Elektromobilität bis 40-Tonnen – Geht das?

Sina Schlosser, Geschäftsführerin Speditions-Assekuranz Versicherungsmakler GmbH

Eine Kolumne von Sina Schlosser

Das Thema Nachhaltigkeit und E-Mobilität ist aktueller denn je und aus der täglichen Presse nicht mehr wegzudenken. Pkw mit „E-Kennzeichen“ kommen einem im Straßenverkehr ja mittlerweile täglich entgegen. Einige namhafte Hersteller haben schon verkündet, dass sie künftig ganz auf Verbrennungsmotoren verzichten und nur noch E-Autos wollen. Und dies bereits in ein bis zwei Jahren. Ein Fortschritt!

Auch Lkw sollen und können nachhaltiger werden. Sie gelten bisher als Dreckschleudern und CO²-Produzenten. Hier gibt es diverse Ansätze, wie dies geändert werden könnte. Auf der einen Seite gibt es die Option, den Lkw auf die Bahn zu bringen. Dies spart viel CO² ein, da Dutzende Container mit einer Lok von A nach B befördert werden können. Gerade bei längeren Strecken ist dies eine sinnvolle Idee, welche aber auch Defizite aufweist. Güterbahnhöfe gibt es meist nur in der Nähe von großen Städten oder Industriegebieten. Wo aber soll unser im Internet bestelltes Paket hin? Richtig, zu uns nach Hause – bei vielen Lesern wird dies im ländlichen Bereich sein. Zwischen Buxtehude und Jork sieht man Güterzüge eher nicht so oft fahren. Der Lkw wird also so schnell nicht von der Straße verschwinden können.

Was also tun? Auch den Lkw grün oder zumindest grüner machen! Es gibt bereits etliche Varianten: Wasserstoffantrieb, Biodiesel, LPG-Antrieb (Gas) oder auch Strom, um ein paar Optionen zu nennen. Viele von uns haben bestimmt schon einmal die Oberleitungen auf der A1 gesehen – zwischen Reinfeld und Lübeck. Aber haben Sie auch schon einmal einen dazu passenden Hybrid-Lkw gesehen? Ich nicht. Ok, es ist eine Teststrecke, daher bewerten wir das jetzt nicht. Den Lkw auf Hybrid oder künftig komplett auf Elektro umzustellen, ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Genau wie beim Pkw auch gibt es hier aber Probleme: Reichweite, Laufleistung, fehlende Werkstätten, fehlende Ladesäulen, lange Ladezeiten oder der teure Kaufpreis. Aber: Je mehr E-Pkw und E-Lkw es auf den Straßen gibt, desto eher wird es sich von ganz allein regulieren.

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Zurück zum Lkw: Hier ist der Kaufpreis leider nicht der einzige Kostenfaktor. Auch die Versicherung ist in der Regel teurer. Ganz einfache Erklärung: Der Wert des Lkw ist deutlich höher. Klassischerweise versichert die Kfz-Kaskoversicherung den Listenpreis des Lkw (oder auch des Pkw). Wenn nun aber teure An- oder Umbauten wie der Einbau von Wasserstoffmotoren & Co. vorgenommen werden, hier spricht man von Mehrwerten, dann müssen diese extra kalkuliert und berechnet werden. Sprich, die Versicherungsprämie wird teurer.

Ein weiteres kniffliges Thema beim E-Lkw ist das Aufladen der Batterie. Eine normale Steckdose reicht da nicht. Auch einfach irgendwo am Straßenrand Parkplätze mit Ladesäulen zu schaffen, funktioniert nicht. Ein Lkw braucht viel Platz, und um den grünen Fußabdruck nicht zu beschädigen, sollte der Parkplatz ja auch entlang der Fahrtroute liegen. Das Thema bleibt also spannend und wird sicherlich auch die nächsten Jahre nicht an Brisanz verlieren.

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Sina.Schlosser@speditions-assekuranz.de