Building Information Modeling – Fluch oder Segen für KMU?

Das BIREM-Team der hochschule 21 (von links): Karina Witten, Dr. Sagbo Akohou sowie die Professoren Dr. Marion Peyinghaus, Dr. Ingo Hadrych, Dr. Thorsten Hermes und Dr. Uwe Pfeiffer. Fotos: hs21

Forschungsprojekt an der hochschule 21: Entwicklung von Strategien
für einen nachhaltigen Wissenstransfer.

In kaum einer anderen Branche ist der digitale Wandel so präsent wie in der Bauwirtschaft. Es geht um Effizienz, Kosteneinsparung, Planungssicherheit und bessere Kommunikation zwischen den Akteuren. Building Information Modeling (BIM) soll helfen, all diese Aspekte zu bündeln. Die Methode ist zwar mittlerweile bekannt, aber ist sie wirklich überall angekommen? Welche Herausforderungen treten dabei auf, diesen Schritt der Digitalisierung im Unternehmen zu gehen, und wo drückt der Schuh bei der praktischen Anwendung?

Um genau diese Fragen zu beantworten, hat die hochschule 21 in Buxtehude das Forschungsprojekt Building Information Modeling Innovationsstrategie für den regionalen Mittelstand (BIREM) entwickelt. Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter wollen den Wissenstransfer ausbauen und Unternehmen bei der digitalen Transformation begleiten. Finanziert wird BIREM mit fast einer Million Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie durch das Land Niedersachsen.

Anzeige

„Zunächst wollen wir herausfinden, welche Hemmnisse kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bei der Einführung von BIM sehen und dann mit unterschiedlichen Maßnahmen darauf reagieren“, fasst Prof. Dr. Marion Peyinghaus die Ziele des Projektes zusammen.

Der Beratungsbedarf ist groß

Geplant sind Informationsveranstaltungen, Workshops, Umfragen, ein Leitfaden, ein Onlineportal sowie die Einrichtung eines BIM Lab in der hochschule 21. Erfolgreiche Beispiele aus der Praxis sollen kommuniziert und ein Netzwerk mit Gelegenheiten zum Austausch aufgebaut werden. Interessierte können sich bereits auf der Homepage der hochschule 21 unter www.hs21.de/birem registrieren lassen und so Teil des Netzwerkes werden. Schon jetzt zeigt sich, dass der Bedarf nach Beratung und Informationen groß ist.

„Das Projekt steht noch am Anfang, und doch bekommen wir schon viele Anfragen von Unternehmen nach Unterstützung“, sagt Prof. Dr. Ingo Hadrych.

Allerdings werde die Hochschule keine Produkte empfehlen oder bei der Installation der Software ins Haus kommen, so Hadrych. „BIREM will vernetzen, Ergebnisse kommunizieren und Akzeptanz für den digitalen Weg schaffen. Wir wissen bereits, dass viele Unternehmen sich noch schwer mit Building Information Modeling tun oder es gar nicht für notwendig halten.“ Die Einführung sei in der Regel mit einem hohen Schulungsbedarf und Kosten verbunden sowie mit der Veränderung gewohnter Prozesse. Das führe mitunter dazu, dass Firmen sich gar nicht erst damit beschäftigen möchten.

Anzeige

Aber wer in der Bauwirtschaft marktfähig bleiben will, kommt – da ist sich das Hochschulteam sicher – in Zukunft nicht mehr um BIM herum. Bereits ab Ende dieses Jahres wird die Anwendung für öffentliche Infrastrukturprojekte Pflicht.

„Der Mittelstand und auch kleine Betriebe sollten sich mit der Anwendung vertraut machen. Dabei kann unser Forschungsprojekt nützlich sein“, betont Prof. Dr. Uwe Pfeiffer.

Damit auch der Nachwuchs im Bauwesen entsprechend vorbereitet in den Beruf starten kann, ist das Building Information Modeling längst Bestandteil der akademischen Lehre an der hochschule 21.

Mit ihrer Expertise ist die hochschule 21 auch Gründungsmitglied des BIM Clusters Niedersachsen. Die Initiative zählt inzwischen 26 Interessensvertretungen und öffentliche Einrichtungen und hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Anwendung der BIM Methode in ganz Niedersachsen zu forcieren. ma

Stichwort BIM

Building Information Modeling (BIM) ist eine intelligente, auf einem 3D-Modell basierende Methode, die Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmern Informationen und Werkzeuge für effiziente Planung, Entwurf, Konstruktion und Verwaltung von Gebäuden und Infrastruktur bereitstellt. Der Vorteil: Die Technologie erlaubt es, dass alle an der Planung Beteiligten an ein und demselben digitalen Modell arbeiten. Jede Veränderung, jeder Planungsabschnitt und jede Umsetzung wird für jeden Verantwortlichen sofort sichtbar, sodass Effizienz, Qualität und Zeitplanung enorm verbessert werden. ma

Marcus Hübner

Personalie 1: Neuer Geschäftsführer
an der hochschule 21

Bereits Ende des vergangenen Jahres hat Marcus Hübner die Geschäftsführung der hochschule 21 in Buxtehude übernommen. Der 50-Jährige hat Betriebswirtschaftslehre an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main studiert. Nach mehrjähriger Führungstätigkeit in einem internationalen Bildungskonzern führte Marcus Hübner als geschäftsführender Gesellschafter eine Bildungsakademie. Zuletzt verantwortete er die Verwaltung und die Studiengänge des Bereiches Executive Education der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel. „Gemeinsam mit dem Präsidium, dem Senat sowie allen Partnern möchte ich einen Beitrag leisten, um die lange Tradition akademischer Lehre und Forschung in Buxtehude sowie den innovativen Charakter der hochschule 21 fortzuführen und weiterzuentwickeln“, sagt Hübner. Insbesondere das duale Konstrukt mit einem Praxisanteil von fast 50 Prozent und die interdisziplinäre Verzahnung der drei Fachbereiche Bauwesen, Technik und Gesundheit machten die hochschule 21 zu einer der wichtigsten Bildungseinrichtungen in der Region, betont der neue Geschäftsführer. ma

Prof. Dr. Nicole Strüber

Personalie 2: hs21 erweitert das akademische Team für den Studiengang Hebamme Dual

Die Neurowissenschaftlerin und Autorin Dr. Nicole Strüber ist zur Professorin für Psychologie ernannt worden und ergänzt mit ihrer Expertise den Studiengang Hebamme Dual an der hochschule 21. Die zweifache Mutter hat in Bremen studiert. Nach einer mehrjährigen Elternzeit mit ihren Zwillingen erfolgte die Promotion bei Prof. Gerhard Roth mit einer – die Fachgebiete Neurobiologie und Psychologie übergreifenden – interdisziplinären Dissertation über die Bedeutung früher Erfahrungen für die Hirnentwicklung und die Entstehung psychischer Erkrankungen. Von 2012 bis 2015 war Nicole Strüber als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Hirnforschung in Bremen tätig. Seit 2019 lehrt sie bereits an der hochschule 21. Zu ihren Schwerpunktthemen gehören der Einfluss vorgeburtlichen und frühkindlichen Stresses auf die Entwicklung von Gehirn und Psyche, die Herausbildung einer individuellen Persönlichkeit als Folge komplexer Gen-Umwelt-Interaktionen sowie die gesellschaftliche Bedeutung des Einflusses früher Erfahrungen auf die Hirnentwicklung. Nicole Strüber: „Ich freue mich, in Buxtehude im Studiengang Hebamme Dual lehren zu dürfen. Die Stadt gefällt mir sehr, und die Ausbildung von Hebammen liegt mir sehr am Herzen. Hebammen können im Rahmen ihres Wirkens in der Geburtsvorbereitung, in der Geburtshilfe und in der Wochenbettbegleitung, aber auch durch ihre Tätigkeit als Familienhebamme, einen entscheidenden Einfluss auf die psychische Gesundheit von Menschen haben.“ ma