Citymanagement mit vielen Fragezeichen

Citymanagerin Melanie-Gitte Lansmann zeigt Mut zur Maske: Diese Aufkleber weisen Kunden in den Geschäften darauf hin, unbedingt Abstand zu halten und Mund-Nasen-Schutz anzulegen. Foto: CMH

B&P-GESPRÄCH Melanie-Gitte Lansmann über die Folgen der Corona-Krise für das Harburger Stadtleben

Wenn Konzerte, Feste, Events und das gesellschaftliche Miteinander nicht mehr funktionieren, dann wird die Luft dünn für Vereine und Veranstalter, die sich darauf spezialisiert haben, Menschen zusammenzubringen. Genau diese Erfahrung mussten Melanie-Gitte Lansmann und ihr Team vom Harburger Citymanagement machen, als sich abzeichnete, dass Deutschland auf den Shutdown zurast. Was nach dem 17. März passierte und wie der Ausstieg aus dem Ausstieg aussehen könnte, berichtet die
Citymanagerin im B&P-Gespräch.

„Die erste Veranstaltung, die ausfiel, war der verkaufsoffene Sonntag am 5. April. Alles war organisiert – Künstler, Bühne, Werbung. Die Plakate und Flyer waren gedruckt, die Pressekonferenz vorbereitet. Dann kam das Aus“, sagt Melanie-Gitte Lansmann. „Wir hatten alle Hände voll zu tun, um alles rückabzuwickeln.“ Doch das war erst der Anfang. Auch die Osteraktion, vorgesehen für den 11. April, war weitgehend vorbereitet. Und das Telefon stand nicht mehr still: „Unsere Mitglieder riefen uns an, wollten wissen, wie es weitergeht. Zugleich bereiteten wir uns darauf vor, die nötigen Auflagen für eine Wiedereröffnung von Läden zu erfüllen: Spuckschutzwände, Desinfektionsmittel, Masken. Dann die Info an die Mitglieder rausschicken, wo das alles zu bekommen ist. Parallel dazu die Aufkleber-Aktion zum Abstandhalten organisieren. Und so weiter. Man kann nicht sagen, dass wir durch Corona irgendwie weniger zu tun gehabt hätten – eher im Gegenteil.“

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Regelmäßige Telefonkonferenzen mit dem Vorstand von Citymanagement Harburg e.V. und den Akteuren in den anderen Hamburger Bezirken standen ebenfalls auf dem Zeitplan. Erschwerend kam hinzu, dass viele Entscheidungen sehr kurzfristig getroffen wurden und die entsprechenden Verordnungen entsprechend lange brauchten. Die Citymanagerin: „Ich habe an einem Freitagabend um 19.30 Uhr im Büro gesessen und die Mitglieder darüber informiert, dass die Geschäfte am Montag wieder geöffnet werden dürfen. Dann die Maskenpflicht und die 800-Quadratmeter-Regelung für Verkaufsräume. Das ging hier Schlag auf Schlag.“ Immerhin: Bis Ende Mai gab es im Umfeld des Citymanagements keine einzige coronabedingte Pleite, wohl aber eine Verschiebung von Konsumgewohnheiten: „Die Nahversorgungszentren haben in dieser Zeit mehr Zulauf gehabt – die Menschen durften ja auch nicht weg oder saßen im Homeoffice. Die Hamburger City wirkte dagegen fast wie ausgestorben. Für bestimmte Einzelhändler, die Gastronomie und die Hotels ist die Lage jedoch dramatisch.“

Was alles ausfällt oder auf der Kippe steht

Der Kollateralschaden, den das Virus im Harburger Stadtleben hinterlässt, ist dennoch weitreichend: Die für Ende August geplante Kulturveranstaltung „Sommer im Park“ ist abgesagt (eventuell gibt es eine digitale Alternative), die Opernübertragung am 5. September steht auf der Kippe, die „Nacht der Lichter“ am 18. September findet nicht statt, wobei noch überlegt wird, wenigstens den Lichter-Lauf zu retten. Das geplante Herbstfest am 27. September sollte im Rahmen der offiziellen Wiedereröffnung des neu gestalteten Sandes Leben in die Stadt bringen, wird aber wahrscheinlich auch ausfallen, eventuell werden nur die Geschäfte an dem letzten Sonntag im September öffnen. Einzig der Harburger Kulturtag am 8. November steht noch im Kalender – unter Pandemie-Bedingungen könnte er stattfinden. Melanie-Gitte Lansmann: „Wir hoffen, dass der traditionelle Weihnachtsmarkt stattfinden kann, aber auch das wissen wir nicht. Wenn sich die Lage weiter entspannt, wäre das vielleicht möglich, aber wer weiß das heute schon. Auch die Schausteller müssen ja irgendwie planen.“ 2020 – ein Jahr mit vielen Fragezeichen. wb

Web: https://www.citymanagement-harburg.de

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