Offshore-Industrie nutzt die Atempause

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Geht der Offshore-Industrie die Puste aus? „Nein“, sagt Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der BIS Bremerhaven: „Wir holen Luft für ,Windenergie 2.0‘.“

Zugegeben, besonders gut sind die Nachrichten aus der Windkraftindustrie nicht – zumindest wenn man den regionalen Sektor betrachtet. „Tatsächlich werden die Meldungen der Lage der Branche im nationalen und internationalen Zusammenhang nicht gerecht, sagt Wirtschaftsförderer Schnorrenberger. „Weltweit wächst die Nachfrage nach dieser Technologie. Und darin steckt eine realistische Chance für Bremerhaven, denn die Stadt ist nach wie vor ein besonderes Kompetenzzentrum für diese Technologie.“
Angesichts der immer drängenderen Appelle der Klima-Wissenschaftler, die Kohlendioxid-Emissionen schnell und drastisch zu senken, wächst das weltweite Interesse an der Windkraft. In Nord- und Südamerika und in Asien rücken Windparks immer stärker als Energiequelle für die Stromerzeugung in den Blickpunkt.

Im Ausland einen Namen gemacht

Während in Bremerhaven selbst die Skepsis gegenüber der einst bejubelten Technologie mittlerweile zum guten Ton zu gehören scheint, steht der Name der Stadt im Ausland nach wie vor als Synonym für besondere Kompetenz in der anerkannt klima- und umweltfreundlichen Stromerzeugung: „Wir registrieren weiterhin ein reges Interesse aus dem Ausland“, sagt Schnorrenberger: „Mittelfristig wird es auch in Deutschland wieder einen deutlichen Ausbau der Offshore-Windenergie geben“, ist der Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS überzeugt.
Sein Glauben an die Renaissance der Branche in Bremerhaven gründet sich nicht auf das Prinzip Hoffnung. „Ohne die Nutzung der Windenergie sind die Klimaschutzziele nicht zu erreichen und die Energiewende nicht zu schaffen“, betont Schnorrenberger.

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Kompetenzen in Bremerhaven

​Zudem kristallisieren sich viele weitere Aufgaben und Themen heraus, für die Bremerhaven besondere Kompetenz mitbringt – Schnorrenberger zählt unter anderem das Recycling von Windenergieanlagen und insbesondere der Rotorblätter dazu: „Dieses Thema hat auch für andere Industriezweige eine bislang unterschätzte Bedeutung.“ Der Wirtschaftsförderer kann sich gut vorstellen, dass entsprechende Konzepte und Technologien in Bremerhaven entwickelt werden: „Die Forschungskompetenz haben wir ja hier im Standort.“

Neubeginn ist nur eine Frage der Zeit

Wenn Schnorrenberger über den Windenergiestandort Bremerhaven spricht, gebraucht er deswegen gerne das Stichwort „Windenergie 2.0“. Der Neubeginn in der einst mit großen Erwartungen verknüpften Branche ist für ihn nur noch eine Frage der Zeit: „Die Anwendungsmöglichkeiten für die Windenergie nehmen rasant zu“, sagt er und verweist auf Themen wie E-Mobilität oder die Gewinnung von Wasserstoff als Speichermedium und Treibstoff.
Selbst wenn der Weg bis dorthin noch etwas länger ist – tiefe Lücken hat die angebliche Krise der Windkraft in die Bremerhavener Wirtschaftsstruktur nicht gerissen: „Alle Produktionshallen der Branche sind weiter voll.“