudem wollte sie ihre in der ersten Ausbildung erworbenen Kenntnisse auch weiterhin einsetzen.

Kurze Zeit später fand sie dann ihre Traumposition. „Ich bin heute in der Gewährleistungsabwicklung tätig. Das ist die Schnittstelle zwischen Kunde, Werkstatt und Hersteller“, erklärt sie. „Für diesen Job ist es wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren und zu verstehen, was der Mechaniker macht“, sagt Raddatz. „Das ist mein großer Vorteil.“

Das Wichtigste in ihrem Job sei es, den Kunden schnell und unkompliziert zufriedenzustellen. „In meinem Alltag kommen dabei beide Seiten vor: komplizierte Fälle und Routine.“ Die Kunden an ihren Einsatzorten in Buxtehude und Stade hätten natürlich hohe Erwartungen. „Und ich habe hier viel Spielraum, um die nötigen Entscheidungen zu fällen.“ Das bestätigt Geschäftsführer Jan Busse: „Wir sind immer bestrebt, unsere Mitarbeiter gemäß ihres Persönlichkeitsprofils einzusetzen und ihnen eine sinnstiftende Aufgabe anzubieten. Dieses Engagement bringt immer wieder interessante Lebensläufe hervor.“

„Traut Euch, Leute!“

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Und so fand Gaby Raddatz den perfekten Job für sich. „Ich konnte mich hier so entwickeln, wie es für mich maßgeschneidert ist, und ich bin glücklich. Auch nach fast sechs Jahren Elternzeit ging es für mich hier so weiter wie vorher, und so etwas ist ja auch nicht selbstverständlich, wie man immer mal wieder hört.“

Würde sie Schulabsolventen heutzutage raten, beruflich in die Kfz-Welt einzutauchen? „Auf jeden Fall. Traut Euch, Leute“, bricht es da aus ihr hervor. „Das ist ein unheimlich umfangreiches Feld, bei dem man in viele Bereiche reinschnuppern und sich anschließend so wie ich das schönste Stück der Torte raussuchen kann.“ Am Schluss ergänzt sie noch augenzwinkernd: „Und für Mädchen ist es mittlerweile natürlich auch nicht mehr so schwierig wie vor 25 Jahren.“ top

>> Web: www.tobaben.eu