Das Schulte-Modell: Keinen Stress mit der Ausbildung und trotzdem Nachwuchs

Die Situation

Trotz der großen Nachfrage nach Auszubildenden steigt die Zahl der Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, sagt Olav Vavroš. Die Hauptgründe: mangelnde schulische Leistungen, fehlender Abschluss und – nicht zu unterschätzen – fehlende Arbeitstugenden. Der 48-Jährige: „Die lernen sie hier bei uns.“ Es geht also um die sogenannte Generation Hartz IV. Vavroš bestätigt, dass es darüber hinaus auch einen hohen Anteil perspektivschwacher Jugendlicher mit Migrationshintergrund gibt. Beide Gruppen haben zwar eine gewisse Schnittmenge, sind aber dennoch bei weitem nicht deckungsgleich.

Jugend in Arbeit bietet ein niedriges Einstiegsniveau  und holt die jungen Leute aus den Job-Centern heraus. Wer auf dem Werksgelände an der Zitadellenstraße anfängt, lernt nicht nur für den Job, sondern auch fürs Leben. Aus der gemeinnützigen GmbH wird in diesem Moment dann ein Ausbildungsdienstleister, der seinem Auftraggeber viel Zeit und Nerven erspart. Herbert Schulte: „Wenn ein junger Mensch im Betrieb erstmal die Grundlagen lernen muss, dann kostet das viel Zeit. Diese Kosten sind nicht zu unterschätzen.“

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Steuerlich ist die Konstruktion auch sauberer, denn: „Der Charakter einer Spende ist immer der, dass keine direkte Gegenleistung fließen darf. Sie ist als Betriebsausgabe nicht absetzbar, mindert also auch nicht in vollem Umfang die Gewerbesteuer. Schließt der Auftraggeber dagegen mit dem Jugendlichen einen Ausbildungsvertrag ab, sind die entstehenden Ausbildungskosten voll als Betriebsausgaben zu werten. Es herrscht eine klare Kostenstruktur.“ Die verdeckten Kosten, die durch Gespräche mit Mitarbeitern, Nachhilfe und ähnliches für die Herstellung der Ausbildungsfähigkeit entstehen, fallen dagegen ganz offen bei Jugend in Arbeit an. Dazu schließt der Auftraggeber einen Dienstleistungsvertrag mit dem Ausbildungsträger ab.“ Anders ausgedrückt: Er hat keine Scherereien, aber bereits im Laufe der Ausbildung oder spätestens bei erfolgreichem Abschluss später einen neuen Facharbeiter.

„Das ist unser Job“

Olav Vavroš: „Mir ist völlig egal, wo die jungen Leute herkommen. Unser Ziel ist es immer, dass sie nach drei Jahren bei uns als Facharbeiter konkurrenzfähig am Arbeitsmarkt sind. Wir bringen unsere Jugendlichen durch die Prüfung. Das ist unser Job.“ Ausgebildet werden in den JiA-Hallen Bootsbauer, Tischler, Ausbau-Facharbeiter, Zimmerleute und Holzmechaniker. Vavroš liegen bereits erste Anfragen von jugendlichen Bewerbern vor, die die Ausbildung im Binnenhafen machen wollen, aber noch keinen Betrieb haben, der sie unterstützt beziehungsweise einstellt. wb

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