Darum ist die Wärmepumpe eine nachhaltige, aber komplizierte Lösung

Foto: Wolfgang BeckerHandwerksmeister Rainer Kalbe || Foto: Wolfgang Becker

Darum ist die
Wärmepumpe eine nachhaltige, aber komplizierte Lösung.

Der Klimawandel, die gestiegenen Energiekosten, neue Gesetze und Verordnungen – seit ein paar Jahren müssen sich Hausbesitzer darauf einstellen, dass eigentlich selbstverständliche Grundbedürfnisse wie Wärme und Warmwasser mit immer komplexeren Anlagen erzeugt werden. Wer in Hamburg eine neue Heizung braucht, der kann auch gleich eine Solaranlage mitbestellen. Nicht wenige Hausbesitzer setzen allerdings auf eine andere Technologie – die Wärmepumpe. Das ist tatsächlich keine Neuerfindung, sondern bewährte Technik, die ohnehin in jedem Haushalt vorhanden ist: Jeder Kühlschrank funktioniert nach demselben Prinzip. Was einfach klingt und logisch klingt, ist jedoch in Wahrheit viel komplexer als der Laie vermutet, der wegen seines ökologischen Gewissens willen eine Wärmepumpe installieren will. Worauf er achten muss, erläutert Rainer Kalbe, Inhaber von Hartmann Haustechnik in Wilhelmsburg, im B&P-Gespräch. Seine Devise lautet: „Eine Wärmepumpe ist super, aber nur, wenn sie optimal betrieben wird.“ Klarer Fall: Der Teufel lauert mal wieder im Detail.

Als stellvertretender Bezirkshandwerksmeister und Unternehmer mit langer Berufserfahrung weiß Rainer Kalbe, wie sich speziell die Haustechnik weiterentwickelt. Das Thema Wärmepumpen hat er im Blick: „Das ist für uns ja nicht neu. Ich beschäftige hier traditionell Heizungstechniker, die nun aber auch zu Kältetechnikern werden müssen, denn die Wärmepumpe kann beides: wärmen und kühlen.“ Aus der Praxis weiß er auch: „Wärmepumpen werden verhältnismäßig oft in Ein- und Mehrfamilienhäusern eingebaut, funktionieren aber häufig nicht optimal. Selbst unter Experten gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, wie so eine Anlage am besten zu betreiben ist.“

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Eine Technologie mit Grenzen

Kalbe benennt zwei Probleme: Da die Wärmepumpe mit sehr niedrigen Vorlauftemperaturen arbeitet, muss die Abstrahlfläche entsprechend groß sein – entweder eine Fußbodenheizung oder aber beheizbare Wandflächen sowie Deckenstrahler. Mit normalen Heizkörpern funktioniert die Wärmepumpe nicht. Das zweite Problem: Mit der Wärmepumpe muss auch das Warmwasser erzeugt werden, das aber mindestens 60 Grad Celsius braucht, um der Bildung von Legionellen entgegenzuwirken. Rainer Kalbe: „In einem Mehrfamilienhaus kommen Wärmepumpen bei der Warmwasseraufbereitung schnell an ihre Grenzen. In diesen Fällen wird dann elektrisch nachgeheizt, was die Kosten erheblich in die Höhe treibt.“

Der Wilhelmsburger Unternehmer wäre kein Meister, wenn er nicht eine Alternative anbieten könnte: „Eine Lösung könnte der Einbau einer sogenannten Hybridanlage sein. Eine Wärmepumpe, die mit einer Gastherme gekoppelt ist. Letztere kann dann deutlich günstiger die Spitzen abdecken. In einem Einfamilienhaus wäre das eine einfach zu lösende Angelegenheit, bei Mehrfamilienhäusern wird es aber komplizierter, weil die Spitzen erheblich sein können – beispielsweise wenn morgens zehn Leute im selben Zeitraum unter der Dusche stehen. Deshalb ist es wichtig, so eine Anlage sehr genau zu planen und zu konzipieren.“

Hamburg macht klare Vorgaben

In Hamburg gilt mittlerweile die Ansage: Bei Neubau oder Austausch einer Heizungsanlage müssen mindestens 15 Prozent der künftigen Heizlast regenerativ abgedeckt werden. Das lässt sich über eine Solaranlage abdecken, aber eben auch über den Einbau einer Wärmepumpe. Rainer Kalbe: „Ich gehe davon aus, dass Schleswig-Holstein und Niedersachsen nachziehen werden.“ Er weist daraufhin, dass Wärmepumpen derzeit noch gefördert werden. Der Grund: Bei einem Invest von 20 000 bis 30 000 Euro ist die Technik drei Mal so teuer wie eine Gasheizung.

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Kalbe: „Es gibt Wärmepumpen, die amortisieren sich nach sechs, andere nach zehn Jahren, aber wichtiger ist, sich die Energiepreisentwicklung anzusehen. Die Gaspreise werden stärker steigen, unter anderem durch die CO2-Steuer. Bei Strompreisen könnte es sein, dass für regenerative Technik ein billigerer Tarif eingeführt wird.“ Er rechnet auf jeden Fall damit, dass es in den kommenden Jahren eine „explosionsartige Zunahme von Photovoltaik-Anlagen“ geben wird. Kalbe: „Unter dem Strich wird der Betrieb einer Gasheizung perspektivisch immer teurer, während die Wärmepumpe immer günstiger werden wird.“ Wenn sie denn optimal betrieben wird. „Das wiederum ist ein komplexes Thema. Wichtig ist es, die Wärmepumpe korrekt in die Hydraulik der gesamten Haustechnik einzupassen. Die Programmierung der Steuerung ist ein individuelles Thema und abhängig vom Haus, von den Lebenszyklen der Bewohner, von der Personenzahl, vom Duschverhalten und vielem mehr. All dies muss in die Planung einfließen, sonst kann es am Ende unterm Strich tatsächlich teurer als erwartet werden.“

Wie kompliziert die Technik heute ist, zeigen diese Zahlen: Ein Gasbrenner erzeugt eine Wassertemperatur von 70 Grad Celsius, eine Solaranlage je nach Wetter 40 bis 80 Grad, ein Blockheizkraftwerk rund 80 Grad und eine Wärmepumpe 35 Grad. Alle Quellen (in verschiedenen Kombinationen) liefern Wärme in einen Pufferspeicher, der sie gleichmäßig überall dort hinliefert, wo sie gerade gebraucht wird. Außerdem ist noch die Trink- und Warmwasseraufbereitung integriert. Rainer Kalbe: „Das macht deutlich, warum es so aufwendig ist, eine optimale Steuerung zu programmieren.“ wb

>> Web: www.hartmann-haustechnik.info