Wenn das Grundwasserdurch die Kellersohle drückt . . .

Ein Blick in die komplizierte Baugrube: Die Spundwand steht. Foto: SKHB

Thorge Evers von HEP Architekten setzt einen kühnen Plan um den Neubau auf dem Sparkassen-Gelände in Buxtehude.

Bauen ist derzeit schon an sich eine Herausforderung, aber Bauen ohne Platz setzt noch mal eins obendrauf. Genau vor dieser Aufgabe stehen Thorge Evers und sein Team von HEP Architekten in Buxtehude. Sie haben den Auftrag, den komplizierten Neubau auf dem Grundstück der Sparkasse Harburg-Buxtehude an der Bahnhofstraße zu realisieren. Wie komplex diese Baustelle ist, erläuterte Thorge Evers im B&P-Gespräch.

Zur Erinnerung: An der Bahnhofstraße ist die alte Hauptfiliale der Sparkasse mittlerweile abgerissen. Auf dem Grundstück entstehen im Auftrag der Sparkasse und der May & Co. Wohn- und Gewerbebauten GmbH aus Itzehoe drei Baukörper, von denen zwei mit einer Tiefgarage verbunden sind. Mittlerweile sind die Arbeiten im Erdgeschoss angekommen – der komplizierte Teil, den später niemand mehr sieht, ist bereits erfolgreich realisiert worden.

Tiefgarage ist das Stichwort für Thorge Evers: „Wir standen vor der Aufgabe, die Bauausführungsplanung und die Bauleitung – für Insider: die Leistungsklassen fünf bis acht – für ein dreiteiliges Objekt zu übernehmen – auf einem Grundstück, das zu 80 bis
90 Prozent unterbaut wird und ab einem Meter Tiefe im Grundwasser steht. Die Baulogistik ist ein extrem schwieriges Thema, aber wir haben das Problem gelöst.“

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Wehe, die Betonwanne schwimmt auf…

Problem Nummer eins: Der alte Keller musste gemeinsam mit dem alten Gebäude komplett abgerissen und ausgebaut werden (Beginn April 2021). Da das Grundwasser in diesem Bereich der Stadt von unten drückt, besteht die Gefahr, dass die alte Betonwanne aufschwimmt. Evers: „Deshalb haben wir die Kellersohle quasi perforiert – so konnte das Wasser von unten durch die Bohrlöcher in den Keller fließen. Die Sohle haben wir dann unter Wasser abgerissen. Zum Glück funktionieren die Pressluft-Bagger auch unter Wasser.“ Das „Naturschwimmbecken“ wurde mit 4500 Kubikmetern Sand aufgefüllt – eine 1,5 Meter mächtige Schicht.

Problem Nummer zwei: der Bau der Tiefgarage unter Grundwasserniveau. Entsprechend der Planung von HEP Architekten beauftragte der Bauherr ein Unternehmen mit dem Setzen einer in den Boden gerammten Spundwand, die den Raum der späteren Tiefgarage komplett umschloss (Juni 2021). Um später keine Probleme mit eindringendem Wasser zu bekommen, wurde die Grundfläche der geplanten Tiefgarage etwa vier Meter unter der Sandoberfläche, also in etwa sechs Metern Tiefe unter Boden­niveau, mit Beton-Injektionen im Abstand von etwa eineinhalb Metern verdichtet. Die sogenannte Hochdruckinjektionssohle besteht aus einem schnell abbindenden Beton, der im Untergrund quasi große, mit Beton gefüllte Blasen bildet, die dicht an dicht entstehen und innerhalb der Spundwände eine dicke Schicht Beton gegen das Grundwasser bilden (Dezember 2021).

Thorge Evers: „Das Ganze passierte in sieben Metern Tiefe. Wir bekamen diese Schicht also nie zu Gesicht. Es wurden rund 600 Löcher gebohrt, um den flüssigen Zement unter hohem Druck in die Tiefe spritzen zu können. Die Schicht, die so entsteht, ist etwa 1,2 Meter stark. Ganz dicht ist so eine Baugrube aber dann immer noch nicht. Das restliche Wasser, das gerade im Randbereich zu den Spundwänden durchkommt, wird mit Stechlanzen abgepumpt. So schafft man es, die Baugruppe trockenzulegen. Die eigentliche Betonsohle für die Tiefgarage haben wir 3,20 Meter unter Grundstücksniveau auf die Sandschicht gebaut.“

Auch für Evers sind Anleihen an den Ingenieurbau nicht alltäglich, aber sie machen den Job spannend. Mittlerweile ist das komplexe Bauverfahren im Buxtehuder Untergrund erledigt. Der Hochbau im Erdgeschoss hat begonnen.

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HEP zieht mit 30 Leuten in den Neubau

Baustart für den Hochbau war im März 2022. Im dritten Quartal 2023 soll die Sparkasse ihr neues Zuhause übernehmen. Die ebenfalls geplanten Mietwohnungen sollen im vierten Quartal nächsten Jahres fertig sein. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude wird in dem Gebäude an der Bahnhofstraße rund 1800 Quadratmeter Fläche belegen. Im Erdgeschoss wird es eine kleine Ladenfläche geben, im ersten OG stehen 650 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung, die HEP Architekten mieten wird. Evers: „An unserem bisherigen Standort an der Harburger Straße platzen wir aus allen Nähten.“ 30 Mitarbeiter beschäftigt Evers mittlerweile.

Im zweiten OG entstehen 17 kleine Apartments für die Handballerinnen der BSV-Bundesliga-Mannschaft. Des Weiteren werden 26 Wohnungen in den anderen Häusern und über den BSV-Appartements gebaut.

Die allgemeine Situation in der Baubranche geht auch an Thorge Evers nicht spurlos vorüber: „Bauen ist deutlich intensiver geworden. Kalkulation nach Tagespreisen, das ist eine Herausforderung. Hinzu kommen Lieferschwierigkeiten bis hin zu nicht verfügbaren Materialien. Es gibt aber erste Signale, die darauf hindeuten, dass sich die Lage wieder etwas entspannt. Trotzdem sinkt die Zahl der Projekte. Zurzeit sind wir bei den Projekten noch dreistellig. Allerdings weiß niemand, wie sich die Situation weiterentwickelt. Als besonders negativ macht sich die mal eben gestrichene Förderung für energetisches Bauen bemerkbar. Damit sind viele Projekte aus der Kalkulation gefallen und nun in Warteposition. Wenn der Wohnungsbau, den wir doch so dringend brauchen, auf vier Rädern stand, dann sind jetzt mit der Förderung, den Zinsen und den Baukosten drei Reifen geplatzt.“ wb

>> Web: https://heparchitekten.de/