Diesel sorgt für „schalen Beigeschmack“

Handwerkskammerpräsident Josef Katzer zum Start von Durchfahrtsbeschränkungen in Hamburg

Seit dem 31. Mai 2018 gelten in Hamburg Durchfahrtsbeschränkungen für bestimmte ältere Diesel-Fahrzeuge in Abschnitten der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee, also im Zentrum der Hansestadt, die damit bundesweit zum Vorreiter wurde. Die Handwerkskammer Hamburg hat ermittelt: 78 Prozent der Handwerkerfahrzeuge haben Dieselantrieb, daher sind ihre Mitglieder besonders betroffen.

Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer Hamburg, sagt: „Die Umsetzung in Hamburg erfolgte auf unseren Vorschlag hin mit Augenmaß. Durchfahrtsbeschränkungen gibt es in der Max-Brauer-Allee und in der Stresemannstraße erst ab 7,5 Tonnen Fahrzeuggewicht. Handwerker, die ihren Betrieb in den Sperrzonen haben oder zu einem Kunden dort fahren, dürfen auch mit den bisherigen Fahrzeugen ungestraft ein- und ausfahren. Eine Durchfahrt oder ein Überqueren dieser Straßenabschnitte hingegen ist mit diesen Fahrzeugen nicht gestattet. Gemeinsam mit der Verkehrsbehörde und der Polizei konnten wir unsere Mitgliedsbetriebe frühzeitig informieren.“ Bei den Beschränkungen greife also die Regelung „Anlieger frei“. Bei Kontrollen sei es wichtig, eine Auftragsbestätigung vorweisen zu können.

Anzeige

Katzer weiter: „Dennoch bleibt ein schaler Beigeschmack: Es ist die Automobilindustrie, die Schadstoffemissionsmessungen manipuliert und kaum Fahrzeuge mit Alternativantrieben auf den Markt gebracht hat. Die eigentlichen Verursacher der Stickoxid-Thematik sind nicht die Dieselfahrer, sondern die Hersteller der Dieselfahrzeuge. Die Autoindustrie hat es versäumt, saubere Fahrzeuge anzubieten. Die Politik hat die Kontrollen schleifen lassen.“

Bereits im Sommer 2017 hatte die Handwerkskammer dafür plädiert, die Durchfahrtsbeschränkungen von den tatsächlichen Schadstoff-Emissionen der Fahrzeuge abhängig zu machen. Katzer: „Euronormen geben dies nicht richtig wieder. Ausnahmegenehmigungen für Fahrzeugtypen mit geringen Emissionen würden wesentlich zur Akzeptanz der geplanten Maßnahmen beitragen. Auch wir Handwerker sind für saubere Luft. Schließlich trägt sie entscheidend zur Gesundheit und Qualität des Lebens bei. Es müssen aber verhältnismäßige, also angemessene Maßnahmen sein, die regelmäßig überprüft und wieder gelockert werden, wenn die angestrebten Werte erreicht sind. Letztendlich zahlt der Kunde die Verkehrsbehinderungen, denn verlängerte Wegzeiten werden ihm in Rechnung gestellt. Und den EU-Klimazielen kommen wir mit der negativen Diskussion um Dieselfahrzeuge offenkundig nicht näher: 2017 sind die durchschnittlichen CO2-Emissionen von neu zugelassenen Pkw in Deutschland wieder gestiegen. Das kann nicht wirklich gewollt sein.“