„So könnte das einmal aussehen . . .“

Thimo Körting und Nehle Roder vor dem fast unauffälligen digitalen Bemusterungstisch, dessen Schubladen die Bildschirmdarstellung steuern. Der Aha-Effekt ist garantiert. Foto: B&P

B&P VOR ORT Thimo Körting  und Nehle Roder stellen die bauwelt 4.0  vor – Digitale Ausstellung mit  überraschenden Möglichkeiten.


Wer sich einmal anschauen möchte, welche Chancen die Digitalisierung im Handel bietet, und vielleicht noch ganz nebenbei ein neues Badezimmer oder einen anderen Raum gestalten möchte, der sollte sich unbedingt auf den Weg in die Zentrale der bauwelt Delmes Heitmann an der Maldfeldstraße in Harburg/Seevetal machen. In der Ausstellung ist seit dem Frühjahr einiges umgebaut worden, wie Thimo Körting, Projektmanager und zuständig für den E-Commerce, sowie seine Kollegin Nehle Roder, spezialisiert auf den Vertrieb von Fliesen, bei einem B&P-Besuch erläuterten. Sie präsentierten die bauwelt 4.0 und überraschten mit der Technik eines schwedischen Software-Hauses, die bislang eher im Fahrzeughandel etabliert schien. Schon mal digital ein Badezimmer konfiguriert? In der bauwelt ist das jetzt möglich.

Bauherren werden bestätigen: Die Bemusterungsphase nach dem Motto „Welchen Klinker oder welche Fliese hätten Sie denn gerne?“ stellt insbesondere für jene, die im Baustoffhandel nicht alltäglich verkehren, eine echte Herausforderung dar. Besonders, wenn es am räumlichen Vorstellungsvermögen mangelt und sich der Kunde nicht vorstellen kann, wie die Fliese in seiner Hand auf dem Boden seines Badezimmers aussieht, kann das zu Frust führen. Diesem Grundgedanken folgend, beschloss die Geschäftsführung der bauwelt im vorigen Jahr eine Digitalisierungsoffensive, die mittlerweile so weit gediehen ist, dass Kunden in der Harburger Zentrale einen Service bekommen, der bislang allenfalls in gehobenen Autohäusern zu finden war: einen Konfigurator rund ums Haus mit schier endlosen Möglichkeiten.

Anzeige

Verteilt in der Ausstellung sind vier Stationen installiert worden (im Außenbereich eine weitere), an denen der Kunde überrascht wird. Beispiel: Im Bereich der Bodenbeläge steht ein großer Tisch mit vielen Schubfächern, in denen die Muster liegen. Sobald eine Schublade herausgezogen wird, erscheint auf einem Bildschirm eine Raumansicht mit eben jener Fliese, die der Kunde nun optisch auf sich wirken und zudem auch direkt anfassen kann – hier wird Haptik mit Optik synchronisiert. Und wie sähe das Ganze mit Parkett aus? Ein Griff in das Musterregal und das ausgewählte Stück, etwa so groß wie ein Küchenbrett, wird auf die Markierung des Tisches gelegt. Über einen Chip am Muster wird das System aktiviert – der gezeigte Raum hat nun einen Parkettboden. So viel zum Grundprinzip.

Haptik trifft Optik

Die bauwelt hat mittlerweile um die 6000 Artikel ins System eingepflegt. Sehr anschaulich: das Thema Klinker. Thimo Körting: „Es ist unglaublich, wie sehr die Klinkerfarbe ein Haus verändert und einen völlig anderen Eindruck entstehen lässt.“ 60 verschiedene Klinker-Typen stehen bereit. Und die Fugenfarbe lässt sich ebenfalls verändern.

Besonders bewährt hat sich die Digitalisierungsoffensive bei der Gestaltung von Bädern, wie Nehle Roder sagt. Sie ist an dem System geschult und in der Lage, individuelle Raumdaten einzupflegen, sodass der Kunde nicht irgendein Bad, sondern sein Bad sieht. Ein paar Klicks und es verändern sich die Fliesen, die Wandfarben und das Interieur. Körting: „Wir sind dabei die Software mit immer mehr Daten zu füttern. Ziel ist es, ein sehr detailliertes Bild zu zeigen – mit den exakten Fenstern, Türen, Armaturen und der Badkeramik. Und wir können dann bis hin zur Fliesenfuge alles exakt wiedergeben.“ Wobei Nehle Roder sagt: „Eine Bildschirmdarstellung bleibt immer eine Bildschirmdarstellung. Deshalb betone ich in der Beratung immer: So könnte das einmal aussehen.“

Die bauwelt-Vision: In einem nächsten Schritt sollen die Räume des Kunden mit einer 3D-Kamera gescannt werden, um exakte Messdaten zu bekommen. Dann geht es an die Gestaltung. Um eine Darstellung in Topqualität zu erhalten, wurden die einzelnen Warenmuster ausgesuchter Lieferanten, beispielsweise eine Fliese, nicht einmal, sondern gleich in mehreren Varianten im System hinterlegt – wie im richtigen Leben. So entstehen keine homogenen Flächen, sondern Wände mit Struktur. Erstmals vorgeführt wurde das System in diesem Jahr auf der Messe home2. Nach dem Start in Harburg wird nun auch die bauwelt-Filiale in Geesthacht digitalisiert. Etwas Vergleichbares dürfte in dieser Breite in der Branche selten zu finden sein.

Anzeige

Fotorealistische Darstellung

Wozu der bauwelt-Konfigurator in der Lage ist, demonstriert Nehle Roder am Beispiel eines Badezimmers – ein Kundenauftrag, den sie visualisiert hat. Die Grafik wird gerendert, so bekommt die Darstellung fotorealistische Züge. Sie erscheint auf dem Bildschirm im neuen Studio der digitalen bauwelt. An den Wänden eine Auswahl von Mustern von Fliese bis Fenster. Alles Weitere erfolgt virtuell auf Höchstniveau. Thimo Körting: „Das ist ein Spagat zwischen dem Vorzeigbaren und dem Machbaren. Ein ganzheitlicher Ansatz, der den Kunden aber vor dem Hintergrund der Vielzahl an Möglichkeiten auch nicht überfordern soll. Deshalb empfehlen wir immer eine persönliche Beratung.“ wb

>> Web: www.bauwelt.eu