Inspiration, Impulse und Industrie 4.0: B&P-Besuch auf der Hannover Messe

In Halle 2 wirkt noch alles ganz vertraut: Hier haben sich unter anderem die Universitäten und die Bundesländer einquartiert. Auf dem Hamburg-Stand der Hannover Messe 2018 dominiert Hightech: Das Ausschnittsmodell eines Teilchenbeschleunigers des Deutschen Elektronen-Synchrotrons DESY wird ebenso gezeigt wie eine seltsam anmutende Trophäe, die auf einer Säule inmitten des Messestandes interessierte Besucher anlockt – der in 3D-Druck produzierte Bremssattel für die VW-Konzernmarke Bugatti, konkret das Modell Chiron. Das futuristische Bauteil aus Titan erinnert durch seine bionische Formgebung an Szenen aus einem Science-fiction-Film, aber weit gefehlt: Von Fiction ist hier keine Rede – dieses Bauteil ist technologische Weltspitze made in Hamburg. Wirtschaftssenator Frank Horch bei der Eröffnung des Hamburger Gemeinschaftsstands: „Hamburg hat in den vergangenen Jahren die Infrastruktur für die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft gezielt ausgebaut, um so die wissensbasierte Wertschöpfung zu stärken. Wir sind stolz darauf, dass wir auf der weltgrößten Industriemesse ein Leuchtturmprojekt des 3D-Drucks präsentieren können.“

5000 Aussteller

Mit diesen Eindrücken und einem Kurzbesuch bei Michaela Germinario, Leiterin Sales und Marketing bei Hamburg Innovation GmbH/Tutech Innovation GmbH aus Harburg, geht es auf eine kilometerlange Rundtour durch die Hallen. Die wichtigste Industriemesse der Welt bietet rund 5000 Aussteller auf und empfängt etwa 200 000 Fachbesucher, die sich hier im Mekka der Technikbegeisterten tummeln. Logistik, klassischer Maschinenbau, Elektronik, Automation, Industrie 4.0, Robotic, 3D-Druck, Virtual Reality und vieles mehr.

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Riesige Messestände beispielsweise von Siemens locken mit einer Hightech-Performance auf gigantischen LED-Screens. Hier ist unter anderem die Automatisierung des Flugzeugbaus dargestellt. Die Robotersteuerung kommt aus dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Stade und wurde im Aviation-Special der B&P-März-Ausgabe bereits vorgestellt.

Doch es geht auch ganz anders: Bauteile einer italienischen Metallschmiede sind ebenso zu bewundern wie Feinmechanik aus Osteuropa. Ein chinesisches Unternehmen hat eine Riesendrohne auf dem Stand aufgebaut, andere Firmen zeigen Fluidtechnik. Logistische Systeme werden gern am Modell vorgeführt, andere Anbieter haben ihre autonomen Fahrzeuge live im Einsatz. Auch Medizintechnik ist vertreten – beispielsweise die Implantate der Medizinischen Hochschule Hannover, die über mikrochirurgische Eingriffe in kleinste Strukturen des Innenohrs eingreifen und so das Hörvermögen wieder herstellen können.

„Am Hintern kratzen“

Humanoide Roboter gehören fast selbstverständlich dazu: Die kleinen Kerle (oder Mädels?) singen auf Knopfdruck Happy Birthday, geben Auskunft und führen brav die gewünschte Funktion aus, wenn die Taste „Am Hintern kratzen“ gedrückt wird. Am eigenen Hinterteil, versteht sich. Keine Frage: R2D2 hatte mehr drauf, aber das war ja auch Starwars. Ganz sicher nicht gilt das für den Tischtennis-Roboter, der die Messebesucher reihenweise vom Platz fegt. Okay, einen kernigen Aufschlag kann er noch nicht parieren, aber die Nachfolgegeneration ist bereits in der Programmierungsphase.

Hebehilfe für Schlaffis

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Das „Must have“ für den nächsten Messebesuch kommt in Form eines Exoskeletts daher – einer mechanischen Hebehilfe, die zwar durch den Menschen, der das Gerät trägt, gesteuert wird, ihn aber beim Heben und Absetzen von Lasten unterstützt. Hier verschmelzen Mensch und Maschine auf seltsam körperliche Weise. Fast scheint es, als hänge der degenerierte menschliche Körper angeschnallt in einem starken Korsett. Als Laufhilfe für die Hannover Messe 2019 vielleicht eine Idee, aber wenn man ehrlich ist: nicht wirklich . . .

Hamburg auf der Hannover Messe

Hamburg war mit insgesamt elf Ausstellern auf dem Gemeinschaftsstand in der Halle 2 „Research & Technology“ vertreten, darunter fast die Hälfte aus dem Süden der Hansestadt. Am Stand A 26 präsentierten sich unter der Überschrift „future Hamburg“ das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY, die European XFEL GmbH, das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME ScreeningPort, das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML, die Fraunhofer-Einrichtung für Additive Produktionstechnologien IAPT, die Hamburg Innovation GmbH, Hamburg Invest, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg), die Orokoko GmbH, die Technische Universität Hamburg TUHH und das ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung GmbH. Organisiert wurde der Stand von Hamburg Invest, der One Stop Agency für Ansiedlungen und Investitionen in Hamburg. Geschäftsführer Dr. Rolf Strittmatter: „Hamburg hat eine lange Tradition als Innovationsstandort. Viele bahnbrechende Verfahren und Produkte wurden an der Elbe entwickelt. Und auch heute gehört Hamburg zu den führenden Entwicklungsstandorten in Deutschland.“ ak