Digitalisierung – wie ein Schachtelhalm im Rosenbeet

Wolfgang Becker

Wolfgang Becker

Wolfgang Stephan

Wolfgang Stephan

Es fühlt sich komisch an, wenn ich als Mensch plötzlich von meinem Drucker angesprochen werde und der mir auch noch sagt, dass ich jetzt nur noch 20 Seiten drucken kann. Huch, hatte ich nicht eben Papier nachgelegt? Nee, meint das Gerät, wenn ich mehr drucken möchte, müsste ich einen anderen Tarif buchen oder aber pro zehn Seiten einen Euro drauflegen . . .

Ganz ehrlich – Gespräche mit Geräten sind schon am Telefon gewöhnungsbedürftig, aber jetzt schicken die schon Mails. Die schöne neue Welt, wie eingangs beschrieben, hält derzeit mit hoher Dynamik Einzug in das zivile Leben. Private Begegnungen zwischen Drucker und Mensch sind da noch vergleichsweise harmlos, doch das, was Unternehmern derzeit auf zahllosen Kongressen, Info-Veranstaltungen und in Vortragsrunden vorgestellt und mit ihnen diskutiert wird, stellt alle bisherigen Revolutionen auf dem Wirtschaftssektor bei weitem in den Schatten.

Viele Themen sind gar nicht so neu, und so wundert es auch nicht, dass mancherorts Skype bemüht wird, um die digitale Transformation zu veranschaulichen. Skype war gestern – morgen erscheint der Gesprächspartner als Hologramm am Konferenztisch. Star Wars lässt grüßen. Was tun, wenn plötzlich der Imperator im Meeting erscheint . . .? Nun, mit dem Lunch anschließend wird es dann schwierig – wo doch jeder weiß, dass bei den wirklich menschlichen Begegnungen am effektivsten Geschäfte gemacht werden. Noch jedenfalls.

Anzeige

Aber die Lage ist ernst, denn bis zum Auslesen von Gedanken und automatisierten Personalgesprächen (der Computer entscheidet, wer der beste Kandidat ist), sind es nur noch wenige Schritte. Ernst ist die Lage, weil es kein Entrinnen gibt. So die vorherrschende Meinung. Mitmachen oder untergehen – so lautet die Devise im Handel. Für Business & People ist die Situation ebenfalls ungewöhnlich: Noch nie in den bald zehn Jahren der B&P-Geschichte hat sich ein Wirtschaftsthema so massiv in den Vordergrund geschraubt wie in dieser Ausgabe. Digitalisierung kommt daher wie ein Schachtelhalm im Rosenbeet. Zack, da bin ich!

Da hat es fast eine therapeutische Wirkung, wenn es in Unternehmen um ganz handfeste Themen geht. Oder wenn Planungen eines Tages tatsächlich realisiert werden sollen. Es ist also doch noch nicht alles
virtual . . .

In diesem Sinne bieten wir Ihnen mit besten Grüßen eine hoffentlich interessante Lektüre zur Sommerpause