Der HCH-Schwerpunkt Innovation

Das größte in einem Arbeitsgang betonierte Bauwerk Hamburgs: Durch dieses Trogbauwerk fahren in Kürze täglich zig Tausende Pendler auf der neuen Wilhelmsburger Reichsstraße.

Arne und Christian Weber über den Ingenieurbau und spektakuläre Baustellen wie Reichsstraße, Lessingtunnel & Co.

Wenn Arne Weber über die Baustellen von HC Hagemann spricht, dann blättert er einen bunten Katalog von „Unmöglichkeiten“ auf. Tatsächlich wirken manche Vorhaben auf den Laien genau so: Was die da vorhaben, kann irgendwie nicht funktionieren. „Das zeichnet uns aus. Wir übernehmen Aufträge, an die sich nicht jeder herantraut. Das Unmögliche möglich zu machen – dafür steht HCH.“ Das jüngste Beispiel ist die Sanierung des maroden Lessingtunnels der Deutschen Bahn in Altona.

Wer Altona kennt, kennt auch den Lessingtunnel, denn er führt direkt am Bahnhof unter einem Dutzend Gleisen hindurch. Ein Tunnel, der schon seit Jahrzehnten den Eindruck machte, als müsse hier mal etwas geschehen. Nun ist es geschehen: Die Spezialisten von HC Hagemann übernahmen die Sanierung des S-Bahn-Teils und entwickelten einen Prozess, der es ermöglichte, den Tunnel binnen sieben Wochen bei laufendem Bahnbetrieb in der direkten Nachbarschaft rund um die Uhr in drei Schichten komplett zu erneuern.

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Unter der Elbe zu Hause

Christian Weber, Geschäftsführer von HCH: „Im Wesentlichen ging es darum, die Brückenüberbauten des S-Bahn-Tunnels sowie die Widerlager und den Mittelstützpfeiler zu erneuern.“ Das klingt beeindruckend sachlich, stellte die Ingenieure aber vor riesige Herausforderungen. Die beengte Lage der Baustelle mitten im Wohngebiet sowie der minutengenau getaktete Zeitplan erforderte Höchstleistungen von allen Gewerken.

Christian Weber: „Für die Gründung der neuen Brückenwiderlager mussten wir das tonnenschwere Großbohrgerät auf den Gleisen platzieren, während neben den Bautrupps die ICE-Züge fuhren. Wenig Platz, etwa 40 Bauleute gleichzeitig vor Ort, mehrere Gewerke parallel im Einsatz, eine enge zeitliche Taktung, Just-in-time-Anlieferung des Materials, Aufbau und Abriss gleichzeitig – das alles musste koordiniert werden. Das ist in jeder Hinsicht Millimeterarbeit. Die Logistik wurde von unserem Technischen Büro unter der Leitung von Jan Erdmann bis ins letzte Detail geplant.“

Der neue Überbau des Lessingtunnels besteht aus sechs jeweils 400 Tonnen schweren Stahlbetonelementen, die aufgrund des Platzmangels an der Baustelle auf einem Vormontageplatz in der Nähe des Altonaer Krankenhauses an der A7 gefertigt wurden. Erst kurz vor dem Einbau der Brückenteile transportierten 20-achsige Spezialfahrzeuge, sogenannte SPMT, die Bauteile mitten in der Nacht durch halb Altona bis zur Tunnelbaustelle am Bahnhof. Das „Hamburger Abendblatt“ sprach prompt von „Deutschlands interessantester Baustelle“.

Tunnelbaustellen sind bei HCH ein Dauerthema. Als vor einigen Jahren die Sicherheitsdebatte aufkam und der Neue Elbtunnel nachgerüstet wurde, waren es die Spezialisten von HCH, die sich trauten, Querverbindungen zwischen den Röhren zu bohren – kleine Fluchttunnel. Eines der Hamburger Wahrzeichen, der Alte Elbtunnel, beschäftigte das Harburger Unternehmen ebenfalls – ganze 8,5 Jahren. Mittlerweile ist die Sanierung der Oströhre abgeschlossen und HCH bemüht sich derzeit um den Zuschlag zur Sanierung der Weströhre. HCH ist ein Unternehmen, das bereit ist, große Herausforderungen anzunehmen. Aber Arne Weber betont: „Die Basis unserer Arbeit ist immer eine solide Kalkulation.“

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Auch über einer anderen zentralen Baustelle weht derzeit die blaue HCH-Fahne: an den Landungsbücken. Arne Weber: „Wir sanieren die U-Bahnstationen Landungsbrücken und Baumwall.“ Im gleichen Zuge werden die Stationen modernisiert und barrierefrei ausgebaut, wobei das historische Erscheinungsbild gewahrt werden soll. Christian Weber: „Das ist die schönste Baustelle Hamburgs – mit einem tollen Blick auf den Hafen. Aber es ist auch eine der engsten Baustellen – wir haben dort schlicht keinen Platz – also wird alles just-in-time geliefert und verbaut.“ Und: „Mit der Sperrung der Strecke für die U3 haben wir die Innenstadt teilweise lahmgelegt, denn die U-Bahn konnte nicht mehr fahren. Also standen wir unter einem immensen Zeitdruck. Auf der Baustelle waren zeitweise 100 Leute an sechs Tagen in zwei Schichten im Einsatz.“ Mittlerweile ist die Strecke wieder frei, die beiden U-Bahnstationen sind aber noch nicht wieder am Netz. Die etwa 100 Jahre alten Bauwerke stehen teilweise außerdem unter Denkmalschutz. Am Ende wird alles neu sein – bis auf die alte Fassade.

Ein Rekord in Beton

Viel Platz hatte HC Hagemann dagegen in Wilhelmsburg beim Bau der neuen Reichsstraße (siehe auch Seite 23). Der 60-Millionen-Euro-Auftrag ging an ein Konsortium aus den Firmen Eggers, Holst und HC Hagemann. Die Verlegung der Bundesstraße sieht einen neuen Streckenverlauf unterhalb der Bahngleise vor, sodass die Straße im Gelände abtauchen muss und eine Unterführung aus Beton notwendig ist: ein sogenanntes Trogbauwerk. Christian Weber: „Es war unser Part, den 400 Meter langen Trog in Ortbeton zu erstellen. Da sprechen wir über 40 000 Kubikmeter, von denen 10 000 Kubikmeter in einem Stück betoniert werden mussten. Das heißt: Drei Tage lang wurde ohne Pause Beton eingebracht, denn der darf zwischendurch nicht aushärten. Das ist die größte Betonmenge, die in Hamburg jemals in einem Stück verarbeitet wurde.“