So wird aus Klimawandel Klimapositivität

Sie gehen das Thema Nachhaltigkeit offensiv an: die Geschäftsführer Fabian Stackmann und Henning Schleemann (rechts) sowie Maren Klug von den Stadtwerken Buxtehude bei der Vorstellung des neuen Konzeptes in der Deko des Modehauses. Foto: Anping Richter

Erster CO2-freier Großkunde der Stadtwerke Buxtehude:
Modehaus Stackmann stellt neues Nachhaltigkeitskonzept vor.

Ein stilisiertes Blatt mit einem grünen S – das ist das neue Zeichen, mit dem das Buxtehuder Modehaus nun auch für jeden sichtbar in das Zeitalter der Nachhaltigkeit gestartet ist. Neu ist der Kurs nicht, aber dazu später. Zurzeit steht auch das Unternehmen Stackmann unter dem Einfluss der allgegenwärtigen Corona-Krise und hat den Betrieb vorerst bis zum
18. April geschlossen. Dennoch sieht sich das Unternehmen gut gerüstet für die Zeit danach – wenn Menschen wieder Menschen treffen dürfen und das öffentliche Leben hoffentlich schnell wieder in die Spur gerät. Wer sich mit dem Nachhaltigkeitsthema im Zusammenhang mit Mode beschäftigt, dürfte überrascht sein, wie viele Ansatzpunkte es gibt. Unter anderem ist Stackmann der erste Großkunde der Stadtwerke Buxtehude, der seinen Energiebedarf CO2-frei bezieht, und damit ein Vorreiter in der Region.

Das jetzt vorgestellte Nachhaltigkeitskonzept ist das Ergebnis eines internen Prozesses, der im September vorigen Jahres in Gang gesetzt wurde. Fabian Stackmann, geschäftsführender Gesellschafter des Modehauses, sagt:

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„Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet – mit Mitarbeitern aus verschiedensten Bereichen. Das Thema beschäftigt uns ja schon länger. Es begann beim Thema Energie. Unser Haus nutzt Geothermie seit 2012, was sich als extrem wertvoll erwiesen hat. Außerdem haben wir uns dazu entschieden, ausschließlich Ökostrom zu beziehen.“

Fabian Stackmann

„Brötchentüte
für Oberhemden“

Die Haustechnik ist die eine Seite, das Geschäft mit der Mode die andere: Wer jemals ein Herrenhemd gekauft hat, der weiß um die teils komplizierten Verpackungen mit Folie, Pappe, Plastikeinlegern, Nadeln und Metallklemmen. Alles Müll, der am Ende entsorgt werden muss. Stackmann verkauft pro Jahr etwa 16 000 Oberhemden, die branchenüblich verpackt sind und in den Abteilungen verpackungsfrei präsentiert werden. Das heißt: Sie müssen einzeln ausgepackt werden. Geschäftsführer Henning Schleemann: „Unsere Mitarbeiter haben ausgerechnet, dass 190 Folien einen gelben Sack füllen.“ Mittlerweile gebe es Gespräche mit Lieferanten zum Thema Müllreduzierung. Eine mögliche Lösung sei „eine Art Brötchentüte für Oberhemden.“ Auch die Lieferung von mehreren Hemden in einer Verpackung sei denkbar.

Fabian Stackmann: „Das Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche hat seit dem Auftreten von Greta Thunberg stark an Fahrt gewonnen. Es begegnet uns auf den Einkaufsmessen in vielerlei Form, ist aber bei den Lieferanten unterschiedlich stark ausgeprägt.“ Kurz: Die Branche befindet sich in einem Wandel. Vor diesem Hintergrund fiel bei Stackmann eine wichtige Entscheidung: „Wir wollen offensiv auf unsere Kunden zugehen“, so der Modehaus-Chef. Und Henning Schleemann sagt:

„Das grüne Blatt, unser Logo für Nachhaltigkeit, steht für Produkte, die sich in diese Kategorie einordnen lassen. Die werden entsprechend gekennzeichnet.“ Und: „Es ist wirklich erstaunlich, wie oft einem das grüne Blatt begegnet, wenn man im Haus unterwegs ist.“

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Henning Schleemann

Und nicht nur dort: Auch die Deko und die Schaufenster werden genutzt, um das neue Nachhaltigkeitskonzept zu präsentieren. Plastiktüten werden gegen biologisch abbaubare Papiertüten ersetzt. Wer es stabiler möchte, bekommt eine wiederverwendbare Tasche oder einen großen Shopper zum Selbstkostenpreis. Mit dem Tütenentgelt soll ein Trinkwasserbrunnen in der Fußgängerzone gebaut werden – wer umsteigt, tut also zugleich etwas Gutes für seine Stadt.

Plastiktüten werden gegen biologisch abbaubare Papiertüten ersetzt. Wer es stabiler möchte, bekommt eine wieder­verwendbare Tasche oder einen großen Shopper zum Selbstkostenpreis.

Und natürlich das Restaurant: Hier und im „Baristro“ werden Getränke nur noch in gläsernen Pfandflaschen gereicht. Kaffeesahne gibt es im Milchkännchen, die Frühstücksmarmelade im Glasschälchen. Dasselbe gilt für Ketchup, Mayonnaise und Senf. Jedes Stück Plastik oder Folie, das eingespart wird, zählt. Regionale Zutaten für die Küche sind an der Tagesordnung, wann immer es sich anbietet. Das sind ein paar Beispiele aus dem Gesamtkonzept.

Vom Verbraucher
zum Erzeuger

Fabian Stackmann: „Nachhaltigkeit soll für uns kein Marketingthema sein. Wir machen das aus Überzeugung. Und wir sind auch nicht am Ende der Entwicklung. Die Arbeitsgruppe, in der die meisten Themen entstanden sind, wird sich weiterhin treffen. Der Prozess ist soeben gestartet, und es gibt schon weitere Ideen.“

Damit will Stackmann die Vorreiterrolle festigen und mit gutem Beispiel in einer Branche vorangehen, die zunehmend registriert, dass auch die Kunden sensibel auf überflüssigen Müll reagieren und es honorieren, wenn Unternehmen das Thema Ressourcenschonung auf dem Schirm haben.

Wohin die Reise geht, deutet Fabian Stackmann im Gespräch mit B&P schon mal an: „Wir arbeiten jetzt im Energiebereich klimaneutral. Der nächste Schritt könnte sein, dass wir uns vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger weiterentwickeln, also Strom einspeisen. Im Restaurantbetrieb steht das Ziel Zero Waste obenan – also die komplette Müllvermeidung.“ Und Henning Schleemann fügt hinzu: „Der Klimawandel kann auch positiv sein – dann nämlich, wenn wir zum Beispiel Bäume pflanzen und daraus ein Kundenevent machen.“ Also mit dem, was getan wird, ein Gegentrend zu Müllerzeugung, Energieverbrauch und CO2-Belastung erzeugt wird. wb

Web: https://www.stackmann.de/nachhaltigkeit