Zweites Standbein: Der Harburger Strahlentherapeut Dr. Jürgen Heide bringt den ersten Linearbeschleuniger nach Bergedorf
Fast sieben Jahre ist es her, dass Dr. Jürgen Heide an der Stader Straße die Strahlentherapie Harburg eröffnete – jetzt setzt er zum nächsten Schritt an und bringt Hightech-Medizin dorthin, wo auf der Landkarte der Strahlentherapie bislang noch ein weißer Fleck ist: nach Bergedorf. In unmittelbarer Nähe der Autobahnabfahrt entsteht zurzeit der Neubau der Strahlentherapie-Praxis Bergedorf. Für den niedergelassenen Mediziner nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine finanzielle Herausforderung: „Ich investiere in den neuen Standort im Neubaugebiet Am Schilfpark sechs bis sieben Millionen Euro“, sagt Dr. Heide mit der Zuversicht eines Unternehmers, der überzeugt ist, richtig entschieden zu haben.
Rückblende: 2012, das Jahr in dem die Strahlentherapie Harburg eröffnet wurde, war die Situation nicht einfach. Noch während der Bauphase war ein zweiter Anbieter aufgetaucht und hatte sich ebenfalls für den Standort Harburg entschieden. Dr. Jürgen Heide gelang es dennoch, sich im Harburger Umfeld schnell zu etablieren. Heute kooperiert er eng mit vielen niedergelassenen Ärzten und den beiden großen Krankenhäusern in Harburg, in deren unmittelbarer Nähe die Praxis gut erreichbar an der B73 liegt.
In Harburg behandeln Dr. Heide und sein fast 20-köpfiges Team, darunter zwei weitere Ärzte und vier Physiker, das große Spektrum der Tumorerkrankungen sowie gutartige Erkrankungen der Sehnen und Gelenke, beispielsweise auch den berühmten „Tennisarm“ und den unangenehmen Fersensporn. Bevor Dr. Heide nach Harburg kam und mit seiner Familie in Heimfeld ein neues Zuhause fand, durchlief er verschiedene Stationen in Stade, Berlin und Hamburg. Es dauerte eine Weile, bis er in Harburg den richtigen Standort für den Sprung in die Selbstständigkeit fand und auch realisieren konnte. In dem Praxisneubau an der Stader Straße erwartet die Patienten ein einladendes Ambiente und ein Linearbeschleuniger des US-Herstellers Varian mit dem Namen „True Beam“. Dr. Heide: „Es gibt heute weltweit eigentlich nur noch zwei große Hersteller. Wir haben uns für das kalifornische Unternehmen Varian entschieden.“
Die millionenschweren Elektronen-Beschleuniger sind in der Lage, zielgenau selbst kleinste Metastasen zu bekämpfen. Neben Ärzten müssen auch Physiker im Team mitarbeiten. Diese haben dabei die Aufgabe, den technischen Einsatz so zu optimieren, dass krankes Gewebe bestrahlt, gesundes aber möglichst nicht verletzt wird. Millimeterarbeit. Diese sehr einfache Beschreibung zeigt die Herausforderung für den niedergelassenen Strahlentherapeuten. Er muss Medizin und Technik zusammenbringen und zugleich noch kaufmännische und unternehmerische Entscheidungen treffen, denn die Investitionen sind in diesem Fachgebiet extrem hoch.
Trotzdem expandiert der 57-Jährige jetzt im Osten der Hansestadt: „Wir stellen uns derzeit personell so auf, dass wir mit unserer Mannschaft beide Standorte betreiben können. Ich suche weitere Physiker und Medizinisch-Technische Assistentinnen. Das ist ein schwieriges Thema, denn Fachkräfte sind auch in unserem Bereich rar.“ Er schließt im Übrigen nicht aus, dass in Harburg eines Tages ein zweiter Linearbeschleuniger aufgestellt werden könnte: „Dazu müssten wir jedoch erneut bauen.“ Hintergrund: Aufgrund der hohen Strahlenbelastung stehen die Geräte in Bestrahlungsräumen aus Stahlbeton mit meterdicken Wänden. Bislang ist nur ein solcher Raum vorhanden. Dr. Heide: „Unser Gerät in Harburg ist meistens von 7 bis 21 Uhr im Betrieb, teilweise auch länger, so dass wir mittelfristig durchaus zwei Geräte brauchen.“ Es steht also wieder ein Rechenexempel an, das den Unternehmer im Mediziner fordert.
Das zweite Standbein in Bergedorf ist bereits in der Realisierungsphase. Die frostigen Wochen zum Jahresanfang haben aber dazu geführt, dass der Rohbau zeitweise nicht fortgeführt werden konnte. Dennoch geht der gebürtige Krefelder davon aus, dass die neue Praxis im Sommer eröffnet wird.
Technik pur: Strahlentherapie bedeutet den Einsatz von medizinischem Großgerät. Dieses Foto zeigt die „Kommandozentrale“, über die der Linearbeschleuniger gesteuert und der Patient während der Behandlung überwacht wird.
Web: www.strahlentherapie-harburg.de; www.strahlentherapie-bergedorf.de