Frauen, verzweifelt gesucht!

Christoph Gienow: „Wir wissen bereit seit einiger Zeit, dass die Zukunft in der Logistik weiblich ist.“ Foto: Wolfgang Becker

Die Buchholzer Spedition IN-TIME möchte weiblicher werden – und hat einen Plan.

Eigentlich ist die Sache ja ganz klar: „Wenn wir unser Augenmerk bei der Bewerbersuche hauptsächlich auf Männer richten, schließen wir 50 Prozent unserer potenziellen Zielgruppe aus. Das ist vor allem für uns selbst nachteilig“, sagt Pia Schröder, Junior-Personalreferentin bei der Buchholzer Spedition IN-TIME. Sie ist dafür zuständig, dass es immer genügend Mitarbeiter gibt, um die Aufträge der zahlreichen Kunden abzuarbeiten. Angesichts des anhaltenden Arbeitskräftemangels möchte sie nun verstärkt auf Frauen setzen, die in dem Lager am Trelder Berg mitarbeiten.

Für diesen Plan hat sie die volle Unterstützung ihres Chefs, dem IN-TIME-Gründer und -Geschäftsführer Christoph Gienow. „Wir werben ja mit dem Slogan ‚Join the Team‘, aber unserem Team fehlen im Lager eben die weiblichen Gesichter. In der Verwaltung liegt die Quote hingegen bei circa 60 Prozent, da sehen wir also, dass wir noch einiges an Potenzial haben.“

Von den Räumlichkeiten her sei IN-TIME für einen Ansturm weiblicher Lager-Mitarbeiter jedenfalls gut gerüstet: „Wir haben hier ja einen Neubau. Da haben wir natürlich damals alles schon berücksichtigt, weil wir bereits seit einiger Zeit wissen, dass die Zukunft der Logistik auch weiblich ist“, erklärt Gienow. Aufträge gebe es mehr als genug. „Wir lehnen aktuell sogar immer wieder Mandanten ab, obwohl wir genügend Flächen hätten. Aber wir können die Arbeit personell nicht bewältigen, schließlich wollen wir unsere Mitarbeiter nicht verheizen.“

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Aber woran liegt es, dass Frauen in der Logistik (noch) nicht so oft zu finden sind? Für Pia Schröder gibt es da gleich mehrere Gründe: „Gerade Frauen legen Wert auf flexible Arbeitszeitmodelle, für die die Logistikbranche oft nicht bekannt ist. Aber wir bei IN-TIME können da schon einiges bieten.“ Zudem seien viele Frauen auch unsicher, ob sie die körperliche Komponente bewältigen können. „Auch deswegen fokussiert die Logistik immer mehr auf Automatisierung!“

Logistik gar nicht im Visier

Ein weiteres Problem sei, dass viele Frauen bei der Jobsuche gar nicht an eine Tätigkeit innerhalb der Logistik denken würden. „Viele reden vielleicht mit ihren Eltern oder Freunden über potenzielle Arbeitsmöglichkeiten, die kommen also gar nicht auf den Gedanken, auch mal hier zu schauen.“ Gerade deswegen müsse man verstärkt nach außen kommunizieren. „Wir werden schon bald eine Print-Kampagne starten, um besser sichtbar zu werden“, kündigt Pia Schröder an.

Und ihr Chef ergänzt: „Wir wissen, dass sich die Lage geändert hat. Wir Arbeitgeber müssen beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Wir hören unseren Mitarbeitern hier zu und sind laufend dabei, neue Dinge auszuprobieren.“

Frauen im eigenen Betrieb würden dabei helfen, dass solche Themen überhaupt erst erkannt werden. „Allein deswegen brauchen wir mehr von ihnen.“

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Und auch auf viele andere Weisen will IN-TIME von einem Mehr an Lager-Mitarbeiterinnen profitieren. „Frauen sind empathisch und oft auch gute Organisatorinnen. Zudem gehen sie ganz anders mit Konflikten um, genau das brauchen wir!“ Und wie sieht es mit den Vorkenntnissen aus? Was muss Frau mitbringen, um am Trelder Berg anzufangen? „Eigentlich gar nichts“, sagt Pia Schröder. „Nicht mal ein Staplerschein wird benötigt. Alles, was die Frauen für den Job können müssen, bringen wir ihnen bei.“ top

Web: www.in-time.info

Der Podcast-Link: https://www.business-people-magazin.de/newsgate/podcast-folge-67-mit-frauen-den-fachkraeftemangel-bekaempfen-bp-businesstalk-31719/