Radfahren – das bewegt die Stader wirklich

Verkehr2In Stade gibt es offenbar Nachbesserungsbedarf bei der Steuerung des Verkehrs. Das hat der erste Bürgerdialog ergeben, den die PFH Hansecampus im Auftrag der Stadt durchgeführt hat.

Die Stader wünschen sich ein besseres Radwegenetz, einen flotteren Verkehrsfluss durch optimierte Ampelschaltungen sowie mehr Parkplätze in der Innenstadt. Das sind im Kern die wesentlichen Ergebnisse des erstmals in der Hansestadt durchgeführten Bürgerdialogs, den Rat und Verwaltung gemeinsam mit der PFH Göttingen durchgeführt haben. Mehr als 700 Bürgerinnen und Bürger haben an der Befragung zum Thema Verkehr und Mobilität teilgenommen. Die Privatuniversität, die im CFK Valley Stade den HanseCampus betreibt, tritt dabei als Dienstleister im Auftrag der Stadt und auf Initiative des Stadtrats und der Wirtschaftsförderung auf.

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Er hat den Bürgerdialog Stade entwickelt: Professor Dr. Julian Voss von der PFH Göttingen. Foto: ein

Professor Dr. Julian Voss hatte gemeinsam mit PFH-Betriebswirtschaftsstudenten die Befragung durchgeführt. Sie seien zufrieden mit der Beteiligung, sagte seine Mitarbeiterin Annika Schweighöfer bei der Präsentation der Befragungsergebnisse im Rathaus.

Die Beauftragung der PFH ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Kompetenz von Hochschulen vor Ort von der Verwaltung nutzen lassen. Dasselbe gilt auch für die Wirtschaft. Ähnliche Konstellationen in Buxtehude (Hochschule 21), Harburg (Technische Hochschule Hamburg-Harburg) und Lüneburg (Leuphana Universität) bestätigen den Synergieeffekt, wenn Wirtschaft und öffentliche Hand den Schulterschluss mit der Wissenschaft wagen.

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In Stade ging es dieses Mal um ein verkehrspolitisches Thema. Der Stadt komme es vor allem darauf an, ein Meinungsbild von den Bürgern zu erhalten und mit ihnen in den Dialog zu treten, sagte Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber. Ob die Bürger daran so interessiert sind, war zumindest angesichts der Besucherzahlen zweifelhaft. Zieht man Ratspolitiker und Verwaltung ab, waren gerade einmal 30 interessierte Stader ins Rathaus gekommen. Der Prozess muss also zunächst in Gang kommen.

Erreicht wurden mit der Befragung, die per Internet und schriftlich beantwortet werden konnte, überwiegend ältere Leute. Fast die Hälfte der Befragten war 50 Jahre und älter. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus fraglich, ob die Themenschwerpunkte wirklich einen Querschnitt der Bevölkerung widerspiegeln.

Ganz wesentlich ging es bei den fünf Maßnahmenpaketen um Fahrradthemen, die die Wissenschaftler aus den anonymisierten Antworten auf die 19 Fragen abgeleitet haben. Zunächst ging es um die Verbesserung des Radwegenetzes und den Zustand der Stader Radwege. Es folgten die Radwegeführung an Kreuzungen und Einmündungen und schließlich mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Die beiden anderen Maßnahmenschwerpunkte betrafen das Parken in der Innenstadt sowie eine optimierte Ampelschaltung, um den Verkehrsfluss zu erhöhen.

Keine Themen sind in Stade offenbar Carsharing und Elektromobilität sowie andere alternative Antriebe. Zumindest wurden diese Bereiche der Mobilität von den Befragten nicht hoch angesetzt. Beim Öffentlichen Personennahverkehr wurde der Wunsch nach einer verbesserten S-Bahn-Anbindung laut. In der kurzen Diskussion mit den anwesenden Bürgern ging es vor allem um Detailfragen zu einzelne Straßen und Radwegen.

Die Ratsmitglieder Dr. Barbara Zurek (Grüne) und Oliver Kellmer (SPD), die den Bürgerdialog mit angeschoben haben, meinten, dass die Wünsche der Bürger nun in den Fraktionen diskutiert würden, damit zeitnah entsprechende Maßnahmen beschlossen werden könnten. Die Politiker wiesen darauf hin, dass zu diesem Zweck extra erhebliche Mittel in den laufenden Haushalt eingestellt wurden. Kellmer: „Die Bürger müssen sehen, dass ihre Meinung in Stade etwas verändert und bewegt.“ Die Beteiligung an der ersten Runde sei erfreulich gewesen, die gesamte Stader Bürgerschaft sei jedoch noch nicht hinreichend repräsentativ abgebildet. Die Anzahl der Bürger, die sich dauerhaft an dem Bürgerdialog beteiligen wollen, müsse nun in den nächsten Runden kontinuierlich erhöht werden, so die beiden Politiker.

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Autor: Peter von Allwörden