Idee trifft Geld trifft Netzwerk

Christoph Kober / Foto: Hamburg Invest

Christoph Kober (Hamburg Invest) stellt die Startup City Hamburg vor.

Die Gründerszene in Hamburg und erst recht in der Metropolregion macht von außen betrachtet einen recht diffusen Eindruck. Überall gibt es Aktivitäten, Initiativen und auch Förderangebote. Zu den Aufgaben der Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH gehört es traditionell, Gewerbeflächen bereitzustellen – keine leichte Aufgabe in einem Stadtstaat, der nur über begrenzte Ressourcen verfügt. Zunehmend spielen aber auch weiche Faktoren wie Innovationsnetzwerke und talentierte Fachkräfte eine zentrale Rolle für Ansiedlungen und Bestandsunternehmen. Insbesondere für Gründer aus dem Wissenschafts- und Technologie-Kontext rollt die Hansestadt jetzt den Roten Teppich aus und präsentiert mit „Startup City Hamburg“ eine neue Internetplattform. Hier können sich Startups vorstellen. Hier ist der Platz für Entrepreneure und Investoren. Hier gibt es Informationen über Events und Förderprogramme. Hier können Gründer Büroflächen oder Arbeitsplätze finden – von der Suche nach einem Platz in einem Coworking-Bereich bis hin zu thematisch zielgerichteten Hubs. Verantwortlich für den Inhalt des neuen Online-Angebots der „Startup City Hamburg“ ist das Team um Christoph Kober, Bereichsleiter Key Account Management. In seinem Team sitzen die Ansprechpartner, die Netzwerker und die Verbinder. Mit ihm sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker.

Haben in diesen bewegten Zeiten überhaupt noch Leute Lust, ein neues Unternehmen zu gründen?

Durchaus! Wir haben natürlich besondere Jahre hinter und – so wie es aussieht – auch vor uns, aber während der Corona-Jahre lief das Gründungsgeschehen auf hohem Niveau weiter. Die Beratungssprechstunde, die wir als Startup Unit Hamburg anbieten, war durchweg ausgebucht. Es macht ja Startups aus, dass sowohl Gründernn als auch Investoren immer kreative Wege finden.

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Bildet das Geschehen einen Trend hin zu bestimmten Branchen oder Themenfeldern ab?

Es haben sich in den letzten Jahren durchaus einige Schwerpunkte herausgebildet, teilweise auch überraschende. Ein Thema beispielsweise, das man vielleicht gar nicht vermutet, ist Food. Das diesjährige Food Innovation Camp hat beispielsweise gezeigt, dass sich hier eine große Zahl von innovativen Akteuren in diesem Bereich in Hamburg und Umgebung tummelt.

Wir sprechen bei diesem Thema ausschließlich über Hamburg, richtig? Oder schauen Sie auch über die Stadtgrenzen hinaus, denn speziell im

Food-Bereich gibt es da ja sehr interessante Unternehmen.

Ein wichtiger Punkt. Die Startup Unit Hamburg hat natürlich den Auftrag, das Startup Ökosystem für die Hansestadt weiterzuentwickeln. Aber: Wir versuchen immer, die Metropolregion einzubinden – weil wir sehen, dass dort viel Bewegung zwischen der Metropole und der Region stattfindet. Deshalb waren wir beispielsweise auch beim Innovationszirkus in Buchholz mit dabei. Wir wollen Teil dieser Entwicklung sein. Mir ist sehr wichtig, dass wir immer stärker grenzübergreifend denken und agieren. Ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg, um gemeinsame Innovations- und Vermarktungsstrategien umzusetzen.

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Schauen wir mal auf die aktuelle Situation der Startups. Ich nehme wahr, dass sich junge Unternehmen aus dem TUHH-Umfeld in Buxtehude niedergelassen haben, weil es in Hamburg keine Fläche für ihre Produktion gab. Die sind dann aus Hamburger Sicht erstmal weg, oder?

Die sind ja nicht weg – nach Berlin oder München. Sie bleiben im Aktionsradius der Metropole Hamburg. Sie sind also noch da. So kann man es auch sehen. Am Ende geht es doch um Innovation. Und Innovationen können nicht an der Stadt- oder Kreisgrenze haltmachen.

Aber sind das nicht die Unternehmen, die eigentlich eine Zukunft im Tempowerk oder im Hamburg Innovation Port aufbauen sollten? Vielleicht täuscht der Eindruck, aber bietet Hamburg diesen Unternehmen zu wenig Raum für die Entwicklung – oder ist das auch ein Kostenthema?

Gewerbeflächen in Hamburg sind leider naturgemäß etwas teurer als im Umland. Das ist tatsächlich gerade bei flächenintensiven Geschäftsmodellen ein Problem. Die Hansestadt versucht, durch Förderprogramme Abhilfe zu schaffen, aber gerade bei Produktionsflächen ist das nicht immer einfach. Da gibt es Wanderbewegungen. Das muss man allerdings gar nicht negativ bewerten – sondern eher als komplementäres Zusammenspiel Stadt-Umland.

Gibt es Überlegungen, speziell für diese Zielgruppe bezahlbare Flächen vorzuhalten? Ein Beispiel: Es wäre ja durchaus möglich gewesen, von den 25 Hektar Gewerbefläche in Neuland ein paar Hektar genau für diese Zwecke zu reservieren.

Solche Angebote gibt es bereits, und weitere sollen folgen. In Harburg sollen im Zusammenspiel mit privatwirtschaftlichen Initiativen wie dem Tempowerk oder dem ContiTech Innovation Hub oder eben dem HIP weitere Innovationsorte geschaffen werden. Wir stellen auch weitere Flächen für innovative Unternehmen beispielsweise an der Schlachthofstraße zur Verfügung und schlagen damit Brücken zu den Wissenschaftseinrichtungen im Harburger Bereich. In der Science City in Bahrenfeld werden Zukunftsorte wie die DESY Innovation Factory 2 und der TecHHub entstehen, in dem junge Startups wachsen können. Dort sind auch Laborflächen vorgesehen. Und auch in Bergedorf wird ein Innovationspark entwickelt.

Thema Coworking-Spaces und Hubs: Das sind ja auch Orte – wie geschaffen für Startups. Wie bekomme ich da als Gründer Übersicht und Orientierung?

Diese Übersicht bilden wir neben den Fördermöglichkeiten, Kontakten zu Investoren und der Möglichkeit, eigene Jobangebote und Partnergesuche zu posten und sich selbst zu präsentieren, auf der neuen Plattform Start­up City Hamburg umfangreich ab. Dort findet sich das gesamte Startup-Ökosystem. Wir werden Erfolgsgeschichten posten, um zu zeigen, wie sich junge Unternehmen am Standort entwickeln. Wir stellen mehr als 70 Coworking-Spaces und Hubs vor – zum Beispiel die Namensvetter HIP Health Innovation Port bei Philips in Fuhlsbüttel und den HIP Hamburg Innovation Port in Harburg oder das FabLab der TUHH und viele mehr. Die Start­up-City-Hamburg-Plattform haben wir im Auftrag der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation gemeinsam mit der Hamburg Innovation GmbH aus Harburg entwickelt. HI hat dabei den technischen Aufbau verantwortet – und wir als Hamburg Invest werden das neue Portal von nun an inhaltlich bespielen.

Was hat es mit dem neuen Projekt Scaleup Landing Pad für Hamburg auf sich?

Dabei geht es darum, internationale technologieorientierte Startups in der Wachstumsphase nach Hamburg zu holen. Wir sprechen also über Unternehmen, die bereits die Startphase hinter sich haben und nun wachsen – also „skalieren“ – wollen. Bis zu zehn Scaleups können wir im ersten Jahr fördern und mit Angeboten im Umfang von jeweils 50 000 Euro versorgen, die sie hier am Standort in Anspruch nehmen können.

Ist das ein finanzieller Zuschuss?

Es geht konkret um Dienstleistungen und Mehrwerte, die wir bezahlen. Zum Beispiel die Bereitstellung von Coworking Spaces, Wohnen auf Zeit, Dienstleistungen aus dem Bereich Business Development und Hub-Infrastrukturen. Wir bezahlen – die Scaleups haben den Nutzen.

Haben Sie schon Rückmeldungen, ob das Angebot auf Interesse stößt?

Und wie! Die Bewerbungsphase für das Pilotprogramm ist beendet. Wir hatten mehr als 30 hochkarätige internationale Bewerbungen – was uns wirklich sehr positiv überrascht hat. Eine Expertenjury aus dem Startup-Ökosystem hat die zehn vielversprechendsten Firmen ausgesucht, die sich nun ab September auf den „Landeanflug“ nach Hamburg begeben.

>> Web: https://startupcity.hamburg/de
https://invest-immobilien.hamburg/de/ueber-uns/serviceangebote-hamburg-invest/key-account-management
https://landingpad.future.hamburg/