Xmas ohne Sonnenbrille…

Martin Mahn, Geschäftsführer der Tutech Innovation GmbH und der Hamburg Innovation GmbH

Mahns Meinung. Von Martin Mahn.

Ein Lichtlein brennt, erst eins, dann zwei, dann… –ähm…, keins. Also zumindest nicht auf dem künstlichen Adventskranz aus chinesischer Produktion. Und auch nicht in den Schaufenstern der Einkaufsmeilen. Nein, Lieferketten-Interruption und Energiekrise hinterlassen auch in der Weihnachtszeit ihre deutlichen Spuren. Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen: Selbst die Weihnachtsartikel fanden dieses Jahr erst viel später ihren Weg in unsere Supermärkte – und auch das Sortiment ist um einiges kleiner. Steckt wohl noch überwiegend im schwimmenden Containerlager auf der Nordsee – und wird dann zu Ostern geliefert.

Ja, sie ist also da, die Weihnachtszeit. Überraschend und unverhofft wie jedes Jahr. Aber dieses Jahr ist alles anders. Nicht, weil statt Wintersport nun Fußball in der Wüste im Fokus steht. Okay, auch eher ungewöhnlich, aber das meine ich nicht. Nein, weil wir schon wieder mitten in einer Ausnahmesituation sind. Konnten wir die vergangenen beiden Jahre wegen Corona die Schwiegereltern fast nicht besuchen (was ja vielleicht nicht jeder schlecht fand), sucht uns nun eine waschechte Energiekrise heim. Wir müssen kräftig sparen. An Benzin, an Gas, an Strom. Nicht nur das Auto bleibt stehen. Nein, auch der Herrnhuter Stern Marke Supernova mit 1500 Watt bleibt dieses Jahr im Keller. Genauso wie die kilometerlangen LED-Ketten für die Tannen im Vorgarten. Und die grell-bunt illuminierte Rehfamilie. Der regionale Stromversorger und das Klima werden´s danken und die Nachbarn wahrscheinlich auch. 

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Eigentlich ist uns deshalb auch gar nicht so richtig zum Feiern zumute. Aber sehen wir die Sache doch mal aus einer anderen Perspektive. Wir dürfen also die Hoffnung haben, dass die diesjährige Festbeleuchtung vielleicht etwas dezenter ausfällt – und weniger als die 50 penetrant blinkenden LED-Sterne von gegenüber unser Schlafzimmer wie eine Reihe Xenon-Frontscheinwerfer durchgehend erleuchten. Das wir vielleicht wieder ohne die Gefahr einer Netzhautablösung durch die Innenstadt flanieren können. Und uns das Licht des Weihnachtsmarkts nicht zum Tragen einer Sonnenbrille zwingt.

Kalter Glühwein und eine rohe Thüringer?

Ich muss zugeben, ein kalter Glühwein oder eine rohe Thüringer im pappigen Brötchen, noch dazu für gefühlte 11,50 Euro, schmecken nicht wirklich. Aber dafür ist ein ungebratener Apfel ohne Zuckerguss viel gesünder. Zu Hause dann, im wohlig-ungeheizten Wohnzimmer, fehlt unterm ungeschmückten Weihnachtsbaum dieses Jahr der Entertainment-Elektronikschrott, denn der verweilt noch im Container. Aber wäre ja ohnehin nicht zu benutzen – Akkus leer, Strom abgeschaltet. Alles echt umweltfreundlich. Nur eben irgendwie nicht wirklich weihnachtlich. 

Ein Glück ist Santas Schlitten noch nicht elektrifiziert. Die zwölf Rentiere sind analog und laufen – beziehungsweise fliegen – auch ohne Strom. Hier bestellen und die Lieferung ist garantiert. Ohne Strom könnten wir übrigens auch die Lichtlein drei und vier entzünden: mit ebenfalls ganz analogen Kerzen. Am besten die aus regionalem Bienenwachs. Merry Christmas!

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