Gastroback in Hollenstedt: Kochen beginnt im Kopf

B&P VOR ORT Besuch bei Gastroback in Hollenstedt – Professionelle Technik für die heimische Küche – Gespräch mit Andreas Kirschenmann und Jurek Fischer

Seit etwa zehn Jahren sind die elektrischen Küchengeräte der Marke Gastroback aus den Regalen im Einzelhandel nicht mehr wegzudenken. Dort stehen allerdings auch die traditionell bekannteren Marken mit allem, was sich die kochbegeisterte Kundschaft so wünscht. Wie es dennoch gelingen kann, sich im Konzert der Markenführer zu behaupten, das zeigt das etwa 50-köpfige Team in der Gastroback-Zentrale in Hollenstedt (Mitarbeiter insgesamt: 63). Geschäftsführer Andreas Kirschenmann und sein Marketingleiter Jurek Fischer setzen konsequent auf Emotionen, denn Kochen ist ein durch und durch emotionales Thema. So zeigt denn auch die Titelseite des „Handbuch 2018“, in dem das gesamte Sortiment beschrieben wird, nicht ein einziges Gerät. Stattdessen: ein üppiges Antipasti-Büfett, leckeres Brot im Anschnitt, einen perfekten Cappuccino sowie Mutter und Tochter mit viel Spaß beim Backen. B&P traf die beiden Marketing-Treiber in Hollenstedt.

Die eingangs erwähnten zehn Jahre täuschen ein wenig über die Geschichte des Unternehmens hinweg. Gastroback wurde 1989 gegründet und belieferte zunächst vor allem Kunden aus der Gastronomie und der Hotellerie mit Dosierpumpen – beispielsweise für Ketchup und Mayonnaise. Andreas Kirschenmann: „Das machen wir heute immer noch. Wahrscheinlich hat jeder B&P-Leser schon einmal eine Dosierpumpe von Gastroback bedient. Es gibt wohl kaum einen Imbisswagen, eine Kantine oder eine Restaurantküche, in der wir nicht vertreten sind.“

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Lifestyle und Gesundheit

Der große Erfolg der Gründeridee führte schließlich zur Entwicklung eigener semiprofessioneller Elektrogeräte für den Hausgebrauch. Kirschenmann: „Wir haben es da mit mehreren Faktoren zu tun: Zum einen ist das Thema Küche in den vergangenen
15 bis 20 Jahren sehr stark in den Fokus gerückt. Viele Neubauten verfügen heute über offene Küchen mit direkter Verbindung zum Wohnbereich. Zugleich bekamen auch die Kleingeräte starke Aufmerksamkeit. Zum anderen ist die gesunde Ernährung ein Riesenthema. Es geht um Vitalität, Dynamik und natürlich Gesundheit. Heute können wir sagen: Elektrische Kleingeräte für den Küchenbereich sind sinnvolle Werkzeuge, die Einfluss auf den Lifestyle haben.“ Kurz: Kochen beginnt im Kopf.

Diesen Mechanismus hat Gastroback erkannt. In seinem Vorwort für das Handbuch schreibt Kirschenmann: „Immer wieder fragen Kunden, woher der Name Gastroback kommt. Der Name steht für unseren Anspruch, professionelle Technik aus dem Gastronomiebereich für den Einsatz in der Küche nutzbar zu machen.“ Damit war der Weg des B2B-Unternehmens in den B2C-Bereich vorgezeichnet. Mit allen Herausforderungen, die das mit sich bringt: Die Ansprache des Endkundens, der im Fachhandel am Regal für Entsafter, Kaffeemaschinen oder Rührgeräte vorbeischlendert, muss punktgenau treffen.

Eigene Videoproduktion

Eine Besonderheit: Da Andreas Kirschenmann nicht nur Diplomkaufmann mit Schwerpunkt Marketing ist, sondern auch Psychologie und Wirtschaftsrecht studiert hat, ist der scharfe Blick auf die Führung der eigenen Marke programmiert. Was die Sache nicht einfacher macht: Den direkten Kontakt zum Endkunden hat das Gastro­back-Team eigentlich nur, wenn ein Gerät zur technischen Überholung persönlich in Hollenstedt angeliefert wird (was durchaus vorkommt). In der architektonisch auffälligen Firmenzentrale im Gewerbegebiet an der A1 sind unter anderem die Techniker für den Kundendienst, aber eben auch das Lager, die kaufmännischen Abteilungen sowie eine Besonderheit untergebracht: Gastroback verfügt über ein eigenes Studio für die Produktion von Video-Filmen und Fotos. Andreas Kirschenmann hat erst kürzlich wieder einen Filmemacher eingestellt. Aktuell gesucht werden Designer und Social-Media-Manager.

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Jurek Fischer ist der Mann, der das Marketing-Klavier zum Klingen bringt. Er sagt: „Wir sind unsere eigene Werbeagentur und konzipieren und realisieren vom Werbevideo über das Verpackungsdesign bis hin zur Instagram oder Print Kampagne alles komplett im Unternehmen. Die Marketingkommunikation ist dabei immer B2B- und B2C ausgerichtet, da wir sowohl den Händler als auch den Endkäufer ansprechen. Wir arbeiten hier im Multichannel-Vertrieb, da wir bundesweit in den Regalen des stationären Handels und auf allen relevanten Online-Kanälen wie zum Beispiel Otto und Amazon vertreten sind. Und trotzdem stellen auch wir uns die Frage, wie der Handel wohl in zehn Jahren funktionieren wird. Vieles ist im Umbruch, die Strukturen verändern sich nicht zuletzt durch die Digitalisierung. Und über allem steht immer die Frage: Wie gestalten wir unsere Kommunikationsmaßnahmen so, dass ein Kunde bei der Betrachtung unseres Produktes sämtliche Funktionen, die Vorteile sowie einen Mehrwert versteht und dabei noch in die emotionale Welt des Storytelling abgeholt wird. Warum sollte ein Kunde gerade unser Gerät kaufen? Diese Fragen müssen wir beantworten. Wir sind ein kleines, aber feines Team kreativer Köpfe, das sich bei jedem Produkt aufs Neue damit beschäftigt.“

Die Produktpalette

Emotionen zu wecken, ist ein Weg. Aber der funktioniert nicht immer. Geht es um einen Fleischwolf, wird es schon schwieriger. Ein Video über Kaffeemaschinen hat eine andere Ansprache als das neueste Video über einen Entsafter – hier wird der Barista-affine Genießer angesprochen; dort der gesundheitsbewusste Kunde, der ganze Früchte in den Einfüllschacht drückt, um sich einen Smoothie zu machen. Frucht-Cocktails dieser Klasse waren vor einigen Jahren noch nicht einmal erfunden. Gastroback brachte den ersten Entsafter heraus, der ganze Früchte verarbeiten konnte.

Das Produktspektrum ist breit und reicht vom elektrischen Tischgrill über den Multicook-Automaten bis hin zu Fritteuse, Warmhalteplatte, Brotbackautomat und Waffeleisen. Das ist übrigens nur der Bereich Kochen, Backen, Grillen. Weiter geht es mit den Sektionen Kaffee, Espresso & Milchschaum, Tee & Wasserkocher sowie Smoothie und Saft. Dann wäre da noch ein automatisches Wein-Dekantiergerät mit App-Verknüpfung. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft kommen jetzt ein erweiterter Tischgrill und ein kombiniertes Raclette/Fondue-Gerät auf den Markt. Jede Menge Möglichkeiten, auch weiterhin professionelle Technik mit Emotionen zu verknüpfen. Hergestellt werden die Geräte bei Partnerunternehmen in Südostasien. Jurek Fischer: „Wir arbeiten manchmal bewusst unkonventionell an einer Lösung, aber im Grunde ist es so: Gastroback verkauft Food – und die dazu passenden Geräte mit professionellem Anspruch . . .“ wb

>> Web: www.gastroback.de

Andreas Kirschenmann ist geschäftsführender Gesellschafter bei Gastroback. Der 51-Jährige lebt in der Nähe von Stade und engagiert sich als überzeugter Mittelständler in der Industrie- und Handelskammer IHK Lüneburg-Wolfsburg. Dort tritt er auch jetzt wieder für die Wahlen zur Vollversammlung an. Kirschenmann sitzt im Handelsausschuss und im Prüfungsausschuss. Auf Bundesebene arbeitet er bei der DIHK im Ausschuss für Berufsbildung mit und setzt sich für die Stärkung der dualen Ausbildung in Deutschland ein. Er sagt: „Der Mittelstand braucht mehr politisches Gehör. Wir stellen die weitaus meisten Arbeitsplätze in Deutschland und sorgen für den Großteil der Steuereinnahmen. Deshalb wäre es gut, beispielsweise in Fragen der Integration von Migranten nicht nur die Konzerne an den Runden Tisch der Politik zu bitten, sondern auch mittelständische Unternehmer.“