So profitieren Hannover, Bremen & Co.

Foto: E&VAnton Hansen, Engel & Völkers || Foto: E&V

Engel & Völkers Commercial Hamburg
legt Halbjahresbilanz vor – Anton Hansen über die aktuelle Lage für den Bereich der Gewerbe-Immobilien.

Halbjahresbilanz für Logistik-, Industrie- und Produktionsimmobilien in Hamburg: Mit etwa
350 000 Quadratmetern hat sich der Flächenumsatz in den beiden ersten Quartalen 2021 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum (etwa 170 000 Quadratmeter) mehr als verdoppelt (105,9 Prozent). Limitierender Faktor für die anhaltend hohe Nachfrage ist nach Aussage von Anton Hansen, Leiter Industrie- und Logistikflächen bei Engel & Völkers Commercial Hamburg, das „quasi nicht mehr vorhandene Angebot“. Durch die anstehende Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Schock von 2020 dürfte sich die Lage eher noch verschärfen – was anderen Standorten zugutekommt. Hansen: „Die Unternehmen sind wieder sicherer geworden und expandieren – das steigert die Nachfrage. Ich kenne kaum eine Fläche über 5000 Quadratmeter, die leer steht.“

„Mittlerweile sind auch Flächen vom Markt absorbiert, die mehrere Jahre nicht vermittelt werden konnten“, sagte Hansen im B&P-Gespräch. Unternehmen seien in der aktuellen Situation gezwungen, der Hansestadt den Rücken zu kehren, und nach Hannover, Bremen oder Flensburg auszuweichen. Statistisch wirksam würden bis zum Jahresende noch einige Projekte, deren Baubeginn für die kommenden Wochen und Monate erwartet wird. Allerdings, so der Marktexperte, seien die Mietverträge dafür bereits unterschrieben, sodass eine Entlastung für den Gesamtmarkt in Hamburg nicht zu erwarten sei.

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Preisobergrenze erreicht

„Darüber hinaus sind die Preise am Limit“, sagt Hansen. Mit 6,50 Euro pro Quadratmeter und Monat habe die Spitzenmiete eine am Markt noch durchsetzbare Obergrenze erreicht. „Logistiker arbeiten mit einer knappen Marge. Sie können sich die Mieten am Standort von einer gewissen Höhe an nicht mehr leisten.“ Wenn sie dann woanders für 4,50 Euro mieten können, kehren sie der Stadt den Rücken. Aktuelle Profiteure des Flächenmangels in Hamburg seien vor allem Hannover und Bremen, die den Unternehmen finanzierbare Angebote machen könnten. Aber auch innerhalb der Metropolregion finden große Unternehmen alternative und kostengünstigere Standorte. So baute im vergangenen Jahr die Asklepios Gruppe in Bad Oldesloe ein neues Zentrallager. Und Hamburgs kleine Nachbarin freut sich über den neuen Steuerzahler.

Engel & Völkers Commercial Hamburg erwartet vor diesem Hintergrund für das Jahr 2021 einen Gesamt-Flächenumsatz in der Hansestadt, der mit 550 000 Quadratmetern über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt (527 000) und rund elf Prozent über dem Vorjahresresultat (495 000) liegen könnte. Auch unter den Standorten verschieben sich Nachfrage und Umsatz. Der Hamburger Süden verliert mit einem Anteil am Gesamtflächenumsatz von 22 Prozent 19 Prozentpunkte gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Mit einem Plus von elf Prozentpunkten legt der Osten auf 31 Prozent zu.

Fast die Hälfte der Flächen geht an Transport/Logistik

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2021 81 Verträge abgeschlossen. Vor einem Jahr waren es noch 52. Davon entfielen 49 Prozent des Flächenumsatzes auf Objekte unter 2500 Quadratmeter. Vor einem Jahr waren es noch 28 Prozentpunkte mehr. Die anteiligen Flächenumsätze über 10 000 Quadratmeter (plus 48 Prozent) und unter
10 000 (plus 33 Prozent) nahmen am stärksten zu. Mit einer minimalen Veränderung von minus einem Prozentpunkt auf 40 Prozent dominiert nach Branchen der Bereich Transport/Logistik nach wie vor das Marktgeschehen. Der Handel hat um 19 Prozentpunkte auf aktuell 33 Prozent zugelegt, während Industrie und Gewerbe (12 Prozent)
17 Prozentpunkte verloren hat.

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Was die Entwicklung von neuen Logistikzentren im Hamburger Raum angeht, so ist die Lage nach Hansens Schilderung nicht so einfach. Zwar gebe es in der Region ein vergleichsweise gutes Angebot an Gewerbegrundstücken, aber nicht für Logistiker, denn die brächten keine wesentlichen neuen Arbeitsplätze. Die Städte und Gemeinden siedelten anstelle der flächenintensiven Logistikunternehmen lieber Firmen an, die produzieren oder Büroflächen nutzen, denn sie bringen Arbeitsplätze und Beschäftigte mit. Hansen: „Daraus ergibt sich ein hoher Beratungsbedarf.“ Und: „Vielleicht ist es an der Zeit, dass gerade die Kommunen im Hamburger Umland mal umdenken.“ ein/wb

>> Web: https://www.engelvoelkers. com/de-de/hamburgcommercial/