„Der Rand ist die Mitte“

Foto_Gewerbegebiet_Bispingen_(c)WLHViel Platz für neue Unternehmen: Das Gewerbegebiet „Horstfeld“ an der A7 liegt in unmittelbarer Nähe des Snow Dome.

Gelebte Metropolregion:  WLH kauft, entwickelt und vermarktet 18 Hektar Gewerbefläche in Bispingen

Eigentlich ist das Engagement für andere Landkreise ein Tabu, aber wenn Hilfe von außen angefragt wird, dann ist das etwas anderes. So ein Fall liegt nun vor: Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg WLH wird im benachbarten Heidekreis aktiv und für die Gemeinde Bispingen das 18 Hektar große Gewerbegebiet „Horstfeld“ entwickeln und vermarkten. Die Fläche wurde von der WLH bereits für knapp 7,2 Millionen Euro gekauft. Die Pressekonferenz brachte dazu Erstaunliches zutage: Offenbar orientiert sich die Wirtschaft der stark auf Tourismus ausgerichteten Kommune Bispingen stark nach Norden, wie Bürgermeisterin Sabine Schlüter sagte. Gerade Handwerksunternehmen seien regelmäßig sogar in Harburg und nördlich der Elbe im Einsatz.

Hervorragende Lage direkt an der A7

Für WLH-Chef Wilfried Seyer reiht sich Bispingen nahtlos in die Perlenkette von Gewerbestandorten entlang der A7 ein. Es sei kaum ein Unterschied, Flächen in Egestorf und Evendorf oder in Bispingen zu vermarkten. Die Lage an der A7 sei hervorragend. Tatsächlich liegt das „Horstfeld“ in unmittelbarer Nähe zu dem allseits bekannten Snow Dome und dem Ralf Schumacher Kart- & Bowl-Center. Über die Autobahnabfahrt lässt sich das Gebiet schnell erreichen und ist somit für Unternehmen interessant.

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Der ungewöhnlichen Nachbarschaftshilfe war ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen Bispingen und Soltau vorausgegangen, den Bispingen schließlich verloren hatte. Ursprünglich sollte auf dem „Horstfeld“ ein Outlet-Center gebaut werden. Als Ergänzung der touristischen Magneten Centerpark, Snowdome und Kartbahn wollte sich die Gemeinde auch im Einzelhandel neu aufstellen und die Anziehungskraft weiter verstärken – was so gar nicht im Interesse des noch weiter südlich gelegenen Designer-Outlets Soltau lag. Auf dem Höhepunkt der Geschichte wurden vom Oberverwaltungsgericht vier bereits rechtskräftige Bebauungspläne wieder einkassiert – weil derartige Einrichtungen in Grundzentren nicht genehmigungsfähig seien. Kurz: Die Bispinger Pläne passten nicht ins regionalplanerische Gefüge, sie wurden als Verstoß gegen die Landes- und Regionalplanung gewertet.

Foto: Wolfgang Becker

Machen gemeinsame Sache: Bispingens Bürgermeisterin Sabine Schlüter mit Rainer Rempe (links), Landrat im Landkreis Harburg, sowie dem WLH-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Cohrs (rechts) und WLH-Geschäftsführer Wilfried Seyer im Co-Working-Bereich des Gründungszentrums ISI in Buchholz. Foto: Wolfgang Becker

Sabine Schlüter: „Der Traum vom Outlet ist ausgeträumt. Aber wir sind keine schlechten Verlierer. Jetzt planen wir einen Neustart mit dem Norden.“ Sprich: dem Landkreis Harburg – was allerdings keinem Asylantrag gleichkomme, wie die Bürgermeisterin betonte. Sie warb stattdessen für den „quietschfidelen Mittelstand“ in ihrer Gemeinde (6300 Einwohner, eine Million Gäste pro Jahr). Die größte Not sei es derzeit, Erweiterungsflächen für Bestandsunternehmen anzubieten. Eine Steilvorlage für die WLH, die sich nun gemeinsam mit der Verwaltung an die Erschließungsplanung machen wird. Seyer ist sicher: „Dort werden nicht nur Laternen stehen . . .“

Der WLH-Chef sieht die A7 als Wirtschaftsachse, die als ein Raum betrachtet werden müsse. Landrat Rainer Rempe: „Wir sind ein Wirtschaftsraum im Süden Hamburgs. Ich betone aber: Das WLH-Engagement außerhalb unserer Kreisgrenzen ist ausdrücklich nur ein Angebot. Wir handeln nur auf Anfrage. Die Kooperation mit Bispingen passiert in absolutem Einvernehmen und ist ein ausgesprochen gelungenes Beispiel für die Metropolregion.“

Manfred Ostermann, Landrat des Landkreises Heidekreis: „Der Landkreis Heidekreis freut sich über die Entscheidung und wünscht dem Projekt ein gutes Gelingen.“ In Bis-pingen hat sich bereits ein interessierter Unternehmerkreis gebildet. Ziel ist es, ab Oktober 2015 die ersten Flächen zu erschließen, die dann ab Frühjahr 2016 zur Verfügung stehen sollen. Großflächig denkenden Logistikanbietern erteilte Seyer eine Absage: „Es ist nicht beabsichtigt, die Fläche am Stück zu veräußern.“ Grundsätzlich seien aber kleinere Logistikunternehmen durchaus denkbare Kandidaten. Sabine Schlüter hat nur eine Einschränkung: „Die Unternehmen, die sich dort niederlassen, müssen tourismusverträglich sein.“

Auch sonst ist die Gemeinde Bispingen den Nachbarn gegenüber offenbar sehr aufgeschlossen. Sabine Schlüter berichtete von einem kommunalen Handlungskonzept, das mit den Gemeinden Hanstedt und Salzhausen (Landkreis Harburg) sowie Amelinghausen (Landkreis Lüneburg) angeschoben worden sei. Die Bürgermeister treffen sich regelmäßig im „Drei-Kreise-Eck“. Die Lage am Rand der engeren Metropolregion ficht sie jedenfalls nicht an. Sie hatte ein Zitat von Siegfried Lenz parat. Der habe gesagt „Der Rand ist die Mitte“ . . . wb

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>> Web: www.wlh.eu

Info: Die WLH

Bereits seit ihrer Gründung im Jahr 1998 ist die WLH als Kompetenzzentrum für die Erschließung von Gewerbeflächen, die Begleitung von Unternehmensansiedlungen sowie die Förderung von Existenzgründung und Innovation tätig. Die WLH versteht sich dabei sowohl als Partner der Wirtschaft als auch als Partner der Städte und Gemeinden. Gesellschafter der WLH GmbH sind zu 80 Prozent der Landkreis Harburg sowie zu jeweils zehn Prozent die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die EWE Vertrieb GmbH. In den mehr als 15 Jahren ihres Bestehens hat die WLH sieben Gewerbegebiete erfolgreich entwickelt und mehr als 140 An- und Umsiedlungen von Unternehmen begleitet. Damit sind allein im Landkreis Harburg mehr als 2100 Arbeitsplätze und betriebliche Investitionen in Gebäude und Anlagen von mehr als 130 Millionen Euro verbunden.


Report: Fast jeder Zehnte arbeitet im Logistikbereich

Rund 380 000 Erwerbstätige sind in und für die Logistik der Metropolregion Hamburg tätig – Tendenz steigend. Das geht aus dem jüngs-ten Logistik-Arbeitsmarktreport hervor, der beim 7. Deutschen Logistikkongress in Berlin vorgestellt wurde. Weil in der Region fast jeder zehnte Arbeitsplatz direkt in den Logistikberufen zu finden ist, bleibt die Logistik einer der Jobmotoren.

Der Arbeitsmarktreport zeigt, dass das Wachstum der direkten Logis-tikbeschäftigung am stärksten in der südlichen Metropolregion Ham-burg ist. Allerdings stellt der demografische Wandel eine große Herausforderung dar: „Schon jetzt erreichen drei von zehn Arbeitnehmern die Altersgrenze, insbesondere Berufskraftfahrer sind davon stark betroffen“, resümiert Uwe Veres-Homm, der im Auftrag der Süderelbe AG mit der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS in Nürnberg eine neue, präzisere Methodik des Arbeitsmarktreports entwickelt hat.

Diese Karte zeigt, wie hoch der Anteil der Logistik-Beschäftigten in welchem Teil der Metropolregion ist.

Diese Karte zeigt, wie hoch der Anteil der Logistik-Beschäftigten in welchem Teil der Metropolregion ist.

Die Süderelbe AG und ihre Partner und die Logistik-Initiative Hamburg haben verschiedene Initiativen wie zum Beispiel die Ausbildungspartnerschaft ProLKW Süderelbe als erste Beispiele für eine gezielte Nachwuchsarbeit gestartet. Im Lo-gistik-Arbeitsmarktreport 2014 werden darum auch einige gute Beispiele aus der Praxis vorgestellt. hl

>> Der Logistik-Arbeitsmarkt-report steht online unter www.suederelbe.de/monitoring zur Verfügung oder kann bei der Logistik-Initiative Hamburg/Süderelbe AG unter info@suederelbe.de bestellt werden.