Holger Voß und sein Team sind gefragt, wenn es um Konzepte und Management geht – zum Beispiel beim Bau von Elektrolyseanlagen und Wasserstoffterminals.
Wasserstoff, insbesondere grüner Wasserstoff, gilt derzeit als die beste Antwort auf die vielen Fragen der Energiewende und erst recht der Energiekrise, die Russlands Machthaber Wladimir Putin durch den Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöst hat. Während in der öffentlichen Wahrnehmung noch darüber diskutiert wird, wo denn die künftigen Wasserstoffterminals gebaut werden sollen und welches Bundesland die Nase vorn hat, werden hinter den Kulissen längst Nägel mit Köpfen gemacht. Mit dabei: das Planungsbüro für Bauwesen GmbH – PBVoss – aus dem kleinen Heideort Inzmühlen im Landkreis Harburg.
B&P traf Inhaber Holger Voß im Ingenieurwerk Wilhelmsburg; einem Ort, in dem Kompetenz unter einem Dach versammelt ist. Er berichtet von zwei konkreten Projekten, für die PBVoss angefragt wurde: den Bau eines Wasserstoffterminals in Brunsbüttel und den Bau einer großen Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage in Schleswig-Holstein (hier geht es um grünen Wasserstoff aus regenerativem Strom). Beide Projekte sind Leuchttürme der Energiewende. Die Anfrage an PBVoss kommt nicht von ungefähr: Den Bau einer Elektrolyse-Anlage hat Holger Voß bereits im Hamburger Hafen begleitet und erfolgreich umgesetzt.
Das Unternehmen PBVoss ist ein hochspezialisierter Dienstleister für die Industrie. Holger Voß: „Wir werden in vielen komplexen Bauprojekten der Industrie eingesetzt und bilden sozusagen die Schnittstelle zwischen den Bauherren und den ausführenden Baufirmen. Konkret liefern wir Projektmanagement, Bauleitung, Baukoordination und Konzeptionen für komplexe Eingriffe beispielsweise in laufende Prozesse der Petrochemie.“ Kurz: Es geht um Anlagen- und Rohrleitungsbau, Tanklager, Infrastruktur sowie die Planung und Überwachung unter Berücksichtigung der laufenden Produktionsprozesse.
Komplexe Eingriffe im laufenden Betrieb
Das klingt sehr theoretisch, wird aber verständlich an einem Beispiel. Wenn eine Raffinerie einen Teil ihrer Produktion stilllegt, müssen die Anlagen rückgebaut werden. Oberirdisch betrifft das beispielsweise Kolonnen, Equipment, Tanks und Leitungen. Doch unter der Erde liegen gerade im Bereich der Petrochemie die unterschiedlichsten Leitungssysteme – ein verwirrendes Netz mit unterschiedlichsten Nutzungen. Wenn komplexe Sielsysteme im laufenden Betrieb vom Netz gehen sollen, um abgebaut zu werden, braucht es einen Plan – und da sind die Fachleute von PBVoss gefordert.
Holger Voss: „Bei uns arbeiten Bauingenieure, Techniker und Meister. Das Arbeitsfeld, in dem wir aktiv sind, haben wir über die Jahre entwickelt und uns viel Wissen angeeignet. Anlagen- und Rohrleitungsbau in großen Industrieanlagen ist eine komplizierte Angelegenheit.“ Das Drehbuch für Eingriffe im laufenden Betrieb setzt noch eins drauf.
Das spezielle Einsatzgebiet erfordert auch spezielle Methoden. Holger Voß: „Bauwerksuntersuchungen an Schornsteinen und anderen hohen Bauteilen führen wir mit einer Drohne in 4K-Qualität aus. Wir können die Drohne auch mit einer Wärmebildkamera ausstatten und Inspektionsflüge an Rohrleitungstrassen durchführen – um beispielsweise Anlagenteile auf Dichtheit oder Wärmeverlust zu überprüfen.“ Im Wasserbau sind die Voss-Spezialisten auch unter Wasser im Einsatz – allerdings nur technisch. Während Taucher beispielsweise Spundwände in Hafenanlagen mit Ultraschall auf Schäden untersuchen, sitzt ein Mitarbeiter von PBVoss im Boot und koordiniert die Messungen. Er macht die technische Auswertung und erstellt beispielsweise Abrostungsprofile. Ist die Spundwand zu dünn, muss sie instand gesetzt werden. Dafür sind dann entsprechende Baufirmen erforderlich.
Einmal in der Woche kommt der SiGeKo
Die technische Seite an sich ist bereits komplex, die administrative allerdings ebenfalls. Holger Voß berichtet von umfangreichen behördlichen Verordnungen, Auflagen, Zulassungen, Werksvorschriften, Dokumentationspflichten und regelmäßigen Prüfvorgaben für technische Anlagen, die beachtet werden müssen. Auch das haben die Experten in seinem Team im Blick. Last not least berücksichtigt jeder Plan auch teils erhebliche Sicherheitsaspekte. Holger Voß: „Die Hälfte meines Teams ist als SiGeKo ausgebildet – das steht für Sicherheits- und Gesundheitsschutz-Koordinator. Dauern die Bauarbeiten länger als ein halbes Jahr und sind mehr als drei Gewerke sowie permanent mehr als 25 Mitarbeiter aus dem Bau beteiligt, dann fordert das Gesetz die Hinzuziehung eines SiGeKos. Das funktioniert nach dem Sechs-Augen-Prinzip mit Bauherren und Bauleiter. Es gilt Safety first – auf den Baustellen werden regelmäßige Sicherheitsbegehungen durchgeführt.
Größter mobiler Turmdrehkran Europas
Und manchmal sind die Aufträge auch besonders außergewöhnlich: Mitte des Jahres wurde zum Austausch eines großen Anlagenteils der größte mobile Turmdrehkran Europas in Hamburg eingesetzt. Aufgrund des Gewichts und der Aufstellfläche musste ein All-Terrain-Kran der Firma Mammoet mit bis zu 1200 Tonnen Tragkraft angefordert und eingeplant werden. PBVoss begleitete und koordinierte die Arbeiten.
So kamen die Heidschnucken nach Helgoland . . .
Während die Wirtschaft in den zurückliegenden Pandemiejahren durchaus Rückschläge hinnehmen musste, ging es für Voß und sein Team bergan. „Seit 2019 haben wir die Mannschaft verdoppelt. Wir sind jetzt insgesamt zwölf Köpfe“, sagt er und betont das familiäre Klima bei PBVoss. „Ich lege sehr großen Wert darauf, dass wir einen offenen und guten Umgang pflegen. Meine Tür ist immer offen.“ Und so wundert es auch nicht, dass die ganze Mannschaft des Öfteren auf Helgoland gesichtet wird – „Teambuilding“, sagt Holger Voß und freut sich auf die nächste dreitägige Tour. „Zu Helgoland habe ich eine besondere Beziehung, denn die Heidschnucken, die auf dem Oberland grasen, stammen ursprünglich aus Inzmühlen. In den 80er-Jahren wurde eine kleine Herde von zehn Tieren von den ‚Heidjern‘ zur Helgoländer Familie Hardersen exportiert. Die hatte in Inzmühlen ein Ferienhaus – so kam der Kontakt zustande.“ wb