Das Smart-City-Konzept und seine Bedeutung für die Immobilienbranche

ANALYSE: Engel & Völkers sieht Chancen und Herausforderungen

Die Bezeichnung „Smart“ wird heutzutage auf viele technologische Entwicklungen angewendet, die unseren Alltag in den letzten Jahren stark verändert haben und dies auch in Zukunft tun werden. Bekanntestes Beispiel ist das Smartphone. Immer geläufiger werden auch die Nutzung und Kenntnis des Begriffs Smart Home, der die intelligente Vernetzung und Steuerung von Haushaltsgeräten, Schließanlagen, Heizungen, Rollläden und anderen elektronischen Apparaturen beschreibt. Vom Smart Home ist der Gedankensprung nicht weit zu größeren Einheiten, also beispielsweise zum Smart Quarter oder zur kompletten Smart City. Doch was hat es damit konkret auf sich?

Städte sind der Lebensraum der Zukunft

Es gibt global zwei Entwicklungen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, die aber beide nach menschlichem Ermessen unumkehrbar sind und unsere Zukunft entscheidend mitbestimmen werden. Zum einen ist dies die fortschreitende Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche, zum anderen der weltweite Bevölkerungszuwachs. Zur Mitte dieses Jahrhunderts werden auf der Erde rund zehn Milliarden Menschen leben, davon zwei Drittel in Städten beziehungsweise in Megastädten mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, wie sie zum Teil heute schon existieren – New York, Tokio, Shanghai, Mumbai, Mexiko City, Istanbul und Kinshasa, um nur einige zu nennen.

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Das Smart City-Konzept beinhaltet die Entwicklung, Bereitstellung und Nutzung der digitalen Technologien und der daraus gewonnenen Daten, die in nahezu allen städtischen Bereichen zum Einsatz kommen können, um die Lebensqualität der Bewohner sicherzustellen. Das betrifft Themenfelder wie die Energie- und Wasserversorgung, Verkehrsleitsysteme und allgemeine Infrastruktur, Gesundheit, Bildung und Verwaltung. Erste Teilversuche auf dem Weg dorthin sind kommerziell oder von Behörden genutzte Drohnen, autonomes Fahren und Robotik.

Stadt ist nicht gleich Stadt

Ob sich das Smart-City-Konzept auf breiter Ebene durchsetzen wird, lässt sich nicht eindeutig mit Ja oder Nein beantworten, dafür ist die Zeit noch nicht reif. Zudem ist Stadt nicht gleich Stadt, allgemeingültige Musterlösungen sind deshalb unrealistisch. Es gibt erste Ansätze und Versuche in verschiedenen Ländern, darunter in Singapur, Barcelona, Denver und vielen anderen Städten. In Deutschland entsteht derzeit unter anderem in der Karlsruher Oststadt ein Smart Quarter unter der Regie der Stadtwerke und eines Immobilienunternehmens, das in 2018 fertiggestellt werden soll. Der Trend ist also da und wird auch die Immobilienbranche stark verändern beziehungsweise ihr neue Handlungsfelder bieten.

Ganzheitlicher Ansatz gefordert

Bei all diesen Projekten handelt es sich aber bisher entweder nur um Teilbereiche der allgemeinen Infrastruktur oder, wie in Karlsruhe, um einzelne Quartiere. Um das Smart-City-Konzept auf eine ganze Stadt mit mehreren Millionen Einwohnern zu übertragen, bedarf es nicht nur weiterer Forschung und der Entwicklung intelligenter Lösungen. Bislang fehlt vielfach noch der ganzheitliche Ansatz, der allein in ständiger Kommunikation und Kooperation von (lokaler) Politik, Technologie, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie städtischer Bevölkerung gestaltet und in die Realität umgesetzt werden kann. Andererseits „müssen“ Städte in Zukunft smarter werden, ansonsten dürften heute schon drängende Probleme in den Bereichen Individualverkehr, Energieversorgung, Gesundheitswesen, Müllbeseitigung und allgemeine Sicherheit immer schärfer auftreten oder sogar zum Kollaps einzelner Segmente führen.

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Aufgabe und Chance

Für die Immobilienwirtschaft bedeutet das Smart-City-Konzept Aufgabe und Chance zugleich. Der Mensch und sein Wunsch nach einem persönlichen Umfeld rücken mehr und mehr in den Mittelpunkt. Mit einer intelligenten Nutzung digitaler Möglichkeiten, etwa der Analyse und Interpretation gewonnener Daten, kann mehr Zeit für eine intensive Beratung und eine flexible Betreuung in besserer Qualität gewonnen werden. Die Immobilienbranche muss sich allerdings auch neues Wissen aneignen und damit neuen Fragestellungen gegenüber offen sein.