Darum brauchen wir mehr Einhörner

Keine Rakete, aber eine große Drohne: Das Startup Beagle Systems sorgte für anschauliches Material im Veranstaltungsraum der Lüneburger Arena. Foto: Wolfgang Becker

Eindeutige Botschaft beim „1. Innovation-Club“ der Business-Angels-Netzwerke.

Wenn Einhörner und Zebras aufeinandertreffen, kann es schon mal ein bisschen bunt werde: Beim „1. Innovation-Club“, zu dem die Business-Angel-Netzwerke Elbe-Weser (Banew) und Süd-Ost-Niedersachsen (Banson) in die neue Arena nach Lüneburg eingeladen hatten, sollten Startups die Chance bekommen, auf potenzielle Investoren zu treffen, die bereit sind, Venture-Capital bereitzustellen. Grundsätzlich war das auch möglich. Zunächst einmal gab es jedoch kurioserweise ein langes Interview mit den zweifellos sympathischen Bundesliga-Volleyballern der SVG Lüneburg und nach einer fundierten
Keynote zum Thema „Warum wir in Deutschland 5000 Einhörner brauchen“ sowie vier Acht-Minuten-Vorstellungen von Startups ganz nebenbei die Information, dass Hannover zehn Millionen Euro für den Wachstums-Fonds Südliche Metropolregion (einer von fünf Niedersächsischen Fonds) bereitstellt – wenn denn von anderer Seite weitere zehn Millionen bereitgestellt werden.

Kurz: Auch hier werden Investoren für vorzugsweise technologiebasierte Startups gesucht, die letztlich das noch fehlende Venture Capital für den Fonds bereitstellen – rund 7,5 Millionen Euro. Als Anker-Investor ist bereits die N-Bank mit 49,9 Prozent eingestiegen. Und auch die Hamburger Fondsmanager von „Der Hafen Capital“ sind gemeinsam mit einer „überregionalen Sparkasse“ mit elf Prozent dabei.

Wer nicht weiß, was „Einhörner“ im wirtschaftlichen Sinne sind, der erfuhr von Keynote-Speaker Andreas Kupke: „Das sind Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Euro. Also der Wert, den ehrgeizige Startups anvisieren, wenn sie als Zebras mit einer verheißungsvollen Geschäftsidee an den Start gehen.“ Kupke, von Haus aus Ingenieur, ist selbst in diversen jungen Unternehmen engagiert, unter anderem bei isar aerospace, einem deutschen Startup, das nach den Sternen greift: Ziel ist es, schon bald mit einer neuen Rakete in den Orbit zu fliegen. Wenn das gelingt, ist der Weg zum Einhorn vorgezeichnet. Wenn es scheitert, ist das Investment von außen verloren.

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Kupke räumte ein, dass Venture Capital Risikokapital ist. Sein Appell war jedoch eindeutig: „Es gibt in Deutschland sehr viel Wachstumspotenzial, aber viel zu wenig Wachstumsfinanzierung.“ Um die Wirtschaftskraft Deutschlands perspektivisch in einem sich ständig verändernden globalen Markt zu sichern, müssten 5000 Einhörner entstehen – 5000 Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Euro Marktkapitalisierung. Zum Vergleich: In den USA steht pro Kopf gerechnet neun Mal mehr Wachtstumskapital als in Deutschland zur Verfügung. Kupke: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir bei einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent landen, Tendenz sinkend. Wie in Japan.“ Seine Rechnung: Bis 2040 braucht das Geschäftsmodell Deutschland neue Unternehmen mit insgesamt sechs bis acht Billionen Euro Marktkapitalisierung. „Die erreichen wir bin zwei Billionen Euro Wachstumskapital. Eine gigantische Summe.“ wb

>> Web: www.banev.de,
www.banson.de, amhafencapital.de