Land setzt weiter auf Kreuzfahrt

Foto: ScheerTrotz Corona wird weiter investiert: Die Fotomontage zeigt die Teile des Columbusbahnhofs in Bremerhaven, die abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollen. Der Bürotrakt rechts soll in einem zweiten Schritt abgerissen werden. Die blaue Fläche zeigt, wie weit die neue Columbuskaje künftig in die Weser ragen wird. || Foto: Scheer

Senatorin erwartet Aufschwung nach Corona

Von Klaus Mündelein

Der Tourismus auf See ist durch die Coronakrise zusammengebrochen. Da mutet es fast irrwitzig an, dass in den Bremerhavener Kreuzfahrtterminal weiterhin investiert werden soll. Es geht um rund 30 Millionen Euro, mit denen der Columbusbahnhof modernisiert werden soll. Aber Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) rechnet nach der Krise fest mit einem Aufschwung. Damit die Umbaupläne vorangetrieben werden, stellt das Land 1,27 Millionen Euro an Planungsmitteln zur Verfügung.

Im Koalitionsvertrag der rot-grün-roten Landesregierung war das Projekt vor zwei Jahren festgeschrieben worden. Die Passagierzahlen stiegen damals Jahr um Jahr, die Zahl der Anläufe ebenfalls. 2018 kletterte der Umsatz am Columbus Cruise Center auf 14,7 Millionen Euro. Eine Studie hatte ermittelt, dass das Kreuzfahrtgeschäft in Bremerhaven für eine Wertschöpfung von 40 bis 50 Millionen Euro sorgt.

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Doch dann brachte Corona die Branche in große Schwierigkeiten. Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) hält dennoch an dem Modernisierungsprojekt fest. Es sei im hohen Maße wahrscheinlich, dass das Kreuzfahrtgeschäft insgesamt und ebenso in Bremerhaven nach der Krise wieder anläuft und perspektivisch weiter wachsen wird.

Die Hafengesellschaft Bremenports, die das Projekt betreut, hat jetzt weitere Details zu den bisherigen Planungen der Politik vorgestellt. Sie sehen einen Neubau im südlichen Bereich des Columbusbahnhofs vor.

Der Columbusbahnhof wurde in den 1960er Jahren als ein Ensemble aus mehreren Gebäuden geplant. Weil der Flugverkehr den Ozeanriesen auf der Atlantik-Route aber immer mehr den Rang ablief, wurde der südliche Teil des Ensembles nicht mehr gebaut. Es blieb der Nordflügel, der inzwischen zum Columbus Cruise Center ausgebaut wurde, sowie der Mittelbau und ein Bürogebäude.

Der Mittelbau steht leer und sorgt für hohe Unterhaltungskosten. Er soll, so der Plan, durch einen Neubau ersetzt werden. Hier soll ein neuer Empfangsbereich über zwei Etagen für die Passagiere entstehen. Der schafft dann wiederum Platz im nördlichen Columbus Cruise Center für eine größere Gepäckabfertigung. Im neuen Empfangsbereich könnten zudem Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten untergebracht werden.

Über dem Empfangsbereich sind mehrere Etagen mit Parkdecks geplant. Auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern können Parkplätze angelegt werden, auf denen die anreisenden Touristen ihre Autos abstellen können. Über dem Parkdeck soll es mehrere Etagen mit Büroflächen geben. Dort könnte auch das Hansestadt Bremische Hafenamt unterkommen, das derzeit noch im alten Bürotrakt untergebracht ist. Dann könnte auch dieses alte Gebäude abgerissen werden.

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Ein Hotel, wie es mal angedacht war, ist nicht mehr in den Planungsunterlagen verzeichnet. Eine Befragung von Passagieren ergab, dass es für ein terminalnahes Hotel kaum Interesse gab.

Im Landeshafenausschuss stieß das Projekt auf breite Zustimmung. „Der Kreuzfahrttourismus wird weiterhin ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sein“, sagte Hauke Hilz (FDP). Maurice Müller (Grüne) sieht nun auch die Reedereien in der Pflicht, für mehr Klimafreundlichkeit zu sorgen: „Die Emissionen der Kreuzfahrtschiffe müssen runter.“

Dass die Pandemie die Branche auch weiterhin im Griff haben kann, sieht Robert Bücking (Grüne) als Risiko bei den nun anstehenden Investitionen in den Terminal. Um das zu verringern, erwartet er eine Terminal-Konstruktion, die nachher auch andere Nutzungen ermöglicht. Auf Nachfrage von Thorsten Raschen (CDU) äußerte sich das Ressort zum Zeitplan. Die jetzt anstehende dritte Planungsphase werde 2022 abgeschlossen. Auf dieser Basis würden dann die Mittel für den Bau beantragt.