AGA Unternehmensverband: Unternehmen kämpfen um ihre Existenz ­­­­

Schnelle Umsetzung der Hilfen gefordert – Förderlücke im Mittelstand schließen.

Nur wenige Wochen können Unternehmen aus Niedersachsen sowie Hamburg, Bremen und Bremerhaven aus Groß- und Außenhandel sowie unternehmensnahen Dienstleistungen noch unter den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise überleben. Generell werden die Hilfspakete von Bund und Ländern positiv beurteilt. Das ergab eine Umfrage des AGA Unternehmensverbandes unter seinen 3500 Mitgliedsunternehmen, die am 26. und 27. April 2020 durchgeführt wurde.

„Die Pandemie erschüttert auch den sonst krisenresistenten Groß- und Außenhandel sowie die Dienstleister in ihren Grundfesten. Viele Unternehmen sehen schon jetzt den Abgrund, weitere sind nur wenige Schritte davon entfernt“, sagte AGA-Präsident Dr. Hans Fabian Kruse heute bei der Vorstellung der Umfrage in Hamburg. „Die niedersächsischen Unternehmen kämpfen um ihre Existenz.“

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Auf die Frage, wie lange die Betriebe vermutlich die aktuelle Situation noch bewältigen können, antworteten 6 Prozent der niedersächsischen Unternehmen, dass das noch rund zwei Wochen (also bis ca. 10. April) möglich ist, 21 Prozent schaffen es noch vier Wochen (24. April), 11 Prozent rund sechs Wochen (8. Mai), 23 Prozent acht Wochen (22. Mai) und 33 Prozent halten sogar noch länger als bis Anfang Juni durch. Nur 4 Prozent sind von der Corona-Krise gar nicht betroffen und können die Situation unbegrenzt verkraften.

„Je länger die Krise dauert, umso stärker steigen die Ausfallwahrscheinlichkeiten und das Risiko für höhere Arbeitslosigkeit. Deshalb müssen wir die Nebenwirkungen und Folgeschäden berücksichtigen. Eine Diskussion über einen schrittweisen Abbau der Maßnahmen darf nicht mit einem Tabu belegt werden – sie ist notwendig und vernünftig“,

so Dr. Kruse.

Kurzarbeit ist für 90 Prozent der niedersächsischen Betriebe ein Thema: 50 Prozent haben schon Kurzarbeit beantragt, 40 Prozent wollen es vielleicht noch tun. Gerade einmal 10 Prozent der Unternehmen wollen keine Kurzarbeit beantragen.

„Bislang hatte unsere Wirtschaftsstufe kaum Erfahrung mit Kurzarbeit. Durch Corona ist dieses Arbeitsmarktinstrument überlebenswichtig geworden, um die Beschäftigung auf dem hohen Niveau zu halten und die Unternehmen durch die Krise zu führen. Neun von zehn Unternehmen haben Kurzarbeit beantragt oder denken aktuell darüber nach“,

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sagte AGA-Hauptgeschäftsführer Volker Tschirch. Die Arbeitsagenturen hätten ihre personellen Ressourcen so umgestellt, dass die Anträge nun auch hoffentlich schnell und unbürokratisch bearbeitet und genehmigt werden könnten, so Tschirch.

Bei der Versorgung ihrer Betriebe mit notwendigen Teilen, Waren und Produkten für den täglichen Bedarf gaben mehr Zweidrittel aller Unternehmen (68 Prozent) an, dass diese nur noch kurze Zeit gesichert bzw. beeinträchtigt ist. Bei 28 Prozent ist der Nachschub gesichert.

„Ein großes Problem für die niedersächsischen Unternehmen ist, dass Kundenaufträge ausbleiben oder storniert werden. Das ist bei drei von vier Unternehmen der Fall. Schon jetzt kündigen fast die Hälfte der Kunden unseren Mitgliedern an, dass sie ihr Zahlungsziel nicht einhalten werden. Damit bekommen die Händler und Dienstleister in Zukunft zusätzliche Liquiditätsprobleme“,

unterstrich Verbandspräsident Dr. Kruse.  

Die niedersächsischen Unternehmen beurteilen die von Bund und Land beschlossenen Hilfspakete größtenteils positiv: 60 Prozent erachten die Maßnahmen als voll und ganz bzw. ausreichend. 27 Prozent als nicht ausreichend bzw. gar nicht ausreichend. „Kritik wird hauptsächlich daran geübt, dass mittelständische Unternehmen bis zu 250 Mitarbeitern nur Kredite beantragen können, aber keine direkten Zuschüsse bekommen. Das vielzitierte Rückgrat unserer Wirtschaft wird nicht ausreichend gestützt. Zudem rügen die Betriebe, dass mit der Gießkanne Gelder verteilt werden“, so Dr. Kruse. Der AGA-Präsident fordert, die sogenannte Förderlücke im Mittelstand zu schließen, indem von der Krise betroffene Unternehmen die in den vergangenen beiden Jahren von ihnen gezahlten Steuern zurück erhalten und so zusätzliche Liquidität bekommen.

„Von entscheidender Bedeutung ist jetzt, dass die zugesagten Hilfen unkompliziert und vor allem zügig ausgezahlt werden. Nur so halten die niedersächsischen Unternehmen und ihre Beschäftigten länger als nur ein paar Wochen durch.“

­Der AGA Unternehmensverband vertritt die Interessen von 3500 Mitgliedsunternehmen in Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In diesen Unternehmen sind rund 150.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit einem Jahresumsatz von 288 Milliarden Euro ist der gesamte Groß- und Außenhandel eine der Schlüsselbranchen in Norddeutschland.