„Da brechen Welten zusammen“

Kfz-Mechanik „studiert“

Die Leiterin der Open Arms gGmbH weiß von einem Syrer, der in seiner Heimat zwar Kfz-Mechanik studiert hatte, dann aber im Selbststudium auf Grafiker umsattelte und in diesem Job sehr angesehen war. Sie sagt: „Nun erzählen Sie dem mal, dass er hier als Grafiker ohne anerkannten Abschluss allenfalls eine Chance als schlecht bezahlter Free-lancer hat, während er als Kfz-Mechatroniker einen gut bezahlten soliden Job machen könnte. Da brechen Welten zusammen.“

Küche gesucht

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Was also tun im fremden Land mit fremder Spreche? Einige Frauen in Open-Arms-Obhut sind dabei, ein eigenes Catering-Unternehmen aufzuziehen. Aus dem Projekt „Buffetbegegnungen“ von Manuela Maurer entsteht das Gründerprojekt „Chickpeace“. Noch ist nicht ganz klar, ob das Unternehmen zustande kommt, denn den Frauen, die bereits einige Veranstaltungen mit Bravour gemeistert haben, fehlt das Entscheidende: eine professionelle Küche, die den deutschen Vorschriften entspricht. Herbert Schulte hat angeboten, die Akteure zumindest unter steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Aspekten zu beraten. Doch das ist auch ein bisschen abhängig von dem künftigen Standort. Birgit Rajski: „Vielleicht findet sich ja jemand, der eine Küche phasenweise vermietet, denn Startkapital für einen Kauf ist nicht vorhanden. Für die Frauen wäre das ein erster Schritt auf dem Weg, sich wirtschaftlich unabhängig zu machen und etwas Sinnvolles zu tun.“

Mit Blick auf die oftmals patriachalischen Familienstrukturen in den Herkunftsländern käme es allerdings einer soziologischen Revolution gleich, wenn Frauen das Ruder übernähmen. Die Auswirkungen auf die Familien könnten erheblich sein. Dazu sagt Birgit Rajski: „Integration ist keine Einbahnstraße. Es gehört zur deutschen Gesellschaft, dass Frauen gleichberechtigt sind, selbstbestimmt leben und auch zum Familieneinkommen beitragen. Wir sollten alles tun, um diese Werte zu vermitteln – dazu gehört auch eine Anpassung der Normen der Geflüchteten an die gesellschaftlichen Regeln der Aufnahmegesellschaft.“ wb