Der Kampf gegen Krebs ist Teamarbeit

Demonstration eines Eingriffs zur lokalen TumortherapieDemonstration eines Eingriffs zur lokalen Tumortherapie (v.l.): Chefarzt Dr. Kersten Mückner, Heike Klump, leitende MTRA im MVZ Klinik Dr. Hancken im EKS, und Nuklearmediziner Dr. Thomas Molwitz.

Die Diagnose einer Krebserkrankung ist fast immer eine traumatische Erfahrung. Doch Krebs beginnt seine Schrecken zu verlieren: Durch die großen Fortschritte in Diagnostik und Therapie sowie die engagierte Teamarbeit kompetenter Fachärzte gelingt es immer häufiger, die Krankheit zu heilen oder aufzuhalten.

Tatsächlich hat die medizinische Forschung gerade bei den Tumorerkrankungen deutliche Fortschritte erzielt: die Krankheit kann heute viel präziser diagnostiziert und behandelt werden. Eine Vielzahl von Methoden und Medikamenten stehen zur Verfügung, die gezielt auf die Art des Tumors allein oder in Kombination mit anderen Behandlungen abgestimmt sind und auch fortgeschrittene Erkrankungen noch positiv beeinflussen können. „Die moderne Krebstherapie ist interdisziplinär“, sagt der ge-schäftsführende Gesellschafter und Ärztliche Direktor der Klinik Dr. Hancken, Dr. Christoph Hancken. „Je mehr wir über die Entstehung und die Verläufe von Krebserkrankungen wissen, umso deutlicher zeigt sich, dass jede Krebsbehandlung das gesamte Wissen und die enge Kooperation vieler Spezialisten erfordert – alle Fachärzte der diagnostischen Radiologie, Pathologen, Chirurgen, Gynäkologen, Strahlentherapeuten und Onkologen“.

Immer häufiger werden aber auch die interventionellen Radiologen der Klinik Dr. Hancken in die Behandlung von Tumorpatienten einbezogen. Mit ihren präzisen minimalinvasiven Eingriffen über die Blutgefäße oder von außen durch Haut und Gewebe gelingt es dem Team um Dr. Kersten Mückner immer wieder, erstaunliche Erfolge durch die lokale Behandlung von kleinen Tumoren und Metastasen in der Leber oder Lunge zu erzielen. Dadurch können Krankheitsverläufe verzögert und manchmal sogar eine dauerhafte Remission erzielt werden, wie Dr. Kersten Mückner, Chefarzt des MVZ Klinik Dr. Hancken im Elbe Klinikum Stade an einem sehr speziellen Fall erklärt.

Ein ganz spezieller Fall 

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Entscheidend für den Erfolg einer Tumorbehandlung ist aber auch, dass die Patienten nicht aufgeben, sondern bereit sind, den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen. Auch in dieser Hinsicht ist die Krankengeschichte von Richard Walter (Name von der Redaktion geändert) sehr bemerkenswert. Der Patient war Anfang 2005 gerade 49 Jahre alt geworden, als bei ihm ein fortgeschrittener Darmkrebs diagnostiziert wurde. Eine große Metastase hatte sich bereits in der Leber gebildet. Eigentlich ein vernichtender Befund. Doch Richard Walter, Vater von drei Kindern, dachte nicht ans Aufgeben.

Die Behandlung begann zügig nach Diagnose mit einer Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern. Dann folgte die Operation, bei der der Enddarm entfernt und ein künstlicher Darmausgang gelegt wurde. Zur Behandlung der Metastasen verordneten die Onkologen der Klinik Dr. Hancken eine weitere Chemotherapie. Das Behandlungsziel war zunächst, die Lebermetastasen so zu verkleinern, dass sie operativ entfernt werden konnten. Nach zwei Zyklen Chemotherapie war die größte Absiedlung auf 5,3 Zentimeter geschrumpft, zwei kleinere Metastasen zeigten hingegen keine Veränderung. Weil Richard Walter von den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen – Fieber, Husten, Übelkeit oder Durchfall – weitgehend verschont geblieben war, wurde beschlossen, im August/September 2005 einen dritten Zyklus zu beginnen. Bis Ende Januar 2006 hatte Walter insgesamt sieben Chemotherapiezyklen bekommen. Mit einem überraschenden Erfolg: es waren bei der Ultraschalluntersuchung keine weiteren Metastasen zu erkennen. Seine Erkrankung war zwar nicht geheilt, aber auch nicht weiter fortgeschritten, die Ärzte sprechen in einem solchen Fall von einer stabilen Erkrankung. Dennoch setzten die Onkologen die Chemotherapie fort und auch die einst größte Lebermetastase hatte sich auf 3,3 Zentimeter reduziert.

Nach dem 12. Zyklus konnte die größte Lebermetastase im Oktober 2006 schließlich vom Chirurgenteam um Prof. Dr. Benno Stinner im Elbe Klinikum Stade operativ entfernt werden. Aber es gab doch einen Rückschlag: Wenig später hatten sich erneut Metastasen in der Leber gebildet. Im Januar 2007 wurde im interdisziplinären Tumorboard beschlossen, eine Lebermetastase durch Radiofrequenzablation zu zerstören. Dabei wird unter Röntgenkontrolle eine Sonde durch Haut und Bauchdecke an die Tumorabsiedlung geführt und die Metastase durch Hitze zerstört. Chefarzt Dr. Kersten Mückner hat diese lokale Krebstherapie im MVZ-Klinik Dr. Hancken am Elbe Klinikum Stade eingeführt und auch den erfolgreichen Eingriff bei seinem Patienten vorgenommen.

Lokale Chemotherapie brachte die Wende

Doch die Erleichterung währte nur kurz: im März 2007 hatte sich eine neue Metastase gebildet, die auch noch schnell größer wurde. Die Onkologen stellten die systemische Chemotherapie um. Walter erhielt nun eine Antikörpertherapie mit Erbitux, die mit dem Zytostatikum Irinotecan kombiniert wurde. Das Wachstum der Metastasen wurde schon während der ersten beiden Zyklen gestoppt. Als sich auch nach der dritten Behandlungsrunde die Tumorabsiedlungen weiter zurückgebildet hatten, sprachen die Ärzte endlich wieder von einer stabilen Erkrankung. Im April entfernte Dr. Mückner wiederum mittels Radiofrequenzablation die Restmetastase, die in der Nähe eines größeren Gefäßes lag.

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Dr. Kersten Mückner,

Dr. Kersten Mückner, Chefarzt im MVZ Klinik Dr. Hancken im Elbe Klinikum Stade.

Doch auch diesmal kehrte die Krankheit wieder zurück: Weitere Lebermetastasen entstanden und die Krankheit schien einen dramatischen Verlauf zu nehmen. Im Juni 2008 wandte sich Richard Walter wieder an Dr. Mückner. Das Gespräch, zu dem der Patient seine Frau und seine Kinder mitgebracht hatte, hat der erfahrene Radiologe nie vergessen.  Vor ihm saß ein Mann, der zwar von seiner Krankheit gezeichnet war, aber nicht nachgeben wollte: „Ich habe einen Familienurlaub gebucht, in vier Wochen soll es losgehen und Sie müssen dafür sorgen, dass ich das schaffe“. Es klang wie ein Deal, den der sehr mutige Patient mit seinem Arzt schließen wollte. Mückner erinnert sich noch gut an das Gänsehaut-Gefühl, das ihn überkam, als er die Herausforderung annahm. Es gab nur eine Möglichkeit, um den Krankheitsverlauf wenigstens für eine Weile zu stoppen. Eine hochdosierte, lokale Chemotherapie, bei der die Medikamente direkt – und ausschließlich – in die Leber transportiert werden.

Diese Chemoembolisation ist ein komplexes Verfahren und verlangt einen Facharzt mit großer Erfahrung in der interventionellen Radiologie. Denn bevor die hochdosierten Medikamente appliziert werden können, muss eine Kanüle bis an die Metastase geschoben und gleichzeitig dafür gesorgt werden, dass die Substanzen nicht in andere empfindliche Organe wie Magen oder Darm abfließen können. Der Eingriff gelang und der Patient konnte wie geplant mit seiner Familie nach Mallorca in die Ferien fahren.

Nach Walters Rückkehr zeigte sich, dass die Chemoembolisation tatsächlich das gewünschte Ergebnis gebracht hatte: Die Metastasen waren bereits kleiner geworden, neue Absiedlungen nicht zu erkennen. Die Ergebnisse wurden wieder ausführlich im interdisziplinären Tumorboard diskutiert. Das Gremium kam zu dem Entschluss, dass die Chemoembolisation noch einmal wiederholt werden sollte, um den Behandlungserfolg zu sichern. Im September führte Mückner auch diesen Eingriff durch. Wieder erholte sich der Patient relativ schnell. Dann begann das Warten.

Doch weder beim nächsten Termin noch bei allen anderen Untersuchungen seit jenem Herbst 2008 hat sich bis heute eine neue Metastase oder ein neuer Tumor gezeigt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:
 in der Klinik Dr. Hancken, Harsefelder Straße 8, in Stade: 0 41 41/604 0 und im
MVZ Klinik Dr. Hancken im Elbe Klinikum Stade: 0 41 41/97 15 51