„Dieses Haus ist ein Kunstwerk“

450 Spots setzen die Bilder in Szene. Die Galerie ist zum Start auf das Erdgeschoss begrenzt. In den oberen Etagen sollen auch Konferenzräume angeboten werden. Foto: B&P

Kehrtwende kurz vor Gipskarton: Arne Weber macht aus dem Bornemannschen Haus die Galerie 1565 – Ausstellung „Reflected Emotions“ begeistert die Gäste der Vernissage.

Fast 500 Jahre Geschichte treffen auf Kunst der Gegenwart – abstrakte Bilder von namhaften Künstlern, deren Werke nun umgeben von Fachwerk an den freigelegten Backsteinwänden des dritt­ältesten Hauses der Hansestadt Hamburg die Blicke fesseln. Besser hätte der Harburger Unternehmer und Investor Arne Weber die Reinkarnation des Bornemannschen Hauses an der Harburger Schloßstraße kaum in Szene setzen können. Die 60 geladenen Gäste erlebten eine Vernissage mit Dopplereffekt: Hier die teils knalligen Farben der großformativen Bilder – dort der Blick in die Geschichte eines Gebäudes, dem der Blaufärber Georg Ludwig Bornemann den Namen gab.

„Dann kam der Denkmalschutz . . .“

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Gewohnt originell ließ Weber den Werdegang dieses Projekts Revue passieren und machte gleich deutlich: „Egal was hier hängt – der Star ist das Haus!“ Dabei hatte es lange Zeit so ausgesehen, als würde das 1941 unter Denkmalschutz gestellte Gebäude eines Tages einfach zusammenbrechen. Weber: „Wir haben das Bornemannsche Haus 2006 gekauft. Es war in einem sehr verfallenen Zustand. Die Frage, ob man dieses Objekt sanieren könnte, beantworteten wir damals mit ‚Eher nicht‘. Wir dachten, das reißen wir einfach ab. Dann kam der Denkmalschutz . . .!“

Was folgte, waren Jahre der Planung und der Auseinandersetzung mit einer Behörde, die sich den Erhalt der historischen Gebäude auf die Fahnen geschrieben hat. Immer wieder wurden die Pläne verworfen, immer wieder kam es zu neuen Anläufen – schließlich sollten im Bornemannschen Haus Studentenwohnungen eingerichtet werden. Weber: „Das war unsere Idee. Also haben wir das Haus entkernt, das Fachwerk saniert, alles soweit standfest gemacht und ein Schild mit der Aufschrift ‚Unfallgefahr‘ aufgestellt. Aber dann kam alles anders: Kurz bevor wir die Wände mit Gipskarton verkleiden wollten, begannen wir, das alte Haus zu lieben. Und dann war schnell klar: 500 Jahre Geschichte – das müssen wir der Öffentlichkeit zugänglich machen.“

Fünfeinhalb Jahre dauerte es, bis das Haus im heutigen Zustand war. Seine Gäste lud Weber ein, die insgesamt drei Stockwerke zu erkunden: „Dort finden sie alte Holzkonstruktionen zum Streicheln.“ Seit Fazit: „Dieses Haus ist ein Kunstwerk.“

„Absoluter Gewinn für Hamburg“

Weber dankte den Unterstützern, die dafür gesorgt hatten, dass zwei Millionen Euro aus Bundesmitteln für den Erhalt des Baudenkmals beigesteuert wurden. Und er bedankte sich „sehr herzlich“ beim Amt für Denkmalschutz, mit dem es am Ende dann doch zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit gekommen war, was Jana Schiedek, Staatsrätin der Behörde für Kultur und Medien, in ihrem anschließenden Grußwort mit einem „kommt nicht oft vor“ kommentierte. Nach der „behutsamen und fachgerechten Sanierung“ sei das Haus nun ein echtes Schmuckstück – ein „absoluter Gewinn für Hamburg und Harburg“.wb

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 Nach einem internationalen „Open Artist Call“, einer offenen Ausschreibung, hatte es 650 Bewerbungen von Künstlern gegeben.
16 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden ausgewählt. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Juli (montags bis freitags 14 bis 18 Uhr sowie nach Absprache) zu sehen. Anschließend werden drei Künstler eine Soloausstellung bekommen.

>> Web: www.galerie1565.de