Offshore-Terminal auf Stromkaje

Auf dem Bremerhavener Containerterminal von Eurogate sind bereits vor Jahren Komponenten von Windkraftanlagen verschifft worden. Nun könnte das Thema wieder im Süden der Stromkaje aktuell werden. Foto: Scheer

Kajen-Neubau am Bremerhavener Containerterminal: Auch der Windkraft-Umschlag wird geprüft.

Von Klaus Mündelein

Ein Bericht der NORDSEE-ZEITUNG über den Neubau der Kajen am Containerterminal hatte im Senat für Druck auf dem Kessel gesorgt. Dabei geht es auch um die mögliche Verladung von Offshore-Windkraftanlagen am Containerterminal CT1. So steht es in der Vorlage für die Landesregierung.

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Statt der ursprünglich geplanten Ertüchtigung der vorhandenen Kajen sollen nun neue Spundwände vor die Terminals CT1 bis 3a gerammt werden. Das war das Ergebnis einer Variantenprüfung, die die Hafengesellschaft Bremenports in Auftrag gegeben hatte.

Ziel ist es, die Stromkaje so fit zu machen, dass sie die neue Generation von Containerbrücken aufnehmen kann. Die sind nicht nur groß, sondern können mit ihren Auslegern auch die heutigen Riesenschiffe überspannen und deren hinterste Containerreihen erreichen. Außerdem muss vor den Kajen die Wassertiefe für die Megaboxer erhöht werden.

Zehn Meter soll die Kaje samt Kranbahn nach außen in die Weser verschoben werden. Der Eingriff ins Fahrwasser, in die Liegewanne und die Wendestelle kann so geringgehalten werden. Hätte man die Kaje etwa 30 Meter nach draußen verschieben wollen, würde wohl die Verlegung der Fahrrinne nötig sein. Da die an das Naturschutzgebiet Wattenmeer grenzt, wäre womöglich die Genehmigung verweigert worden. Rund 2.800 Meter ist die Stromkaje zwischen den Terminals CT1 bis 3a lang. Um die Störung des Containerumschlags so gering wie möglich zu halten, wird der Bau der Kajen in sechs Abschnitten unterteilt von rund 500 Metern Länge.

Im Gleichschritt mit der Kajenerneuerung werden die Betreiber ihre eigenen Anlagen auf den Terminals modernisieren. Es geht dabei nicht nur um neue Containerbrücken, sondern auch um Transport und Lagerung der Container mit neuen automatisierten Systemen. Der technische Fortschritt und der Wettbewerb setzen die Betriebe unter Druck. Die erste Investition in diesem Zusammenhang ist die neue Bahnumschlaganlage von Eurogate.

2026 könnte mit dem Bau angefangen werden. Das geht aber nur, wenn der Planfeststellungsbeschluss bis 2025 vorliegt. Der Preis ist enorm. Die Rede ist von einem höheren dreistelligen Millionenbetrag. Da die Kajenerneuerung sich über Jahre hinziehen wird, ist eine Kostenschätzung schwer. Nach Informationen der NORDSEE-ZEITUNG geht es um 560 Millionen Euro, die die öffentliche Hand aufbringen muss. Dazu kommen noch weitere Millionen, die die Hafenunternehmen in Containerbrücken und andere moderne Umschlaggeräte investieren werden. Insgesamt ist von einer Milliarde Euro die Rede. Der Startschuss für die Neubauaktivitäten soll am CT1 fallen. Nun wird noch geprüft, was dort künftig stattfinden soll. Denkbar ist eine Abstellfläche für Leercontainer. Möglich ist aber auch eine Schwerlastfläche für den Umschlag von Offshore-Anlagen.

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Durch die Energiewende wird der Bedarf an Windparks auf hoher See enorm steigen. Schon jetzt warnen Experten, dass die bisherigen Hafenkapazitäten nicht reichen. In früheren Zeiten, als der Offshore-Boom in Bremerhaven seinen ersten Höhepunkt erreicht hatte, wurden hier von Eurogate bereits Komponenten für Windkraftanlagen verladen.

Ein weiterer großer Vorteil: Mit dem Bau eines neuen Offshore-Terminals am ehemaligen Flugplatzgelände ist der Senat Ende vergangenen Jahres vor Gericht gescheitert. Am CT1, also einer bestehenden Hafenanlage, könnte hingegen kein Naturschützer Einspruch erheben. Die Nutzung des CT1 als Offshore-Terminal müsste dann allerdings mit den Terminalbetreibern abgesprochen werden: Können sie angesichts sinkender Umschlagzahlen auf Kaje und Terminal verzichten?

Die Frage, ob man den Terminal nicht auch übergangsweise während der Neubauphase für den Containerumschlag benötigt, soll ebenfalls geprüft werden. Offensichtlich will das Hafenressort die Schwerlastkaje schneller umsetzen, und zwar ohne Planfeststellungsbeschluss. Das geht nur, wenn hier auf einen Neubau verzichtet und die vorhandene Kaje tatsächlich ertüchtigt werden kann.

Innerhalb der Koalition auf Landesebene gibt es aber unterschiedliche Auffassungen über eine Schwerlastkaje am CT1. Auf Druck der Grünen ist dieser Prüfauftrag in die Senatsvorlage geschrieben worden, betonte Robert Bücking (Grüne) im Landeshafenausschuss der Bürgerschaft. Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) stellte klar, dass es sich hier nicht um einen zweiten Anlauf für den OTB handele. „Wir wollen hier auf dem CT1 Container umschlagen.“ Ihre Offshore-Pläne werde sie zu gegebener Zeit vorstellen, sagte sie und spielte damit auf die Potenzialstudie für den Fischereihafen an, die sich mit den Chancen der Energiewende für Bremerhaven beschäftigt.

Thorsten Raschen (CDU) begrüßte hingegen die Möglichkeit an der südlichen Stromkaje. Bremerhaven habe eine Chance, wenn schnell ein Terminal zum Verladen der Offshore-Komponenten zur Verfügung stehe. „Die Probleme mit dem OTB im Süden der Stadt sind ja nicht weg, wir können nicht wieder zehn Jahre vor Gericht zu bringen“, warnte er.