„Händlern und Gastronomie helfen, die schwere Zeit zu überstehen“

Foto: HartmannDr. Ralf Meyer, Leiter des Wirtschaftsreferats beim Magistrat, entwickelte die Idee des Stadtgutscheins mit lokalen Partnern und setzte sie bei der Politik durch. || Foto: Hartmann

Dr. Ralf Meyer vom Wirtschaftsreferat über die Eine-Million-Euro-Idee des Stadtgutscheins

Von Maike Wessolowski

Mit der Idee des Stadtgutscheins möchte die Stadt dem Bremerhavener Einzelhandel und der Gastronomie helfen, die schwere Zeit zu überstehen. Warum er hofft, dass diese Eine-Million-Euro-Idee Arbeitsplätze sichert und bis zu 50 000 Kunden in die teilnehmenden Geschäfte und Restaurants lockt, erläutert Dr. Ralf Meyer vom Referat für Wirtschaft im Interview.

Das Prinzip des Stadtgutscheins ist schnell erklärt: Wer einen Gutschein kauft, bekommt 20 Prozent Einkaufswert von der Stadt geschenkt. Woher stammt die Idee? Andere Städte haben ähnliche Ideen gehabt. Ich denke, Bocholt in Nordrhein-Westfalen hat uns inspiriert. Dann haben wir die Idee mit lokalen Partnern weiterentwickelt und der Politik vorgestellt. Die hat zugestimmt.

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Sie sagten: Eine Million Euro Einsatz, sechs Millionen Euro Wertschöpfung. Können Sie das noch einmal erklären? Das Aufladen der Stadtgutscheine mit insgesamt einer Million Euro führt bei einem Verkauf aller Gutscheine zu einem Umsatz von sechs Millionen Euro in den teilnehmenden Akzeptanzstellen. Wir stellen uns das so vor: Jeder verkaufte 100-Euro-Gutschein wird mit zusätzlichen 20 Euro aufgeladen. Insgesamt können damit also 50 000 Gutscheine à 120 Euro in Bremerhaven bewegt werden.

Wissen Sie, wie hoch die Wertschöpfung hier sonst ist? Oder anders gefragt: Glauben Sie, dass die Menschen dann gezielt Geld in Bremerhaven ausgeben, das sie sonst nicht hiergelassen hätten? Wir wünschen uns, dass die Menschen gezielt Geld in der Bremerhavener Innenstadt und in den Quartieren ausgeben. Das sichert den Besatz der Bremerhavener Einzelhandelslandschaft, hilft Händlern und der Gastronomie dabei, die schwere Zeit überstehen zu können, und sichert hoffentlich eine Vielzahl von Arbeitsplätzen. Letztendlich können bis zu 50 000 Kunden in die teilnehmenden Geschäfte und Restaurants kommen. Das bindet die Kaufkraft am Standort Bremerhaven. Zudem haben wir die Hoffnung, dass nicht nur der Stadtgutschein in den Akzeptanzstellen eingelöst wird, sondern vielleicht auch noch der eine oder andere Artikel zusätzlich über die Ladentheke geht.

Die Grünen haben sich bei der Abstimmung enthalten und sich explizit gegen diesen Gutschein ausgesprochen, unter anderem weil er nur bestimmten Bevölkerungsgruppen zugutekäme. Wie begegnen Sie solcher Kritik? Welche Zielgruppen sehen Sie? Der Gutschein wird fast ein ganzes Jahr gültig sein und kann gestückelt in verschiedenen Geschäften eingelöst werden. Mit dem Stadtgutschein können wir wirklich viele Menschen in Bremerhaven und dem Umland erreichen. Da der Gutschein auch online erhältlich sein wird, könnte sogar aus vielen Teilen der Welt Geld nach Bremerhaven fließen.

Weil der Haushalt 2021 erst in Bremen genehmigt werden muss, kann der Gutschein erst im März starten. Kommt das als Soforthilfe nicht zu spät? Wäre das Weihnachtsgeschäft nicht wichtig gewesen? Gerade die ersten Monate eines Jahres sind eine schwierige Zeit im Einzelhandel. Wir haben daher die Hoffnung, dass wir mit dem Stadtgutschein frühzeitig das Frühjahrsgeschäft ankurbeln können. Verbunden mit den übrigen Maßnahmen des Aktionsprogramms zur Steigerung der Aufenthalts- und Erlebnisqualität soll der Stadtgutschein damit einen Beitrag leisten, den pandemiebedingten massiven Umsatzeinbrüchen im Handel und in der Gastronomie entgegenzuwirken.

Gibt es Bedingungen? Der Beschluss besagt, dass an dem Gutscheinsystem nur Unternehmen teilnehmen können, die wirtschaftlich und damit dauerhaft am Markt als Unternehmen oder im Haupterwerb als Freiberufler oder selbstständig und in den Branchen Einzelhandel und Gastronomie tätig sind. Lebensmittelmärkte und Baumärkte sind ausgenommen. Weitere Voraussetzungen sind, dass die Unternehmen in Bremerhaven ansässig und bei einem deutschen Finanzamt gemeldet sind. Und dass sie ihre Waren und Dienstleistungen bereits vor dem 31. Dezember 2019 am Markt angeboten haben.

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Zur Person

Dr. Ralf Meyer ist Leiter des Referats für Wirtschaft beim Magistrat der Stadt Bremerhaven. Zusammen mit Andreas Beckmann ist er derzeit auch in der Geschäftsführung der Tourismus- und Stadtmarketing GmbH „Erlebnis Bremerhaven“. Er ist gebürtiger Stadtbremer mit Leher Wurzeln, wohnt in Bremen-Nord und arbeitet seit 20 Jahren in Bremerhaven.