Elbeklinikum Buxtehude – Medizin, die unter die Haut geht

Forschungszentrum setzt bundesweite Standards durch
In Buxtehude entwickelt: Haut-Screening als vorbeugende Maßnahme – Vorsprung in Theorie und Diagnostik

Eigene Grundlagenforschung, Studien zu allen relevanten Themen – das Forschungszentrum des Elbeklinikums Buxtehude leistet das, was es normalerweise nur an großen Kliniken gibt. Als „Labor für molekulare Zellbiologie in der Dermatologie“ vor 18 Jahren gegründet, ist es zum festen Partner der Ärzte der Elbekliniken Stade und Buxtehude geworden.

An nahezu allen Studien des Landes nimmt das Forschungszentrum teil, das ist auch für große Häuser eine Rarität. Dass ein mittelgroßes Krankenhaus wie Buxtehude ein eigenes Forschungs- und Studienzentrum hat, ist wohl deutschlandweit einmalig. „Die Kombination aus eigener Forschung und dem Wissen und der Erfahrung, die wir aus den Studien gewinnen, bringt uns einen enorm großen Vorsprung in Sachen Diagnostik und Therapie,“ erklärt Dr. Rüdiger Greinert, Biophysiker und zusammen mit der Biologin Dr. Beate Volkmer Leiter des Labors und Forschungszentrums.

In Zusammenarbeit mit dem Buxtehuder Labor für molekulare Zellbiologie in der Dermatologie sind wichtige und bekannte Entwicklungen in der Hautkrebsforschung und Prävention auf den Weg gebracht worden: So ist es den Buxtehuder Forschern und Dermatologen zu verdanken, dass die Nutzung von Sonnenbänken in Deutschland für Jugendliche unter 18 Jahren verboten ist. Auch das Hautkrebs-Screening – in Deutschland seit etwa 2009 Standard – ist in Buxtehude entwickelt worden. Das Screening-Konzept ist mittlerweile so erfolgreich und etabliert, dass es in eine S3-Leitlinie zur Hautkrebs-Prävention aufgenommen wur-de und ins Ausland „exportiert“ wird. Regelmäßig reisen Dr. Greinert und Dr. Volkmer mit Kollegen in andere Länder, um das Screening-Programm dort vorzustellen.

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Um Prävention und Hautkrebs geht es auch in ihrem aktuellen Forschungsprojekt, das auf eine Dauer von fünf Jahren angesetzt ist und für das Forschungsgruppen aus vier Zentren kooperieren: dem Deutschen Krebsforschungszentrum, der Universität Düsseldorf, der TU Darmstadt und dem Elbeklinikum Buxtehude. „Bei dieser Zusammensetzung fällt schon die Dimension auf“, freut sich Dr. Greinert.

Auswirkung von Sonne und Licht

„Unser Labor wird in einem Atemzug mit großen Zentren, Universitäten und Kliniken genannt. Da sind wir schon stolz.“ Nachdem bisher die Auswirkungen der verschiedenen Sonnen- und Lichtstrahlen einzeln erforscht werden, werden sie nun in verschiedenen Kombinationen untersucht, also zum Beispiel sichtbares Licht + Infrarot oder Infrarot + UVA-Strahlung + UVB-Strahlung und so weiter. Die Ergebnisse werden dann wiederum in der Hautkrebsvorsorge generell und vermutlich auch in der Entwicklung von Sonnenschutzmitteln eine Rolle spielen.

Das Hauptaugenmerk im Bereich der Studien liegt im Moment auf der jüngsten Entwicklung in Sachen Hautkrebs-Therapie. Erstmals ist es gelungen, die genetische Informationsübermittlung zu verstehen, den Signalweg zu „knacken“, auf dem die Krebszelle den Befehl zur unbegrenzten und unsteuerbaren Teilung erhält. Auch hier ist Buxtehude wieder von Anfang an beteiligt. Bei sechzig Prozent der Melanome, dem sogenannten schwarzen Hautkrebs, liegt eine Mutation vor, für die es seit kurzem eine Therapie gibt. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Pathologie in Stade benötigen die Wissenschaftler gerade mal zwei Tage für die Mutationsuntersuchung. „Das heißt, dass wir dem Patienten bereits nach zwei Tagen sagen können, welche Therapie für ihn in Frage kommt“, so Dr. Beate Volkmer. „Der Ausdruck ´Personalisierte Medizin´ wird bei uns im Elbeklinikum Buxtehude mit Leben gefüllt.“ um

Wenn es juckt: Hier gibt es Hilfe für chronisch Erkrankte
„Geben Sie mal einem Patienten eine Tube in die Hand und fordern ihn auf, sich einzucremen . . .“

Die Haut juckt, nässt, schuppt sich…. Mit einer chronischen Hauterkrankung zu leben, ist leichter gesagt als getan. Was manchmal schon quälend aussieht, fühlt sich für die Betroffenen meist noch viel schlimmer an. Neurodermitis, Schuppenflechte, Allergien – das sind die häufigsten und bekanntesten.

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Viele Patienten fahren zur Kur an die See oder in die Berge, manche erhalten – wenn es zu schlimm wird – im Krankenhaus stationär oder ambulant immer wieder Behandlungen. Der Effekt ist immer der gleiche: während und kurz nach der Therapie ist alles besser, die Hoffnung keimt – und wird enttäuscht. Denn sobald der Patient in sein gewohntes Umfeld, seinen Alltag, zurückkehrt, er den tagtäglichen Abläufen und Belastungen ausgesetzt ist, geht alles von vorne los. Mal früher, mal später, aber mit einer ausgesprochen unerfreulichen Zuverlässigkeit.

„Wir haben das hier auf unserer Station und in der Tagesklinik oft genug miterleben müssen“, erklärt Dr. Andreas Kleinheinz, Chefarzt der Dermatologie und Leiter des Allergiezentrums Buxtehude. „Das hat uns auf die Idee des Kompetenzzentrums gebracht.“ Der Erfolg zeigt ihm, dass er mit seiner Idee ins Schwarze getroffen hat.

Lehrkuche / Fotos: ein

Im Kompetenzzentrum Chronische Hauterkrankungen lernen die Patienten, mit ihrer Erkrankung zu leben. Außer Theorieeinheiten gibt es Kochstunden, Entspannung und Handwerkliches wie Filze.

Das „Kompetenzteam Chronische Hauterkrankungen“ besteht aus einer Hautärztin, zwei Ernährungsberaterinnen (Oecotrophologinnen), einer Psychologin, einer Krankenschwester, die für die lokalen Therapien zuständig ist, und letztendlich einer Koordinationszentrale, in der alles, wie der Name sagt, koordiniert wird. In kleinen Gruppen oder auch einzeln wird dem Patienten gezeigt, wir er mit seiner chronischen Erkrankung leben kann. Ohne immer wieder stationär aufgenommen werden zu müssen. Theorieeinheiten gibt es, in denen vermittelt wird, was wann getan werden muss. Was, wenn meine Haut wieder so stark nässt, was, wenn ich mich nur noch kratzen möchte, auch wenn ich weiß, dass ich das nicht darf? Warum kribbelt alles in manchen Situationen – in anderen wieder gar nicht? Wann benutze ich eine Creme, wann eine Lotion, wann ein Öl – und was ist überhaupt der Unterschied? Fragen über Fragen, die individuell und geduldig erklärt werden. Und mit praktischen Lösungen und Übungen ergänzt werden. „Geben Sie mal einem Patienten eine Tube in die Hand und fordern ihn auf, sich einzucremen“, berichtet Dr. Kleinheinz, der seit zwanzig Jahren am Elbeklinikum Buxtehude ist. „Sie glauben gar nicht, wie unterschiedlich die Auffassung von Eincremen´ist.“

Sogar das Kochen und Einkaufen wird nicht nur erklärt, sondern gemeinsam geübt. Da wird geschnitten, gehobelt und gebrutzelt – und vor allem gelacht und geschmaust. Nebenher lernen auch hier die Patienten, was sie essen dürfen, was lieber nicht.

In der Regel kommen sie alle 6-12 Wochen für einen Tag ins Kompetenzzentrum. Die Schulungen – allesamt nach zertifizierten Vorgaben – gibt es für Kinder, für Erwachsene und auch für Groß und Klein im Team.  Ganz wichtig: Der Spaß darf nicht zu kurz kommen, denn nur was Freude bereitet, bleibt auch im Kopf – und hilft. um