„Die Chancen der Krise nutzen“

Dr. Thomas de Maizière (2.v.l.) beim Wirtschaftstag der Volksbank Lüneburger Heide eG Foto: VBLH

Dr. Thomas de Maizière beim Wirtschaftstag der Volksbank Lüneburger Heide eG.

Corona, Krieg, Klima: Es sind schwierige Zeiten, in denen wir leben. Sie wecken in uns die Sehnsucht nach Sicherheit. Deswegen widmete sich der diesjährige Wirtschaftstag der Volksbank Lüneburger Heide eG genau diesem Thema – das fundamentaler ist, als man vielleicht denkt. Die Volksbankvorstände Ulrich Stock und Gerd-Ulrich Cohrs hatten deshalb zum diesjährigen Wirtschaftstag, der zum dritten Mal in Folge digital stattfand, Dr. Thomas de Maizière nach Buchholz eingeladen. Aus dem Fernsehstudio der Firma Groh-P.A. gab der ehemalige Bundesminister seine Erfahrungen zu dem Thema „Sicherheit – heute und morgen“ weiter. Mehr als 500 Zuschauer verfolgten die Live-Übertragung. Fernsehmoderatorin und Journalistin Kristina zur Mühlen führte durch das Programm.  

„Sicherheiten und Gewissheiten sind Illusionen!“ Mit dieser Aussage startete Thomas de Maizière seinen Vortrag. „Den Frieden in Europa, die Wohlstandsmehrung, Überfluss statt Mangel und der Staat als zuverlässiger und gut funktionierender Ausfallbürge haben die Deutschen lange Zeit für selbstverständlich angesehen“, so de Mazière weiter. Die Wirklichkeit sehe jedoch heute ganz anders aus, das bewiesen der Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Mangel an Baumaterial und Fachkräften, aber auch die teilweise Überforderung des deutschen Staates beim Krisenmanagement oder bei den Planungen von Großprojekten, erläuterte der ehemalige Bundesminister. 

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De Maizière nahm an diesem Abend aber nicht nur Stellung zu aktuellen Sicherheitsthemen, sondern wies auch besonders auf die sich daraus ergebenden Chancen hin. Hierzu gehörten für ihn eine Vorbereitung zur Kriegsverhütung wie Investitionen und Übungsmöglichkeiten, eine Reform der sozialen Sicherungssysteme sowie die ständige kritische Beobachtung von Abhängigkeiten zu anderen Ländern.

„Auf Bundesebene sind wir nicht gut auf Krisen vorbereitet“, so der prominente Gast weiter.  Er schlägt daher vor:  „Wir brauchen nationale Vorsorgemaßnahmen, einen nationalen Sicherheitsrat, einheitliche Regelungen für Krisen, verbindliche Entscheidungen in einer Krise sowie einen Krisenstab von Bund und Ländern, dessen Absprachen verbindlich für alle sind.“

„Begünstigte Zone“

Bei allen anstehenden Veränderungen und aller Kritik am nationalen Krisenmanagement sieht Gerd-Ulrich Cohrs das Geschäftsgebiet der Volksbank unterdurchschnittlich betroffen. „Wir befinden uns in einer begünstigten Zone. Trotz des Klimawandels werden wir weiterhin Landwirtschaft betreiben können, und auch im Allgemeinen ist die Wirtschaftskraft unserer Region groß. Für uns als Bank kommt hinzu, dass wir in sämtlichen Wirtschaftsbereichen vertreten sind und somit eine breite Risikostreuung aufweisen.“

Unsicherheiten sind etwas vertrautes

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Sein Kollege Ulrich Stock ergänzte im Gespräch, dass Unsicherheiten im Bankengeschäft etwas Vertrautes seien. Als Beispiel nannte er den Prozess der Kreditvergabe: „Wir schauen uns die Fakten genau an und bewerten diese. Dafür gibt es Ratingverfahren und Computerprogramme. Doch diese Fakten sind immer nur Historienbetrachtung, eine Prognose ist daher nie sicher. Deshalb hören wir auch auf unser Bauchgefühl. Wenn wir uns mit dem besten Rating nicht wohlfühlen, dann lassen wir das. Und wenn ein langjähriger Kunde mal eine schlechte Phase hat und laut Rating nicht finanzierbar ist, machen wir das trotzdem – natürlich nur, solange aufsichtsrechtlich nichts dagegenspricht.“

Die Volksbank jedenfalls sei permanent auf Veränderungen vorbereitet, so der Vorstand. Und stellt an dieser Stelle noch einmal die Besonderheit ihrer Rechtsform dar: „Unsere Genossenschaft wird von 83 000 Mitgliedern getragen, und wir sind nicht der Laune irgendwelcher Investoren ausgesetzt. Somit ist die Volksbank in diesen turbulenten Zeiten ein ruhiger, berechenbarer Hafen.“ Abschließend appelliert Ulrich Stock noch einmal an alle Zuschauer: „Nutzen Sie unser Beratungsangebot in diesen schwierigen Zeiten, engagieren Sie sich gerne in unserer Genossenschaft als aktives Mitglied und informieren Sie sich über unsere verschiedenen Onlinekanäle!“ km

>>        Die Aufzeichnung des Livestreams finden Interessierte unter

www.vblh.de/live