„Es wird einen Aufbruch geben!“

Foto: Hamburger VolksbankSie ziehen eine Bilanz für 2020 und wagen einen Blick in die nahe Zukunft: Rita Herbers, Marktvorständin der Hamburger Volksbank, und der neue Leiter des jetzt zusammengefassten Firmen- und Unternehmenskundengeschäfts, Steffen Wüsthof. Foto: Hamburger Volksbank

Rita Herbers und Steffen Wüsthof über die Hamburger
Volksbank im Corona-Jahr 2020 und die Perspektiven für 2021

Nichts beruhigt die Nerven derzeit so gut wie eine positive Sicht auf das, was in näherer Zukunft auf Hamburg, Deutschland und den Rest der Welt zukommt. Mitten im alltäglichen medialen Dauerfeuer der Hiobsbotschaften rund um Corona, Impfdesaster und Inzidenzwerte hilft da schon ein einziger Satz. Und den sagt Steffen Wüsthof, seit Kurzem Leiter des gesamten Firmen- und Unternehmenskundengeschäfts der Hamburger Volksbank: „Es wird einen Aufbruch geben!“ Vorständin Rita Herbers, verantwortlich für die Themen Vertrieb und Markt, blickte gemeinsam mit ihm im B&P-Gespräch auf das Corona-Jahr 2020 zurück und auf die sich abzeichnenden Schäden im Mittelstand.

Zu den positiven Nachrichten zählt auch, dass die Hamburger Volksbank das Geschäftsjahr 2020 trotz sinkender Zins- und Provisionsüberschüsse gut abgeschlossen hat. Rita Herbers: „Unsere Bilanzsumme ist von 3,94 auf 4,37 Milliarden Euro gestiegen, unsere Eigenkapitalquote haben wir von 12,8 auf 15,8 Prozent erhöht. Mit 14,4 Millionen Euro vor Bewertung ist das Ergebnis akzeptabel.“ Im Vorjahr hatte der Vergleichswert bei 17,8 Millionen Euro gelegen. Dass die Zinsüberschüsse sinken, verwundert angesichts der anhaltenden Null- bis Minuszinsphase niemanden, dass die Hamburger Volksbank jedoch auch sinkende Provisionsüberschüsse ausweist, dann doch. Die überraschende Erklärung liefert Rita Herbers: „In Hamburg bleiben durch Corona die Touristen weg. Das bekommen wir als zentral gelegene Volksbank sehr deutlich zu spüren, weil die anfallenden Gebühren an den Geldautomaten in den Provisionsüberschuss wandern.“

Neu strukturiert

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Traditionell gab es im Bereich der Firmen- und Unternehmenskunden eine Zweiteilung, die nun in der Person von Steffen Wüsthof erstmals aufgelöst wird: Er verantwortet ab sofort sowohl sein vertrautes Aufgabengebiet – das Firmenkundengeschäft (kleine und mittlere Unternehmen) – als auch das Unternehmenskundengeschäft, in dem die Großkunden zusammengefasst sind. Rita Herbers: „Die Kundensegmentierung ist im Bankengeschäft gang und gäbe, aber es gibt eine Reihe von Synergien. Deshalb haben wir jetzt beide Geschäftsbereiche zusammengefasst.“ In Zahlen liest sich das so: Die bisherigen Firmenkunden umfassen rund
11 000 Betriebe mit einem Geschäftsvolumen von rund 450 Millionen Euro. Die 1500 Unternehmenskunden, darunter auch institutionelle Akteure im Immobilienbereich, bringen 1,3 Milliarden Euro in die Waagschale. Herbers: „80 Prozent des Gesamtvolumens entfällt auf den mittelstandsgeprägten Bereich.“ Also die klassische Klientel der Volksbanken.

Dass sich Corona negativ auf den Mittelstand auswirken dürfte, steht außer Frage. Rita Herbers rechnet damit, dass die vielfach angekündigte Insolvenzwelle irgendwann kommen wird – was die Abschreibung von Krediten zur Folge hätte. Die aktuelle Situation in der Finanzbranche allgemein beschreibt sie als „Ruhe vor dem Sturm“. Und sie sagt: „In der Folge könnte sich eine Vertrauenskrise entwickeln, die eine zweite Welle auslöst.“ Die Hamburger Volksbank versucht deshalb, das Ohr so nah wie möglich am Kunden zu haben. Steffen Wüsthof: „Der Beratungsbedarf ist immens hoch. Trotz aller Unsicherheiten verzeichnen wir für 2020 aber einen Zuwachs bei den Krediten. Wir gehen proaktiv und frühzeitig auf unsere Kunden zu. Wir sind im Gespräch – auf welchem Kanal auch immer.“

Aus Sicht des neuen Firmen- und Unternehmenskundenchefs teilt sich die Wirtschaft in drei Bereiche: die hart vom Lockdown betroffenen Branchen wie Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel, Tourismus und Kultur; dann die Unternehmen, in denen es heißt, man spüre noch nichts von der Krise, und die Profiteure wie Forschung, IT und Beratungsdienstleistungen. Rita Herbers: „Selbst in der Gastronomie gibt es ja auch Gewinner, denen es sehr gut gelingt, durch neue Modelle à la Sushi-Lieferdienst & Co. im Geschäft zu bleiben. Viele unserer Kunden sind durchaus sehr kreativ, manche haben gänzlich neue Ideen aus der Schublade geholt, die nun endlich umgesetzt werden.“ Steffen Wüsthof: „Die Schäden in der Unternehmensstruktur werden erst nach der Öffnung sichtbar werden. Ich bin aber überzeugt: Es wird einen Aufbruch geben!“

Genossenschaftsbanker durch und durch

Für Steffen Wüsthof ist die Zusammenlegung der Firmen- und Unternehmenskunden kein Neuanfang, gleichwohl eine Herausforderung und ein Karriereschritt. Der 46-jährige ist seit 20 Jahren bei der Hamburger Volksbank beschäftigt. Mit seiner Frau und zwei Töchtern lebt er im Süden Hamburgs: in Tötensen. Und damit im niedersächsischen Grenzgebiet zur nächsten großen Volksbank. Auf dem neuen Posten ist er künftig auch für den großen Immobilienbereich inklusive Projektentwicklung und die Hamburger Volksbank Immobilien GmbH, einer 100-prozentige Maklertochter, verantwortlich – ein Bereich, der sich aus Bankensicht weiterhin stabil und positiv entwickelt. wb

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>> Web: https://www.hamburger-
volksbank.de/firmenkunden.html