Energetisch sanieren und bauen: Ein Blick auf die praktische Umsetzung

ISI-Thema Energetisches Sanieren und Bauen: Christoph Birkel (von links, hit), Yasmin Azim Zadeh (Leuphana), Karina Witten (hs21), Sascha Komoll (Klimawerk), Anne Schneider (WLH) und Holger Fiegenbaum (Handwerkskammer LG-STD-BS). Foto: Corinna Panek

Fachvortrag im ISI-Zentrum Buchholz im Rahmen des Projektes NIREM.

Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die ihre Energiebilanz verbessern und zugleich etwas für den Klimaschutz tun wollen, stehen vor vielen Fragen: Welche Förderungen gibt es, wie geht man bei der Planung vor und was bedeuten bauliche Veränderungen für die Nutzer? Derartige Aspekte behandelte ein Vortrag der Reihe „Zukunftsgerechtes Bauen. Innovativ und nachhaltig“ im ISI-Zentrum für Gründung, Business & Innovation in Buchholz, zu dem die WLH in Zusammenarbeit mit der hochschule 21 aus Buxtehude und der Leuphana Universität aus Lüneburg innerhalb des Projektes Nachhaltigkeitsinnovationen im regionalen Mittelstand (NIREM) eingeladen hatte. Sascha Komoll, Geschäftsführer des Beratungs- und Planungsunternehmens Klimawerk in Lüneburg, und Christoph Birkel, geschäftsführender Gesellschafter des hit-Technoparks in Harburg, schilderten den Zuhörern Ablauf und Auswirkungen der energetischen Gebäudesanierung.

450 Mails im
Posteingang . . .

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Das Klimawerk begleitet private, gewerbliche und kommunale Gebäudeeigentümer bei ihren Bauvorhaben und macht darüber hinaus Öffentlichkeitsarbeit rund um den Klimaschutz. „Wegen der Energieeinsparverordnung (En-EV) wird die Energieplanung von Anfang an einbezogen“, so Komoll. Zu berücksichtigen seien technische und bauliche Maßnahmen ebenso wie Nutzerverhalten. Ziel sei, einen KfW-Standardwert zu erreichen: KfW 70 etwa heiße, dass die En-EV-Vorgaben um 30 Prozent übererfüllt sind. Ob Unternehmen künftig auch vom neuen Klimaschutzpaket der Bundesregierung profitieren könnten, sei noch nicht geklärt, sagte Komoll.

Christoph Birkel berichtete über energetische Sanierung und Bauvorhaben im hit-Technopark in Harburg-Bostelbek. Früher wurden hier im Tempo-Werk Nutzfahrzeuge hergestellt. „Wir haben 19 Gebäude, die ältesten sind 100 Jahre, die neuesten fünf Jahre alt, mit einer Gesamtfläche von 30 000 Quadratmetern. Unsere Mieter sind etwa 110 technologieorientierte Unternehmen“, sagte Birkel. Eine Erweiterung um noch einmal 30 000 Quadratmeter sei geplant.

Eine knifflige Aufgabe aus Sicht des hit-Geschäftsführers ist es, die Nebenkosten für die Mieter in allen Gebäuden gleich zu halten: „Wir wollen uns hinsichtlich der Effizienz ja nicht selbst Konkurrenz machen.“ Die Nachrüstung älterer Gebäude mit moderner Heiz- und Lüftungstechnik bei gleichzeitiger Digitalisierung sei eine Herausforderung gewesen.

„Wir haben acht Blockheizkraftwerke (BHKW) zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung errichtet. Das ist schön, birgt aber viel Technik. Man kann die BHKW nicht beliebig einbauen, da sie Platz brauchen und Lärm und Vibrationen erzeugen.“

hit-Technopark-Geschäftsführer Christoph Birkel

Mithilfe einer digitalen Gebäudeleittechnik soll die Heizenergie gesteuert werden. „Daran hängen 450 Endgeräte. Wenn es eine Störung gibt, haben Sie 450 Mails in Ihrem Posteingang – das macht Freude“, sagte Birkel mit einem Hauch Ironie. „Wir arbeiten außerdem seit zwei Jahren daran, die Verbrauchsdaten mit der Buchhaltung zu verknüpfen“, zählte Birkel weiter auf. „Und wenn die Wärmepumpe ausfällt, dann für längere Zeit – entweder, weil die Ersatzteile erst bestellt werden müssen oder die Techniker keinen Termin mehr frei haben. Stichwort Fachkräftemangel.“

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Ist die neue Technologie also Fluch oder Segen, fragte Birkel abschließend. Sein Fazit trotz der genannten Umstände: „Für uns ist es ein Segen. Voraussetzung ist aber, dass Sie die Menschen mitnehmen und ein verlässliches Service-Team an Ihrer Seite haben. Dann ist das spannend und bringt viel Spaß.“ cpa