Der lange Weg zum Technologie-Standort Hamburg

Sechs Fragen an Thomas Völsch

Die Gründung einer Marketing-Gesellschaft ist grundsätzlich angestrebt, aber die konkreten Entscheidungen stehen noch aus.

Bezirksamtsleiter-Thomas-Voelsch

Thomas Völsch ist Bezirksamtsleiter in Harburg. Auf seine Initiative setzten sich die mit Technologie befassten Akteure vor gut einem Jahr erstmals an einen Tisch.

Als Christoph Birkel, Geschäftsführer des hit-Technoparks in Harburg, und Dr. Helmut Thamer, damals noch Geschäftsführer der TuTech Innovation GmbH, vor mehr als einem Jahr den ersten Vorstoß wagten, aus Harburg einen dezentralen Technologiepark zu machen, hatten sie schlagkräftige Argumente: Zum Einen deckte sich dies Ziel mit den politischen Bestrebungen der Wirtschaftsbehörde und sogar der Handelskammer Hamburg, zum anderen galt es als allgemein unstrittig, dass der Süden der Hansestadt mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg, diversen technologisch orientierten Unternehmen und einer starken Dienstleister-Szene bereits all das zu bieten hatte, was einen Technologiepark auszeichnet. Mit einer Ausnahme: Es ist nicht möglich, einen Zaun drumherum zu ziehen. Unter dem Arbeitstitel TecHub Hamburg wollten beide zudem eine Gesellschaft ins Leben rufen, die Hamburg als Technologiestandort weltweit vermarkten sollte. Nach mehreren Gesprächsrunden steckt die Initiative jetzt fest. Sowohl die Behörde als auch die Handelskammer verfolgen ihre eigenen Pläne. Nach wie vor gibt es die Idee, drei Technologiestandorte zu definieren: Harburg mit dem hit, der TuTech, der TUHH, dem Channel und dem Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden, Altona/Bahrenfeld mit dem DESY und Bergedorf mit dem Laserzentrum. Ein vierter Standort könnte sich rund um Airbus entwickeln. Zu den Harburger Gesprächsrunden hatte Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch eingeladen. B&P-Redakteur Wolfgang Becker sprach mit ihm über den aktuellen Stand.

Es ist still geworden um die TecHub-Hamburg-Idee – es heißt, die Gespräche hängen fest. Wie ist der Stand der Dinge?

Auch der Senat will dieses Thema ja schon lange angehen, aber dann kam die Wahl. Im Koalitionsprogramm steht etwas dazu. So ganz hat das Thema den Sprung in die neue Wahlperiode noch nicht geschafft. Man möchte eine Struktur schaffen zur Schaffung von Technologieparks in Hamburg. Es ist völlig unstrittig, dass Hamburg davon unglaublich profitieren kann. Hamburg ist ein starker Industriestandort, aber diese Basis können wir nur erhalten, wenn wir sie auch technologisch weiterentwickeln.

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Bei der Ursprungsidee von Herrn Birkel und Herrn Dr. Thamer ging es vor allem ja um die Vermarktung . . .

Dazu gibt es seit über einem Jahr eine Arbeitsgruppe bei der Wirtschaftsbehörde, die sich darum kümmern soll. Unabhängig davon haben wir in Harburg vor einem Jahr viele Akteure an einen Tisch geholt, weil wir der Meinung sind, dass wir in Harburg sehr weit sind. Die Resonanz war sehr gut. Das ist der Wirtschaftsbehörde aufgefallen – seitdem bin auch ich in der Arbeitsgruppe. Die hat bis zur Wahl intensiv getagt und ein paar Modelle ent-wickelt. Seitdem liegt das Thema leider ein bisschen auf Eis.

So ganz begeistert war die Handelskammer von der Harburger Initiative ja nicht – hat sich das geändert?

Eine entscheidende Frage ist ja diese: Wie intensiv bindet man die lokale Ebene mit ein – ich glaube schon, dass es richtig wäre, wenn Hamburg insgesamt ein Dach für die Technologie-Vermarktung entwickelt, ich glaube aber auch, dass es klug wäre, die regionalen Kompetenzen gerade der Wirtschaft einzubeziehen. Und zwar entscheidungsfähig.

Das ist ja die Ursprungsidee gewesen – die Gründung einer Gesellschaft, an der die Wirtschaft prozentual beteiligt ist. Darf sie dabei sein?

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Über Anteile kann man trefflich streiten, aber was wenig bringt, wäre die Beteiligung der Wirtschaft über einen Beirat oder sowas. Das gesteht uns auch die Wirtschaftsbehörde zu. Harburg ist in Wahrheit kein Technologiepark, sondern ein Technologie-Quartier – weil wir wesentlich mehr haben als viele andere Standorte. Wir haben mit dem hit den einzigen funktionierenden Technologiepark in Hamburg, im Umfeld der TUHH und der TuTech im Binnenhafen hat sich unheimlich viel entwickelt, auf dem wir aufbauen können.