„Wir ziehen alle Register“

Foto: Wolfgang BeckerSparkasse im Umbruch: Dieses Wimmelbild beschreibt das Verlassen des Fesselballons, der für die alten Zeiten steht. Über die Hängebrücke geht es in Richtung Zukunft. || Foto: Wolfgang Becker

Vorständin Sonja Hausmann
und Personalchef Andreas Steinke über den Change-Prozess in der Sparkasse Harburg-Buxtehude.

Bis zu 1000 Euro Prämie kann ein Mitarbeiter der Sparkasse Harburg-Buxtehude bekommen, wenn er im Rahmen der Kampagne „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ einen potenziellen Kollegen empfiehlt und es zum Arbeitsvertrag kommt. Dies zeigt, dass auch in der Finanzbranche der „War of Talents“ tobt. Andreas Steinke, Direktor Personal, bestätigt: „Wir haben ein Fachkräftethema – und wir ziehen alle Register.“ Warum das so ist, weiß Vorständin Sonja Hausmann: „Auch wir schieben einen relativ großen Babyboomer-Bauch vor uns her. In den nächsten Jahren werden uns viele erfahrene Mitarbeiter aus Altersgründen verlassen. Darauf gilt es sich jetzt vorzubereiten.“

Nicht nur der demographische Knick, sondern auch ein anderes Thema stellt die Sparkassen-Führung vor Herausforderungen, räumt Sonja Hausmann ein: „Die Sparkassen haben ein Imageproblem.“ Im Vergleich zu privaten Banken dominierten die Sparkassen im Mitarbeiteranteil der unter 30- sowie der über 60-Jährigen. Sparkassen seien stark im Bereich Ausbildung, könnten die Mitarbeiter im Segment
30 bis 49 Jahre aber nur schwer halten. Andreas Steinke, als Personalchef verantwortlich für 620 Mitarbeiter inklusive 45 Azubis, fügt hinzu: „Insbesondere in der kritischen Zielgruppe der Young Professionals und Absolventen wird die Sparkasse noch als hierarchisch, langsam und langweilig wahrgenommen.“ Denen zu zeigen, dass dem schon längst nicht mehr so ist, sieht Andreas Steinke als eine der zentralen Aufgaben im Personalmarketing.

Das „verstaubte Image“ abschütteln

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Und noch etwas hat sich verändert, wie Sonja Hausmann aus der Praxis berichtet: „Ich merke, dass es immer schwieriger wird, zu jungen Mitarbeitern eine längerfristige Bindung aufzubauen.“ Früher sei es undenkbar gewesen, dass man eine Stelle bei der Sparkasse kündigt. Ein sicherer Job fürs Leben, das ging über alles. „Heute ist der Arbeitsmarkt völlig anders. Wer hier ausgebildet wird, dem stehen anschließend viele Türen offen. Wir konkurrieren längst mit Tech-Unternehmen, Start-ups und Consulting-Firmen. Unser Investment in die Ausbildung allein ist häufig kein Grund zu bleiben.“ In der Folge hat auch bei der Sparkasse frühzeitig ein Denkprozess eingesetzt. Alte Tabus sind gebrochen. Der Kampf gegen das „verstaubte Image“ läuft auf Hochtouren. Konkret geht es um Punkte wie die Kleiderordnung, Raumkonzepte, mobiles Arbeiten, die Arbeitsprozesse in den Beratungs-Centern, den Führungsprozess und eine insgesamt leichtere Performance. Andreas Steinke: „Traditionell haben Sparkassen eine sehr hierarchische Struktur. Wir arbeiten daran, die Kompetenzen nach unten zu verlagern.“ Sonja Hausmann formuliert es so: „Wir wollen dabei die Kraft unserer Mitarbeiter fördern und nutzen – und nicht erst 120 Seiten Konzept schreiben und einen TÜV-Stempel draufsetzen. Die Teams sollen sich ausprobieren können und eigenverantwortlich arbeiten. Die Hierarchie würde ich deshalb eher als dienstleistende Hierarchie beschreiben.“

„Es ist nämlich cool bei uns“

Im B&P-Gespräch haben Sonja Hausmann und Andreas Steinke einen umfassenden Wandel beschrieben, der auch vor traditionellen Institutionen wie einer Sparkasse nicht Halt macht. Sie berichtet von einem Fall, bei dem eine neue Mitarbeiterin durch Gespräche in der S-Bahn gefunden wurde. Hausmann: „Nachdem unsere Mitarbeiterin der S-Bahn-Bekanntschaft erzählte, was sie macht, sagte die schließlich: ‚Irgendwie klingt das cool bei euch‘. So kam es schließlich über diese Empfehlung zu einer Anstellung. Genau das wollen wir erreichen – es ist nämlich cool bei uns.“

Themen wie die konsequente Ausrichtung am Kunden, Digitalisierung, New Work und Nachhaltigkeit bilden den Rahmen für die Sparkasse der Zukunft. Der sogenannte Change-Prozess, der derzeit in vielen Unternehmen aktuell ist, ist aber nicht abgeschlossen. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude hat dies in einem Wimmelbild dargestellt. Sonja Hausmann: „Der Sparkasse von gestern wird früher oder später die Luft ausgehen. Die Sparkasse von morgen hingegen bietet ganz neue Perspektiven. Die vorhandenen Kollegen mitzunehmen und potenzielle Fachkräfte von diesen Chancen zu überzeugen, ist die große Aufgabe, die vor uns liegt.“

Wer dabei sein möchte: Die Sparkasse sucht derzeit Berater und Mitarbeiter für den Vertrieb.

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>> Web: www.spkhb.de