Die Kultur der andauernden Verbesserung

Foto: RiechertEine erfahrene „Personalerin“ mit Sitz in Buchholz: Elke Riechert. || Foto: Riechert

Interview mit der erfahrenen „Personalerin“ Elke Riechert

Seit zehn Jahren arbeitet Elke Riechert als selbstständige Beraterin und Personalcoach im Großraum Hamburg sowie deutschlandweit. Gezielte Management-Beratung, Workshops zur Team­entwicklung, Coaching von Führungskräften sowie das Hinterfragen bestehender Strukturen sind ihre Aufträge in den Unternehmen. Den Grundstein ihres breiten Praxiswissens sammelte sie unter anderem als Leiterin des Personalwesens eines deutschlandweit tätigen inhabergeführten Immobilienunternehmen. Mittlerweile ist die Arbeitswelt einem grundlegenden Wandel unterworfen – ein Thema für B&P-Redakteur Wolfgang Becker

Zehn Jahre Beratung in den unterschiedlichsten Unternehmen – was sind die drängendsten Probleme, die immer wieder auftauchen?

Vor dem Hintergrund, dass sich unsere Gesellschaft mit ihrem „Höher-Schneller-Weiter“ selbst die Daumenschrauben immer enger gezogen hat, stehen wir in der laufenden Entwicklung vor der Herausforderung, die passenden Arbeitnehmer für die sich veränderten Märkte zu finden und zu binden. Anforderungen und Erwartungen klaffen immer mehr auseinander. Generationen „alter Schule“ tun sich mitunter schwer, die neue Kreativität und Sinnhaftigkeit aktiv zu leben und die Chancen, die sich im Generationswechsel bieten, erfolgreich für das eigene Unternehmen zu nutzen. Immer wiederkehrende Themen sind Kommunikation auf allen Kanälen, real oder online, das persönliche Wachstum auf veränderte Situationen und die Möglichkeiten und Chancen der mitarbeiterorientierten Führung zu nutzen.

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Corona hat den Kulturwandel am Arbeitsplatz beschleunigt. Wie gehen die Chefs damit um?

Sie lernen und lassen Veränderungen zu. Mittelständler sind auf dem Weg und nehmen die neuen Herausforderungen immer mehr an. Eine gute Personalführung ist das A und O. Als externer Personalcoach unterstütze ich dabei Führungskräfte und Teams, auch in hybrider Form. Einfach mit der Zeit gehen – mal in Videokonferenzen mit MS 365 Teams und dann auch wieder als Präsenztermine, ganz individuell nach den Kundenbedürfnissen ausgerichtet.

Die neue Arbeitskultur basiert auf Vertrauen und Eigeninitiative, Disziplin und der Fähigkeit, allein zu arbeiten. Was muss ich als Unternehmen tun, um meine Mitarbeiter zu fördern und zu motivieren?

Zunächst möchte ich einen Pflock dafür einschlagen, dass selbstbestimmtes Arbeiten nicht auf alle Branchen und nicht für jeden Mitarbeiter passt. Wenn es denn so ist, wird in einem Reifeprozess der Mitarbeiter in seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten geschult, gecoacht, unterstützt – extern auf persönlicher Ebene und intern auf fachlicher Ebene. Vorab ist das Management gefragt, sich selbst zu reflektieren und die Entscheidung für die neue Arbeitskultur zu treffen. Einige Verhaltenskodexe sind bereits integriert, andere werden dazu entwickelt. Im Ergebnis sind es vier Eckpfeiler: Akzeptanz auf allen Ebenen, Strukturen für schnelles und flexibles Reagieren, Haltung für den respektvollen Umgang mit sich und anderen sowie Menschlichkeit.

Herausforderungen gibt es ja nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Chefs. Wie geht die Riege der Führungskräfte mit Themen wie Homeoffice, New Work und Mobiles Arbeiten um?

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Ja, interessante Frage – und dahinter steckt viel mehr als diese gern genutzten pauschalen Begriffe. Das Management erkennt, dass die „Zeit der einsamen Reiter“ vorbei ist. Nur gemeinsam sind die Handbremsen zu lösen – eine neue Form der vernetzten Arbeit und die individuelle Förderung der geeigneten Mitarbeiter. Hier zeigt sich glasklar die Beziehung zueinander in der Hierarchie. Es entsteht eine neue Transparenz. Wie klar denkt das Management und wie klar kann das Management kommunizieren, worum es geht. Wer verliert scheinbar die Kontrolle? Es ist die Aufgabe des Managements, die Grundlagen für eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu schaffen und gemeinsam zu entwickeln.

Wenn die Personalberaterin Elke Riechert ins Unternehmen kommt, was macht sie heute anders als vor zehn Jahren?

Nichts. Nach wie vor zu 100 Prozent für meine Kunden da sein.

Welche Rolle spielt eine Affinität zur Technik, speziell natürlich IT, in der heutigen Zeit?

Den Begriff Affinität zur Technik finde ich zu übertrieben. Ich muss kein Technikfreak sein, um Tools wie MS 365 Teams oder Zoom zu nutzen. Wie jede Veränderung oder Neuerung hat jeder seinen individuellen Rahmen des Lernens. Und schon geht’s los.

Wandel ist ein Prozess: Wie werden wir in zehn Jahren arbeiten?

Hätte ich eine Glaskugel . . . Keiner kann vorhersagen, wie es mit der Pandemie weitergeht. Wir werden auf jeden Fall räumlich und zeitlich unabhängiger, menschlicher, in Projekten, in einer Kultur der andauernden Verbesserung (KAV) beschäftigt sein.

>> Web: https://www.elke-riechert.de/