Alles paletti!

Foto: Wolfgang BeckerSie arbeiteten bereits seit 2014 als Führungsteam eng zusammen: Jetzt hat Antonio do Carmo die Leitung des Bereichs Private Banking an Kathrin Ullrich übergeben. Foto: Thorsten Sundermann

Größer, moderner, perfekt gelegen: Paletten-Service Hamburg AG hat den Betrieb von Harburg nach Hittfeld verlagert.

Das Herz schlägt in Harburg, aber dort und auch in den anderen infrage kommenden Hamburger Bezirken war kein Platz: Das Harburger Traditionsunternehmen Paletten-Service Hamburg AG hat der Hansestadt im Jubiläumsjahr den Rücken gekehrt. Vorstandchef Ingo Mönke beim Rundgang auf dem neuen Betriebsgelände am Bosteler Feld 25 in Hittfeld: „Wir haben den gesamten Betrieb hierher verlagert und sogar noch eine Erweiterungsoption auf dem 10 000 Quadratmeter großen Gelände. Dieser Standort, inmitten von drei Autobahnen gelegen, ist für uns ideal.“ Der Umzug bedeutet allerdings nicht den Rückzug aus Harburg – dort haben Heiko, Ingo und Guido Mönke mehrere große Projekte in Arbeit.

An der Blohmstraße und auf den Flächen Lauenbruch Ost im Harburger Binnenhafen war es schon seit Jahren immer enger geworden. Die Suche nach einem neuen Grundstück für den expansiven Paletten-Service stand deshalb auf der Agenda ganz oben. Ingo Mönke: „Ich habe mir mit meinem Sohn Dominik (26) Flächen an der Dradenau, auf der Peute und in Billbrook angeschaut, aber bin am Ende immer wieder zu dem Schluss gekommen: Das sind wir nicht. Da passen wir nicht hin. Als überzeugter Harburger bewarb ich mich auch für eine Fläche in Neuland, aber die hat Hamburg nun wieder komplett an einen Bewerber vergeben. Der Zufall wollte es, dass in Hittfeld eine große Halle mit Büros vor der Fertigstellung stand. Gebaut hatte ein Berliner Investor, dem nun der Mieter abhanden gekommen war. Wir haben telefoniert und waren uns nach einer Viertelstunde einig. Wenn es nach mir ginge, könnte er sofort mit dem zweiten Bauabschnitt beginnen.“

Leichtpalette vor Produktionsstart

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Die topmoderne Halle ist 4500 Quadratmeter groß und hat mehrere Laderampen, was im Palettenhandel eher unüblich ist. Die Halle ist in zwei Bereiche aufgeteilt – eine große Lagerfläche mit Stellplätzen für bis zu 10 000 Paletten und ein großzügiger „Maschinenraum“. Hier hat Ingo Mönke eine Paletten-Sortieranlage aufbauen lassen. Und: Direkt daneben sieht die technisch sehr komplexe Anlage für die Leichtpalette ihrer Inbetriebnahme entgegen – eine Neuentwicklung, die Ingo Mönke seit wenigen Jahren vorantreibt. Eigentlich sollte die Produktion schon laufen, aber wie es in diesen Zeiten ist: „Es fehlen noch ein paar Einzelteile für die Steuerung . . .“, sagt Ingo Mönke. Auch die Stromversorgung sei noch nicht ausreichend. Der Paletten-Service Hamburg hat für die Halle einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen – mit Option auf Verlängerung. Ingo Mönke hat eine Vision, die weit über das Kerngeschäft, die Vermietung und den Handel mit Holzpaletten, hinausgeht. Er sagt: „Mein Ziel ist es, hier ein Service-Center Nord für Transportbehältnisse und -träger aller Art aufzubauen. Dazu zählen neben der Holzpalette auch Kunststoffpaletten und beispielsweise Kunststoffbehälter, wie zum Beispiel Trays und Kisten. Wenn wir das anbieten, brauchen wir auch eine Waschanlage. Kurz: Wir sind die Experten für das Lademittel-Management.“

Die derzeit rund 5000 Holzpaletten in der neuen Halle sind durchweg Rückläufer aus dem Tagesgeschäft. Ingo Mönke: „Eine Palette hat den Sinn, den Transport von Waren aller Art zu ermöglichen – sie gehört nicht ins Lager, sondern in den ständigen Kreislauf. Aber wie es so ist: Wir liefern neue Paletten aus und bekommen welche mit Gebrauchsspuren und auch Schäden zurück. In der Sortieranlage ordnen wir nach drei Klassen – A (hell und heil), B (anlagentauglich, aber dunkel) und C (Standard). Wir haben mehrere Reparaturplätze und können beschädigte Paletten schnell wieder einsatzfähig machen.“ Die Reparatur ist größtenteils Handarbeit, aber die Sortieranlage ist so konzipiert, dass sie das Heben oder Verschieben schwerer Lasten auf ein Minimum reduziert.

Nachschub für den Kreislauf

Wie berichtet, hatte die Paletten-Service Hamburg AG nach dem russischen Überfall auf die Ukraine massive Schwierigkeiten an Paletten-Nägel und Holz zu kommen. Letzteres konnte Ingo Mönke ziemlich schnell durch faire Verträge mit deutschen Lieferanten lösen: „Wir sagen Tagespreise zu, weil die Sägewerkbetreiber auch nicht wissen, wie sich der Markt entwickelt.“ Bei den Nägeln sind mittlerweile Ersatzlieferanten gefunden. Allerdings sagt Ingo Mönke auch: „Wir leben derzeit von der Hand in den Mund und können nur von Monat zu Monat planen. Eines steht jedoch fest: Wenn wir nicht funktionieren, bleibt der Kühlschrank leer. Ohne Paletten läuft im Transportgewerbe nichts mehr.“ So schnell ist ein Unternehmen systemrelevant . . . 

Vor 50 Jahren gründete das mittlerweile verstorbene Unternehmerehepaar Horst und Brigitte Mönke das Geschäft mit den hölzernen Transportträgern – zunächst als Reparaturbetrieb für Paletten. Sie dürften nicht geahnt haben, was ihre drei Söhne Ingo, Heiko und Guido eines Tages aus dem Geschäft machen würden. Mittlerweile zählt die Paletten-Service Hamburg AG zu den Großen der Branche. Mit der Entwicklung einer Leichtpalette wird zudem ein neues und innovatives Produkt in den Markt gebracht. In Harburg stehen mit dem Bau des Aqua2Dock an der Blohmstraße große Investitionsprojekte an. Auch das Schwesterunternehmen Lagerhaus Harburg, geführt von Guido Mönke, soll einen Neubau bekommen. Weitere Pläne gibt es für eine Fläche am Dampfschiffsweg sowie den Standort Hodenhagen. Maßgeblich vorangetrieben wird die Entwicklung von Ingo Mönke. Er hat nicht nur den Vorsitz im Vorstand der familieneigenen AG, sondern auch deutlich erkennbar das Unternehmer-Gen seines Vaters geerbt. Das Jubiläum ist für ihn nur bedingt Anlass für einen Blick zurück, sondern vielmehr Verpflichtung für den Blick in die Zukunft der Unternehmensgruppe. In Harburg beschäftigt die Paletten-Service Hamburg AG 50 Mitarbeiter; insgesamt sind es knapp 250, darunter vor allem die Mannschaften in den beiden polnischen Werken sowie in Wismar. Täglich produziert das Unternehmen 25 000 neue Paletten, vermarktet wird das Doppelte.

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