Zukunft beginnt jetzt

Dipl. Ing. Jürgen Enkelmann

Von Dipl.-Ing. Jürgen Enkelmann, Ge­schäftsführer der Wirt­schafts­för­der­gesellschaft mbH für Stadt und Landkreis Lüneburg

Wenn die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft und die großen Wissenschafts- und Forschungsorganisationen ihre Anliegen für die Innovations- und Forschungspolitik der nächsten Legislaturperiode  erstmals gemeinsam formulieren, dann ist offenbar Gefahr im Verzug. Genau das ist Ende Oktober 2017 geschehen. In einer Erklärung sprechen sich 22 Unterzeichner, darunter der BDI, Bitkom, VDMA, ZWEI und die Deutsche Forschungsgemeinschaft, dafür aus, die Anstrengungen für Forschung und Entwicklung (F+E) zu verstärken. Diese Forderung ist begründet, denn die weltweit 1000 größten, börsen-notierten Unternehmen haben in diesem Jahr insgesamt mehr als 700 Milliarden US-Dollar dafür eingeplant, das sind 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr und rund 57 Prozent mehr als vor zehn Jahren.

Mit einem Anteil von 4,5 Prozent an den Gesamtumsätzen erreichen die F+E-Ausgaben einen neuen Rekordwert. Demgegenüber wirkt die Forderung, die deutschen Forschungsausgaben bis zum Jahr 2025 auf einen Anteil von 3,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt zu steigern, schon fast bescheiden. Derzeit liegt dieser Anteil bei drei Prozent. Dazu passt eine jüngst veröffentlichte Rangliste, nach der es mit Volkswagen und Daimler lediglich zwei deutsche Unternehmen unter die 20 forschungsintensivsten Unternehmen weltweit schaffen. Die Spitzenplätze teilen inzwischen Technologie-Unternehmen aus Übersee und Asien untereinander auf. Es muss aus deutscher Sicht also gehandelt werden.

Interessanter als der Vergleich von Budgets sind aber die, zum Teil sehr grundsätzlichen, Forderungen der veröffentlichten Erklärung. So wird neben der Einführung einer steuerlichen F+E-Förderung auch die Beibehaltung der bewährten Projektförderung gefordert. Förderschwerpunkte sollen künftig stärker als bisher „ressort-übergreifend und methodisch konsistent“ festgelegt werden. Das ist auch eine Kritik am deutschen Wissenschaftssystem, das zwar regional breit aufgestellt ist, aber die Chancen dieser „verteilten Exzellenz“ immer noch zu wenig nutzt. Dabei könnte gerade das für den innovativen Mittelstand, um den uns die Welt beneidet, eine Chance sein. Allerdings gelingt es bislang kaum, vollständige Innovations-kreisläufe von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung und zurück abzubilden.

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Kooperation als Chance

Die vereinbarte Kooperation zwischen der Technischen Universität  Hamburg in Harburg und der Leuphana Universität in Lüneburg ist hierfür eine Chance, die rasch konkreter werden sollte. Wenn es hierüber gelingt, enge Partnerschaften zwischen Hochschulforschung und unternehmerischen Entwicklungsinteressen aufzubauen, dann kann nicht nur Know-how schneller als bisher in Innovationen überführt werden, sondern es wird auch leichter, qualifiziertes Personal international zu rekrutieren. Die Zusammenarbeit der Leuphana Universität mit der Hamburg Media School zur Ausbildung des Bachelor of Arts in Digital Media ist hierfür ein vielversprechendes Beispiel.

Das weiteres Problem: Selbst wenn die Politik alle Forderungen der Wissenschaftler und Manager erfüllt, gibt es in Deutschland noch immer zu wenige private Finanziers, die guten Ideen dazu verhelfen, zu den Milliarden-Unternehmen der Zukunft zu werden. Auch hier muss über lange Schatten gesprungen werden. Wir unterstützen das mit unserem Engagement für das Business Angel Netzwerk BANSON und seit kurzem auch mit unserem „Elevator“. Einem Accelerator für Startups aus den Bereichen Medien/IT. Denn die Unterzeichner der Erklärung haben vor allem in einem Punkt Recht. Deutschlands wirtschaftliche Stärke basiert auf seinem Innovationssystem. Es ist das Fundament für Wohlstand, Wachstum, Arbeitsplätze, soziale Integration und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.

Fragen an den Autor:
enkelmann@wirtschaft.lueneburg.de

 

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