„Wir wollen jetzt endlich wieder loslegen“

Beim Wirtschaftstalk der Sparkasse Harburg-Buxtehude kamen Größen der lokalen Wirtschaft zusammen.

16 Monate hat die Corona-Pandemie Deutschland nun bereits im Griff. Und trotz aller Unkenrufe hält sich die Unternehmenslandschaft passabel. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude wollte es genau wissen und lud verschiedene lokale Wirtschaftsgrößen zu einer Talkrunde. Thema: „Be- und Entschleuniger Corona – Chancen einer Krise“ auf die Groh-P.A.-Bühne nach Buchholz ein. Unter der Gesprächsführung von B&P-Objektleiter Wolfgang Becker wurde das Format von den Experten für Eventtechnik live ins Web gestreamt.

Gleich zu Beginn sprach Nele Landschof, Geschäftsführerin des Ringhotel Sellhorn in Hollenstedt, ihren Mitdiskutanten aus der Seele: „Wir wollen jetzt endlich wieder loslegen“, sagte sie und nannte die Corona-Pandemie für ihr Unternehmen eine „wilde Zeit“. Aufgrund der Reisebeschränkungen seien die Gästeströme versiegt. Staatliche Unterstützung und Kurzarbeit mussten helfen. Positiv nimmt sie aus der Krise mit, dass man im Team füreinander große Wertschätzung gewonnen habe. „Wir haben gespürt, dass wir uns aufeinander verlassen können.“

Binnen 48 Stunden alles gedreht

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Franziska Wedemann, Geschäftsführerin des Harburger Unternehmens Backhaus Wedemann und Vorsitzende des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden, stand im März 2020 binnen 48 Stunden vor einer komplett anderen Geschäftswirklichkeit. Als Zulieferer für zahlreiche Betriebe, aber auch für Abnehmer wie die Gastronomie im Volksparkstadion musste sie schmerzhafte Umsatzrückgänge hinnehmen. Sie sei aber gut vorbereitet gewesen und habe „den gesamten Instrumentenkasten genutzt, inklusive Kurzarbeit. Als Learning nehme ich aus der Krise mit, dass ich – ebenso wie mein Urgroßvater, mein Großvater und mein Vater, die das Unternehmen durch Krieg und andere schwere Zeiten gebracht haben – Krisen erfolgreich managen kann.“

„Was das mit einem macht . . .“

Fabian Stackmann, Geschäftsführer des Buxtehuder Unternehmens Modehaus Stackmann, traf die Zwangsschließung der 15 000-Quadratmeter-Fläche ebenfalls hart. „Dass gleichzeitig andere Anbieter wie Famila, Lidl, Aldi und Marktkauf weiterhin Kleidung verkaufen durften, hat mich extrem geärgert. Man kann sich nicht vorstellen, was das mit einem macht, wenn man durch einen dunklen Laden läuft, der auch langsam immer kälter wird.“ Besonders habe es ihm für die Mitarbeiter leidgetan. In der Krise habe man jedenfalls gelernt, „sich neu auf das wirklich Wichtige zu fokussieren“.

Gewisse Müdigkeit und Erschöpfung

Ein gänzlich anderes Bild gab es während der Pandemie bei Dirk Düvel, Geschäftsführer der „Wir Leben“-Apotheken und der Besamex Online-Apotheke mit Hauptsitz in der Elbmarsch. Er erlebte mit seinen knapp 500 Mitarbeitern einen wahren Nachfrageschub. „Ich hatte eher das Problem, genügend Mitarbeiter zu finden und die Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen.“ Belastend habe sich auf die Angestellten dabei nicht nur die immense Arbeit ausgewirkt, sondern auch konfliktreiche Situationen mit Kunden, die oft nicht verstehen konnten, warum zeitweise bestimmte Artikel rationiert wurden. „Aktuell spüren wir im Team eine gewisse Müdigkeit und Erschöpfung.“ Er sei nach 16 Monaten Corona aber stolz auf sein Team: „Die Kunden und ich konnten uns auf die Mannschaft voll verlassen. Die Krankenstände sind trotz der hohen Belastungen so tief wie noch nie.“

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„Bislang keinen Euro verloren“

Gastgeber Andreas Sommer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, zeigte sich ehrlich überrascht angesichts der bislang geringen Auswirkungen der Krise auf das Geschäft der Bank. „Wir haben Corona-bedingt im Kreditbereich bislang keinen Euro verloren. Und ich glaube, das hätten wir vor einem Jahr so nicht für möglich gehalten.“ Er rechne zwar nach der nun wieder eingesetzten Pflicht zur Insolvenzanmeldung mit einer Pleitewelle, „aber ein Tsunami wird das nicht werden“.

Corona habe viele bereits angestoßene Veränderungen beschleunigt. „Wir haben in einem Jahr einen Schritt gemacht, für den wir sonst vielleicht vier bis fünf Jahre benötigt hätten“, so Sommer. Als Beispiel nannte er die Kartenzahlungen, die zeitweise um bis zu 50 Prozent zugelegt hätten. Was er aus der Krise mitnimmt? „Der Zusammenhalt hat uns als Sparkasse in diesen nicht einfachen Zeiten getragen.“ Man gehe nun mit breiter Brust in die Zukunft. „Jetzt wissen wir, dass wir eine so große Krise meistern können. Dann schaffen wir auch die anderen Herausforderungen, die aktuell auf die klassischen Filialbanken warten.“ top

>> Web: https://www.youtube.com/ watch?v=useglxka4XQ